Bundesliga:Schalke bebt und hofft

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Sepp van den Berg feiert den zwischenzeitlichen Ausgleich (Foto: Thilo Schmuelgen/Reuters)

Die Gelsenkirchener treffen gegen Bremen in der Nachspielzeit und holen drei extrem wichtige Punkte im Abstiegskampf, Freiburg und Leipzig gewinnen im Streben um die Champions-League-Plätze. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Anna Dreher, Gerald Kleffmann und Martin Schneider

FC Schalke 04 - SV Werder Bremen 1:1 (0:1), Tore: 0:1 Marvin Ducksch (18.), 1:1 Sepp van den Berg (81.), 2:1 Dominick Drexler (90.+2)

Die Lage war vor dem Spiel ernst: Durch den Sieg des VfB Stuttgart und durch das höllisch schwere Restprogramm mit drei Auswärtsspielen in Mainz, München und Leipzig (und einem Heimspiel gegen Frankfurt) musste der FC Schalke 04 dieses Heimspiel gegen Bremen faktisch gewinnen, um noch auf den Klassenverbleib hoffen zu dürfen. Und als Dominick Drexler in der Nachspielzeit erst den Bremer Siegtreffer mit einer Blockaktion verhinderte und kurz darauf das 2:1 für Schalke selbst schoss - da bebte die Arena dem Anlass entsprechend.

Die Partie begann aus königsblauer Sicht zunächst maximal unglücklich, denn Bremen nutzte seine erste Chance zur Führung. Nach einem Ballverlust kombinierten sich die Norddeutschen durch die ungeordnete Schalker Defensive, Marvin Ducksch traf erneut in Abwesenheit von Top-Torschütze Niclas Füllkrug. Schalke kam mit Mut aus der Kabine, Werder Torwart Jiri Pavlenka parierte einen strammen Fernschuss von Marius Bülter, dann traf Tom Krauß die Latte. Aber erst der eingewechselte Sepp van den Berg, der seit Oktober verletzt gefehlt hatte, erzielte den Ausgleich, den das ganze Stadion herbei bibberte. Und nach Drexlers Siegtreffer lagen sich alle Blauen in den Armen. Schalke muss trotzdem aus den restlichen vier Spielen Punkte holen. Aber die Hoffnung, sie fliegt noch durch die Luft im Norden von Gelsenkirchen.

VfB Stuttgart - Borussia Mönchengladbach 2:1 (1:0), Tore: 1:0 Serhou Guirassy (22.), 1:1 Julian Weigl (78., Handelfmeter), 2:1 Tanguy Coulibaly (83., Foulelfmeter)

Vor der Partie hatte Fabian Wohlgemuth, Sportdirektor des VfB Stuttgart, über Serhou Guirassy gesagt: "In den letzten Spielen hat man gesehen, wie wichtig er für uns ist." Am Samstag gegen Borussia Mönchengladbach erhielt Wohlgemut den nächsten Beleg dafür. Nach einer Ecke bekamen die Gladbacher den Ball nicht weg, der Ball landete bei Guirassy, der per Hacke zum 1:0 traf. Das Tor in der 22. Minute wurde auf Abseits überprüft - markierte dann aber den Grundstein für die vierte Partie ohne Niederlage unter Trainer Sebastian Hoeneß.

Aus den nächsten Chancen konnte keine Mannschaft etwas verwertbares machen, bis das Spiel noch kurios wurde. Nach Handspiel von Dan-Axel Zagadou gab es einen Elfmeter für Gladbach, den Julian Weigl zum 1:1 verwandelte. Arg lange mussten die VfB-Anhänger dem vermeintlich verlorenen Sieg aber nicht nachtrauern. Denn nur zwei Minuten später ging Tiago Tomas im Zweikampf mit Kō Itakura zu Boden - und es gab den nächsten Elfmeter. Der VAR überprüfte auch diese Szene, Itakura wurde des Feldes verwiesen - und Tanguy Coulibaly traf problemlos zum 2:1-Endstand. Dank des ersten Heimsiegs seit Mitte Februar sind die Stuttgarter nun auf Platz 15 gerutscht, der Klassenverbleib erscheint wieder wahrscheinlicher.

RB Leipzig - TSG Hoffenheim 1:0 (1:0), Tor: 1:0 Christopher Nkunku (28.)

Wenig überraschend war Leipzig, weiterhin Aspirant auf einen Champions-League-Platz, die deutlich bessere Mannschaft. Vor allem Christopher Nkunku wurde immer wieder in der Spitze bedient. Der französische Stürmer war nach einem Muskelfaserriss im linken Oberschenkel erstmals seit dem 23. Spieltag wieder so fit, dass er in der Startelf beginnen konnte. Eine erste Großchance vergab Nkunku noch, doch in der 27. Minute nahm er im Sprint einen Steckpass von Emil Forsberg auf und schob mit einem Linksschuss den Ball rechts unten ein. Hoffenheim, das gegen den Abstieg kämpft, fiel mit zwei, drei passabel vorgetragenen Offensivaktionen auf, doch wirkte harmlos.

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Der umstrittene, weil angeblich kremlnahe Oligarch Alischer Usmanow outet sich als großer Fan des FC Bayern. Zuvor waren Räume des Rekordmeisters und in der Allianz-Arena durchsucht worden - weil Usmanow dort mittels einer Loge Geld gewaschen haben soll.

