Energiewende:Wasserstoff aus der Tiefe

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Für ihr Forschungsprojekt zur Speicherung von Wasserstoff im Boden haben Uniper und seine Partnerunternehmen eine separate Anlage auf einem eigenen Bohrplatz am Erdgasspeicher Bierwang aufgebaut. (Foto: Uniper Energy Storage)

Das inzwischen bundeseigene Unternehmen Uniper erprobt im Landkreis Mühldorf, ob sich seine Erdgasspeicher auch für andere Energieträger eignen.

Von Matthias Köpf, Unterreit

Es ist noch keine zwei Jahre her, dass sich auf einem entlegenen Areal in der Gemeinde Unterreit im Landkreis Mühldorf alles nur ums Erdgas gedreht hat. Als Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) im Mai 2022 hier vor die Kameras und Mikrofone getreten waren, da war der russische Überfall auf die Ukraine gerade drei Monate her und der Füllstand des tief unter ihren Füßen gelegenen Gasspeichers Bierwang betrug 28 Prozent. Seither ist schon der zweite Winter vorbei und alle deutschen Gasspeicher sind noch zu mehr als zwei Dritteln gefüllt. Trotzdem soll die Ära des Erdgases möglichst bald enden, auch am Speicher Bierwang.

Darum läuft hier seit dem Sommer ein Versuch, ob sich in dem porösen Gestein in der Tiefe stattdessen Wasserstoff speichern lässt. Für diesen Dienstag hat sich zumindest Aiwanger wieder in Unterreit angesagt, um sich über erste Ergebnisse zu informieren. "Es freut mich, dass die Versuche bisher gut verlaufen sind", sagte Aiwanger bei dem Besuch. "Das Ziel ist, dass langfristig Wasserstoff saisonal gespeichert und anschließend wetterunabhängig und bedarfsgerecht zur Verfügung gestellt werden kann."

Ganz ohne Erdgas geht gleichwohl auch bei diesem Versuch vorerst nichts. Denn der Wasserstoff, der mit seinen kleinen und leichten Molekülen weit flüchtiger ist, wird in Bierwang nicht in reiner Form in den Boden gepresst, sondern als Beimischung zu dem gewöhnlichen kohlenstoffhaltigen Erdgas. Die Techniker haben sich vorgenommen, den Anteil des Wasserstoffs von fünf über zehn auf 25 Prozent zu erhöhen. Gelagert wird das Gemisch in einem ehemaligen, längst ausgebeuteten Erdgasfeld - genau wie das seit 1975 hier gespeicherte Erdgas, aber von einem eigenen Bohrplatz aus und in einer eigenen, geologisch vom Erdgaslager abgekoppelten Schicht.

Für Aiwanger ist der Wasserstoff ohnehin eines seiner liebsten energiepolitischen Themen - auch als Treibstoff für Autos, wobei sich die Industrie da längst weitestgehend auf die E-Mobilität festgelegt hat. Doch beispielsweise die Chemieindustrie im nahen bayerischen Chemiedreieck wird große Mengen Wasserstoff und auch entsprechende Speicher brauchen, um mittelfristig auf fossile Rohstoffe für ihre Produkte verzichten zu können.

Und auch das Energieunternehmen Uniper, das als Folge des Kriegs in der Ukraine plötzlich ohne russisches Erdgas dastand, mit Steuergeld vor dem Zusammenbruch gerettet werden musste und inzwischen praktisch vollständig dem Bund gehört, will erklärtermaßen bis 2040 CO₂-neutral sein. Uniper betreibt den Gasspeicher Bierwang und führt das internationale Konsortium aus mehreren Unternehmen an, das dort nun das Speichern von Wasserstoff erprobt. Ob und wann sogenannte Porenspeicher wie Bierwang im großen Stil einsetzbar sein werden, ist offen.

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