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Kirchseeoner Perchtenlauf: Perchten sind „immaterielles Kulturerbe“

Tradition wurde von der Unesco ins Register „Gutes Praxisbeispiel“ aufgenommen

Kirchseeoner Perchtenlauf: Perchten sind „immaterielles Kulturerbe“

Die kunstvollen Masken kann man im Herbst wieder im Maskeum bewundern. Foto. Perschtenstiftung Kirchseeon

Den Kirchseeoner Perchtenlauf hat die Unesco im März in die Liste der immateriellen Kulturgüter mitaufgenommen, und zwar in das Register guter Praxisbeispiele. Das Fachkomitee lobte in seinem Mitteilungsschreiben, sowohl die Lebendigkeit der Kulturform als auch die Beteiligung der lokalen Bevölkerung. Neben dem Kirchseeoner Perchtenlauf als einzige Aufnahme aus Bayern in das Register wurden noch folgende Traditionen aufgenommen: „Bergsteigen in Sachsen“, „Finsterwalder Sangestradition“, Schwälmer Weißstickerei (Hessenstickerei), Technokultur in Berlin und der Apfelwein „Viez“. Insgesamt sind jetzt 150 Traditionen registriert. Dass die Kirchseeoner Perchten zum bayerischen Kulturerbe gehören, hat die Kommune bereits 2022 bestätigt bekommen. Damals wurde der Perchtenlauf in das Bayerische Landesverzeichnis aufgenommen. Vom Bayerischen Heimatministerium wurde der Aufnahmeantrag an die Unesco weitergeleitet.

Der Kirchseeoner Perchtenlauf fand im Winter 1954 zum ersten Mal statt. Gründervater war der unvergessene Hans Reupold. Seitdem gibt es die Umzüge, die in der Adventszeit und in den Raunächten in Kirchseeon und auch in der ganze Umgebung durchgeführt werden. Rund 80 Maskenläufer nehmen daran teil. Ein Perchtenzug setzt sich aus mehreren Gruppen von „scheena“ und „schiachen“ Perchten zusammen, die sich durch ihre jeweils typischen Masken und Gewänder unterscheiden. Neben den Gruselfratzen sieht man auch freundliche Masken. Und es gibt spezielle Namen für die jeweiligen Masken wie Musizierende, Klaubauf, Holzmandl, Schnadernschlenzernde. Diese wandern alle mit der doppelgesichtigen Frau Percht durch die Straßen der Gemeinde, tanzen, singen, sagen Sprüche auf. Die Prozession wird beleuchtet durch Fackeln, begleitet von Getrommel und Kuhglockengeschepper.

Die Kostüme, Masken, Requisiten und Abläufe sind teilweise an ältere Brauchgestalten und -formen angelehnt, aber auch neu erfunden.

Hinter dem Kirchseeoner Perchtenlauf stehen die Mitglieder der Perschten-Stiftung Kirchseeon und des Perschtenbund Soj. S sind das ganze Jahr über aktiv, denn neben dem Einstudieren der Tänze müssen auch die wertvollen Masken und Gewänder gepflegt und neu angefertigt werden. Die Kirchseeoner Perchten wollen aber nicht das Fürchten lehren, sie gelten als Glücksbringer, da sie mit ihren Ritualen symbolisch die Geister der Dunkelheit bannen und die Geister des Neubeginns wecken.

Seit 2021 ergänzt ein spezielles Perchten- Museum, das sogenannte Maskeum, die Tradition. Es ist in Kirchseeon im zweiten Obergeschoß der Schule in der Münchner Straße untergebracht. Hier erfährt der Besucher allerlei Hintergründe zum Brauchtum und kann die eindrucksvollen Masken aus nächster Nähe bestaunen.

Derzeit befindet sich das Museum allerdings bis zum Herbst in der Sommerpause kann aber jederzeit für extra Gruppenführungen gebucht werden.

pat

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