Mitten in Würzburg:Bei Söder geht es um die Wurst, in Würzburg eben nicht

Lesezeit: 2 min

"Ich esse gerne, man sieht es mir leider auch an": Markus Söder ist einer der prominentesten Fleischesser Bayerns. (Foto: Twitter/Markus_Soeder)

Der Hafensommer soll mit vegetarischem Speisenangebot auskommen und schon kocht ein Wurststreit hoch. Wenn da mal nicht der fleischliebende Ministerpräsident eingreifen muss.

Glosse von Katja Auer

Ministerpräsident Markus Söder hat am Donnerstag den familiengeführten Metzgereibetrieb Meyer GmbH & Co. KG in Nürnberg besucht und dekoriert mit allerlei Fleischwaren die Bedeutung des Metzgerhandwerks betont. Ein Leben ohne Bratwürste sei theoretisch möglich, aber sinnlos, O-Ton Söder.

Das war nicht nur ein Besuch, sondern ein Statement, zieht doch Bayerns oberster Vorkoster seit Monaten gegen die unseligen Grünen ins Felde, die den Bayern ihren Leberkäse verbieten wollen. Das sagt zwar gar keiner, aber wenn doch, dann kann dem CSU-Chef zumindest keiner nachsagen, dass er es nicht schon immer gesagt hätte.

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Drei im Weckla mag er besonders, schon aus Verbundenheit mit seiner Heimatstadt Nürnberg, aber der geneigte Follower hat ihn auch schon Schäufele, Lüngerl, Blut- und Leberwürste verzehren sehen. Auch mal Spargel oder einen Salat, damit die Vegetarier auf "gefällt mir" drücken.

Und nun, mitten im Wahlkampf, tobt ein Wurststreit ausgerechnet im Söder'schen "freien Süden", obwohl doch da im Gegensatz zum "Ampelnorden" jeder essen darf, was er mag.

Aber nicht so in Würzburg. Dort sollen die Besucher des beliebten Hafensommers gefesselt und mit fleischlosem Essensersatz zwangsernährt werden. So jedenfalls klingt es in der erregten Debatte. Bei genauerem Hinsehen hat das Kulturreferat beschlossen, dass nur vegetarische Speisen angeboten werden sollen bei den Hafensommer-Veranstaltungen. Zum einen, weil Würzburg schon in wenigen Jahren klimaneutral sein will, zum anderen weil das Fleischangebot schon bisher sehr gering und noch dazu kaum nachgefragt gewesen sei.

An Kulturkampf fühlt sich sogleich die FDP erinnert, Umgewöhnung argwöhnt der Mainpost zufolge die CSU und mahnt, dass der Mensch zum Verzehr von Heu und Wiesen nicht geeignet sei. Was im Internet noch alles geäußert wird, das sei gnädig verschwiegen.

Bislang ist Söder nicht angekündigt zur Eröffnung des Hafensommers, verwunderlich wäre das aber nicht, lässt sich doch im Wahljahr kaum ein Goldfischteich ohne die Anwesenheit des Ministerpräsidenten befüllen. Aber was dann? Würzburgs OB ist von der CDU, gegen den kann er schlecht wahlkämpfen. Aber er könnte zumindest Würzburgs grünem Klimabürgermeister demonstrativ ein paar Dosen Bratwurstgehäck mitbringen oder gleich Hubert Aiwanger, damit der den Würzburgern mal erklärt, was etwa mit einem Bauarbeiter passieren kann, wenn der immer nur Gemüse isst ("Wenn der nur einmal die Woche Fleisch kriegt und nur Salat, fällt er am dritten Tag vom Gerüst runter.") Damit sie mal sehen, was sie von ihrem Wurststreit haben.

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