Fußball-Bundesliga:Stuttgarts Lauf geht weiter, Musiala glänzt beim FC Bayern

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Seit nun acht Bundesliga-Partien ist der VfB Stuttgart ohne Niederlage. (Foto: Daniel Kopatsch/Getty Images)

Der VfB gewinnt auch gegen die TSG Hoffenheim. Gladbach hingegen erlebt nach dem Pokal-Aus den nächsten Dämpfer - und für Wolfsburgs Trainer Kovac dürfte es endgültig ungemütlich werden. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Anna Dreher, Volker Kreisl und Jonas Wengert

TSG 1899 Hoffenheim - VfB Stuttgart 0:3 (0:2), Tore: 0:1 Enzo Millot (16.), 0:2 Serhou Guirassy (45.), 0:3 Jamie Leweling (68.),

Sollten sie bei der TSG Hoffenheim auf den vermeintlichen Heimspielbonus gesetzt haben, werden sie schnell gemerkt haben, dass es an diesem Samstag kein Vorteil war. Die Fans des VfB Stuttgart traten so lautstark auf, dass sich ihre Spieler wohl wie in Bad Cannstatt gefühlt haben. Erst recht, als es nach gut einer Viertelstunde richtig laut wurde, weil Enzo Millot den VfB nach Vorlage von Serhou Guirassy in Führung brachte. Danach hatten die beiden noch weitere Chancen - die letzte Gelegenheit vor der Pause nutzte Guirassy zum 2:0. Den nächsten Treffer ließ Deniz Undav zwar liegen, dafür ließ sich später Stuttgarts Jamie Leweling in die Statistik eintragen, er traf nach der Pause zum 3:0.

Die Stuttgarter machten mit ihrer Spielweise deutlich, in welch überragender Form sie sich in der Bundesliga gerade befinden: Seit nun acht Partien sind sie ohne Niederlage, vier Auswärtsspiele haben sie inklusive Samstag gewonnen. Zudem hat der VfB seit dieser Woche mit Chris Führich, Undav, Maximilian Mittelstädt und Waldemar Anton gleich vier DFB-Nationalspieler in seinen Reihen. Sie verabschiedet der Klub nun als Tabellendritter mit 56 Punkten in die Länderspielpause.

Dass aber nicht alles prima ist, wurde beim 3:0-Sieg ebenfalls klar: Noch tobt ein Machtkampf. "Mitglieder verkauft und verraten - ihr hab zwei Wochen Zeit, diesen Fehler zu korrigieren", stand auf einem Banner. Ein Ultimatum also an den Aufsichtsrat um die neue Vorsitzende Tanja Gönner. Sie folgte auf Vereinspräsident Claus Vogt, nachdem der neue Anteilseigner Porsche sich eine personelle Veränderung an der Spitze des elfköpfigen Gremiums gewünscht hatte.

VfL Wolfsburg - FC Augsburg 1:3 (1:1), Tore: 1:0 Patrick Wimmer (9.), 1:1 Arne Maier (45.+2.), 1:2 Kristijan Jakić (61.), 1:3 Jakić (79.); Besondere Vorkommnisse: Rote Karte für Patrick Wimmer (45.)

Viel bitterer hätte die erste Halbzeit für den VfL nicht enden können: Patrick Wimmer vertändelte den Ball im Aufbauspiel gegen Kevin Mbabu. Der Augsburger lief aus halbrechter Position in Richtung Tor. Wimmer hielt und hielt und hielt - bis er seinen Gegenspieler vor der Strafraumgrenze zu Fall brachte. Schiedsrichter Timo Gerach zückte sofort die Rote Karte - eine strittige Entscheidung. Der herbeieilende VfL-Verteidiger Maxence Lacroix hätte einen möglichen Schuss wohl noch blocken können. Aber es blieb dabei. Zu allem Überfluss führte der fällige Freistoß zum 1:1: Arne Maier bekam den Ball vorgelegt und Wolfsburgs Kapitän Maximilian Arnold fälschte unhaltbar ins eigene Tor ab.

