Wenn von "großen Ereignissen" im Jahr 2024 die Rede ist, die "ihre Schatten vorauswerfen", dann könnte man an die Präsidentschaftswahl in den USA denken oder die Olympischen Spiele in Paris. Monumentale Momente, in denen Zeitgeschichte geschrieben wird. Wolfgang Nierhoff, Bürgermeister im oberfränkischen Pegnitz, meinte mit eben diesen Worten, die er kürzlich den Nürnberger Nachrichten (NN) sagte, aber ein ganz anderes Ereignis: den elften fränkischen Bratwurstgipfel. Der ist vielleicht nicht von weltumspannender Wichtigkeit, in seiner Bedeutung für die Region aber keinesfalls zu unterschätzen.
"Ganz Franken ist an dem Tag dabei", prophezeite denn auch Bernhard Sauer von der Handwerkskammer Oberfranken den NN. Zum Glück ist davon auszugehen, dass es sich bei dieser Voraussage um eine bewusste Übertreibung handelt, denn bei geschlossener Anreise der fränkischen Gesamtbevölkerung (4,1 Millionen Menschen) nach Pegnitz (13 736 Einwohner) würde am kommenden Sonntag wohl die Infrastruktur der Stadt (ein Bahnhof) zusammenbrechen. Aber für Begeisterung sorgt die Veranstaltung in Franken allemal. Man darf sie - diesmal ohne jede Übertreibung - sogar als identitätsstiftend bezeichnen.
Seit 2011 geht es, die zweijährige Corona-Unterbrechung mal ausgenommen, in Pegnitz um die Wurst, und zwar in zwei Kategorien: beste klassische Bratwurst und beste Kreativbratwurst. Im vergangenen Jahr kürten die Besucher, nach Angaben der Veranstalter gut 12 000, ein Produkt mit dem Namen Cheesy Gonzales zur schmackhaftesten Neuerfindung. Heuer stehen 16 Kreationen zur Auswahl, darunter neben einer Döner- auch eine Winzerbratwurst mit Weinaroma. Welche der klassischen Bratwürste die beste ist, entscheidet dagegen eine Jury, der neben Vertretern aus dem Fleischerhandwerk Bürgermeister und Landräte aus der Region angehören.
Für kostverachtende Zugezogene oder weißwurstvernarrte Altbayern mag all das schwer zu verstehen sein, beim Schirmherren des Bratwurstgipfels muss man dies nicht befürchten. Es handelt sich schließlich um einen Mann, dem beides bestens vertraut ist: Bratwürste ( vorzugsweise Nürnberger) und Gipfel ( Zugspitze, Corona, Asyl). Was Ministerpräsident Markus Söder allerdings davon hält, dass heuer in Pegnitz erstmals auch eine vegane Wurst auf dem Grill liegen wird, das ist nicht überliefert.