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In der zweiten Halbzeit versuchte es Hoffenheim mit einer anderen Attitüde, stand höher, griff die Leipziger schon in deren Spielhälfte an, versuchte dem Gastgeber zuzusetzen. Gefährlich agierte die TSG jedoch kaum. Munas Dabbur fiel einmal mit einem Schlenzer aus 20 Metern auf. Im Bewusstsein des knappen Vorsprungs intensivierte RB seine Bemühungen nach vorne, Zählbares entsprang allerdings nicht mehr. Hoffenheim verteidigte immerhin solide, aber die Niederlage entspannt natürlich die angespannte Lage in der Tabelle kein bisschen. Leipzig bleibt nach dem Sieg im Rennen um eine Champions-League-Teilnahme.

1. FC Union Berlin - Bayer 04 Leverkusen 0:0

Die große Frage vor diesem Spiel war: Welche Kraft ist die größere? Union Berlins kolossale Heimstärke, die es noch keinem Bundesligisten in dieser Saison erlaubte, drei Punkte an der Alten Försterei zu gewinnen? Oder Leverkusens fast schon gruseliges Formhoch, die letzte Niederlage gab es am 19. Februar? Die Antwort: Beide sind gleich groß, sie neutralisierten sich nahezu vollständig.

Beiden war der Respekt vor dem Gegner anzumerken, überraschend war höchstens, dass Union zu Beginn die offensivere Mannschaft war. Leverkusen konterte, etwa in der 17. Minute über Florian Wirtz und Moussa Diaby. Auch in der zweiten Halbzeit fühlte man sich unweigerlich an die parallel stattfindende Schach-WM erinnert, bei der zwei strategische Großmeister namens Xabi Alonso und Urs Fischer sich unter großem Kampf auf Remis einigen. Wenn man das Haar in der Suppe suchen will, ist es ein kleiner Nachteil für Union, da die Köpenicker ja tatsächlich um die Champions League spielen. Und die beiden Konkurrenten aus Leipzig - und Freiburg haben ihre Spiele gewonnen.

1. FC Köln - SC Freiburg 0:1 (0:0), Tor: 0:1 Ritsu Doan (54.)

Der 1. FC Köln präsentierte sich wieder mal als Mannschaft, die ihren Fans einiges abverlangte. Einerseits begeisterte sie mit gutem Fußball, also vielen zielstrebigen, energischen Aktionen. Andererseits blieben reihenweise beste Chancen ungenutzt. Erst Davie Selke, dann Florian Kainz und Linton Maina hätten jeweils aus aussichtsreichen Positionen die Führung erzielen können. Nach einem Zusammenprall zwischen Kölns Eric Martel und Vincenzo Grifo blieben beide benommen liegen, die Partie wurde unterbrochen, doch nach einer Behandlung am Spielfeldrand kehrten die zwei zurück aufs Feld.

Freiburg, in der ersten Halbzeit noch mit eher graumäusigem Fußball, bewies gleich zu Beginn der zweiten Hälfte seine abgezockte Spielweise. Einen Eckball Grifos verlängerte Lucas Höler mit dem Kopf, Ritsu Doan staubte am zweiten Pfosten lauernd ab. Anschließend, wie cool kann man sein, zog sich der SC einfach wieder zurück, blieb bei vereinzelten Vorstößen nur sporadisch giftig und gönnte ansonsten den Kölnern das zweifelhafte Vergnügen, an der Freiburger Abwehr wiederholt abzuprallen. Sie ließen die Rheinländer ins Leere laufen. Die Breisgauer unterstrichen mit dem dritten Sieg in Serie nachhaltig ihre Ambitionen auf einen Champions-League-Platz. Köln kann trotz der Niederlage relativ beruhigt den letzten Saisonspielen entgegenblicken.

Eintracht Frankfurt - FC Augsburg 1:1, (1:0), Tore: 1:0 Elvis Rexhbecaj (25., Eigentor), 1:1 Ermedin Demirovic (58.

Eigentlich faszinierend, dass der Frankfurter Absturz - und anders kann man es kaum nennen - außerhalb Hessens noch kein großes Thema ist. Neun Bundesligaspiele nacheinander hat der Champions-League-Teilnehmer nicht gewonnen, die erneute Qualifikation für die Königsklasse ist praktisch unmöglich geworden. Das Team von Oliver Glasner sitzt in einem Formloch, tiefer als die Bankentürme am Main hoch sind. Und dann fehlte gegen Augsburg auch noch der beste Stürmer: Kolo Muani hatte Adduktorenbeschwerden.

Entsprechend sah das Spiel aus: Eine brutal zähe Angelegenheit mit dem dazu passenden Tor. Frankfurts Buta brach auf der rechten Seite durch, Elvis Rexhbecaj grätschte unglücklich in den Querpass - Eigentor. Und auch der Ausgleich passte perfekt ins Bild: Frankfurt agierte viel zu passiv, sowohl generell als auch speziell in der folgenden Situation. Ruben Vargas spielte den freien Ermedin Demirovic an, der mit einer eleganten Drehung das 1:1 erzielte. Unterm Strich steht ein Punkt, der Augsburg ein bisschen mehr hilft, die bayerischen Schwaben aber immer noch nicht vom Schrecken des Abstiegskampfes befreit. Drei Punkte Abstand sind es zum Relegationsplatz. Und Frankfurt? Kann sich voll auf den DFB-Pokal konzentrieren, am Mittwoch geht es zum Halbfinale nach Stuttgart.

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