Der Ausgleich stellte eine Halbzeit auf den Kopf, die der VfL in allen Bereichen dominiert hatte. Rotsünder Wimmer - nach langer Verletzungspause erstmals wieder in der Startelf - hatte sein Team früh in Führung gebracht. Im weiteren Verlauf erspielten die Wölfe Chance um Chance; Augsburg hätte über ein zweites oder drittes Gegentor nicht klagen dürfen.

Nach der Pause übernahm der FCA dank Überzahl die Kontrolle. Kristijan Jakić schaltete nach einer Ecke am schnellsten und drehte die Partie nach einer guten Stunde. Der Kroate beließ es nicht bei seiner Torpremiere in dieser Saison, sondern traf auch noch zum 3:1 für die Gäste. Augsburg schielt nach dem vierten Sieg in Serie in Richtung Europapokal. Für Wolfsburgs Trainer Niko Kovac dürfte es nach nun elf Partien ohne Dreier endgültig ungemütlich werden.

SV Darmstadt - FC Bayern München 2:5 (1:2), Tore: 1:0 Tim Skarke (28.), 1:1 Jamal Musiala (36.), 1:2 Harry Kane (45.+1.), 1:3 Musiala (64.), 1:4 Serge Gnabry (74.), 1:5 Mathys Tel (90.+3.), 2:5 Oscar Vilhelmsson (90.+5.)

Torschützen unter sich: Jamal Musiala, Harry Kane und Serge Gnabry haben den Arbeitstag gegen Darmstadt zu einem erfolgreichen gemacht. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Die ersten Schüsse aufs Tor gelangen zwar dem FC Bayern, den ersten Schuss im Tor sicherte sich jedoch der SV Darmstadt. Nach einer Großchance in der 16. Minute (Reflexe von Jungvater Manuel Neuer noch intakt), traf nach knapp einer halben Stunde Tim Skarke. Lilien-Keeper Marcel Schuhen hatte den Treffer mit einem weiten Abschlag eingeleitet, Skarke schob aus sieben Metern flach ins lange Eck ein (Reflexe von Neuer halfen nicht). Würde heute am Böllenfalltor die Negativserie des Tabellenletzten von 18 sieglosen Spielen endlich enden, ausgerechnet gegen den Rekordmeister?

Ein paar Minuten hielt die Hoffnung auch dank einer konzentrierten Defensivleistung an. Aber dann lief Aleksandar Pavlović unaufhaltsam bis zur Grundlinie, der Ball landete bei Harry Kane und dann bei Jamal Musiala - der völlig frei ausgleichen konnte. Als dann kurz vor der Pause Kane traf, dämmerte den Gastgebern, dass dieser Tag für sie mit Spiel Nummer 19 ohne Erfolg enden dürfte. Und dann packte der bestens aufgelegte Musiala noch einen drauf: Dribbling an mehreren Darmstädtern vorbei, Schuss aus zehn Metern, Partie entschieden. Wenige Minuten später war er wieder nicht vom Ball zu trennen, bis er einen herrlichen Pass auf den eingewechselten Serge Gnabry spielte. Jubeln konnten beide Mannschaften jeweils noch einmal - mit dem größeren Effekt für die Münchner, die den Abstand zu Tabellenführer Leverkusen zumindest vorübergehend verkürzen können.

1. FC Heidenheim - Borussia Mönchengladbach 1:1 (0:1), Tore: 0:1 Robin Hack (9.), 1:1 Eren Dinkçi (66.)

Hätte sich für sein Ausgleichstor selbst ein Herzchen verdient: Eren Dinkçi traf sehenswert zum 1:1 für Heidenheim. (Foto: Sebastian Widmann/Getty Images)

Ein Heidenheimer in der deutschen Nationalmannschaft - das hätte man sich auf der Ostalb zu Saisonbeginn wohl nicht träumen lassen. Und doch: Jan-Niklas Beste wird in wenigen Tagen das DFB-Trikot tragen. Vorher stand für den Standardspezialisten aber Bundesligaalltag gegen Gladbach an. Gegen jene Borussia, die unter der Woche im Pokalviertelfinale so blamabel gegen Drittligist Saarbrücken ausgeschieden war.

Doch die Fohlen starteten gut in dieses Auswärtsspiel. Einen Konter nach gegnerischem Einwurf nutzte Robin Hack zur frühen Führung - es war der vierte Treffer des 25-Jährigen im dritten Spiel. Sicherheit gewannen die Gladbacher durch das Tor jedoch nicht. Je länger die Partie dauerte, desto besser spielte der Aufsteiger. Kurz vor der Pause pfiff Schiedsrichter Martin Petersen Foulelfmeter für Heidenheim - doch der VAR meldete sich und nahm die Entscheidung wegen vorherigem Abseits von Tim Kleindienst zurück.

Es war erstaunlich, wie dominant der FCH in der zweiten Halbzeit agierte. Der Liganeuling kesselte Gladbach im eigenen Strafraum ein, drückte vehement auf den Ausgleich. Ein Beste-Eckball nach dem nächsten segelte in den Sechzehner. Das 1:1 fiel dann aber nicht durch einen Standard, sondern nach einem Angriff mit One-Touch-Stafetten, den Eren Dinkçi mit einem platzierten Schuss in den Winkel veredelte. Die Heidenheimer wollten den Sieg unbedingt, aber ein Kleindienst-Kopfball (selbstverständlich nach einer Beste-Ecke) landete nur noch am Pfosten.

1. FC Union Berlin - Werder Bremen 2:1 (0:0), Tore: 1:0 Yorbe Vertessen (50.), 2:0 Brenden Aaronson (52.), 2:1 Mitchell Weiser (63.)

Tor und Vorlage: Brenden Aaronson (links) steuerte einiges zum Union-Sieg bei. (Foto: Sebastian Räppold/Matthias Koch/Imago)

Tore müssen bekanntlich nicht immer sein, um ein Fußballspiel interessant zu machen. Beim 2:1 von Union Berlin gegen Werder Bremen hatten ein zunächst etwas schlecht aufgelegter Schiedsrichter und die prägende Hand des Bremer Torhüters das Spiel bestimmt, das dann aber immer interessanter wurde - vor allem nach der Pause.

Als der Ball nach einer Ecke über Brenden Aaronson und Robin Gosens in den Strafraum kam, fiel er vor die Füße von Yorbe Vertessen, der ihn flugs unter die Latte schoss. Und während die Bremer die neue Lage noch verstehen wollten, stand es schon 2:0 - diesmal war es Aaronson selbst. Bremen versuchte dagegenzusetzen, und tatsächlich kam, auch wegen eines Berliner Fehlers, kurz darauf Weisers Anschlusstor zustande. Die Wende des Spieles gelang den Gästen aber nicht mehr.

1. FSV Mainz 05 - VfL Bochum 2:0 (1:0), Tore: 1:0 Jonathan Burkardt (45.+3., Foulelfmeter), 2:0 Burkardt (71.)

Erstes von zwei Toren: Jonathan Burkardt trifft gegen Bochums vom Elfmeterpunkt. (Foto: Harald Bremes/Imago)

Im Kampf um den Klassenverbleib hat Mainz 05 erstmals seit Ende Januar die direkten Abstiegsränge verlassen. Gegen den VfL Bochum gewann das Team von Trainer Bo Henriksen mit 2:0 (1:0) und zog am 1. FC Köln vorbei auf Rang 16. Vor nahezu ausverkauften Rängen traf Jonathan Burkardt doppelt, dabei verwandelte er für die Rheinhessen im fünften Anlauf den ersten Strafstoß dieser Spielzeit.

Der FSV zeigte nach der 1:8-Niederlage beim FC Bayern damit die gewünschte Reaktion und schlug Kapital aus dem Kölner 1:5 gegen RB Leipzig. Bochum hingegen kassierte die vierte Pleite nacheinander und muss als Tabellen-15. spätestens jetzt den Blick wieder nach unten richten - nach der Länderspielpause warten die Duelle mit Schlusslicht Darmstadt 98 und dem Vorletzten aus Köln.

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