Dacia wittert Frühlingsluft

So sehr sich der Dacia Spring auch äußerlich verändert hat - unter dem Blechkleid steckt die Technik des Vorgängers mit Reichweiten um die 220 Kilometer. Fotos: Dacia

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Dacia wittert Frühlingsluft

Schon nach drei Jahren kommt der elektrische Spring neu - und er sieht richtig gut aus

Erst drei Jahre alt - und schon im zweiten Frühling. Aus dem Dacia Spring, der als optisch gewöhnungsbedürftiges Billig-Elektroauto anno 2021 an den Start ging, wird im Frühsommer 2024 ein Günstig-Stromer mit Charakter und respektablem Aussehen. 140.000 Exemplare, davon 31.000 in Deutschland, hat die rumänische Renault-Tochter von der ersten Generation verkauft. Das Facelift hat gute Chancen, genauso gut abzuschneiden. Warum? Weil es nach wie vor an Konkurrenz mangelt. Bezahlbare Elektromobilität hat nach wie vor Seltenheitswert. Stellantis bringt heuer mit dem Citroën C3 Electric immerhin ein Modell auf dem Markt, das unter 25.000 Euro kosten soll. Der eng damit verwandte elektrische Fiat Panda lässt noch bis Ende des Jahres auf sich warten und auch bei VW geht der ID.2 frühestens 2026 an den Start. Am Anfang stand Pragmatismus: Als Dacia ein bezahlbares Elektroauto plante, klopfte man einfach beim chinesischen Hersteller Dongfeng an. Abgesehen vom Blechkleid wurde flugs ein bereits bestehendes Modell adaptiert, als Dacia etikettiert, und für Preise knapp über 20.000 Euro angeboten. Da mag dem ein oder anderen deutschen Konzernvorstand ein mildes Grinsen über das Gesicht gehuscht sein. Ein rumänisches Auto mit chinesischen Wurzeln, und auch noch Elektro! Aber der Dacia Spring setzte sich durch. Noch dazu mit der mageren Leistung von 45 PS (später optional 65 PS) und einer kleinen Batterie (27,4 kwH netto) mit maximal 220 Kilometern Reichweite sowie einer Ausstattung, die man, wenn man freundlich sein will, als Askese bezeichnen kann. Noch nicht mal das Lenkrad konnte man verstellen. Bei der neuen Generation ist das (zumindest in der Höhe) jetzt möglich. Der Antriebsstrang wird hingegen komplett vom Vorgänger übernommen.

Deutlich aufgewertet wurde der Spring im Inneren. Bei den höheren Ausstattungen ist sogar ein 10-Zoll-Infotainment Display an Bord.
Deutlich aufgewertet wurde der Spring im Inneren. Bei den höheren Ausstattungen ist sogar ein 10-Zoll-Infotainment Display an Bord.

Beim Aussehen kann man nicht mehr von einem Facelift sprechen. Das ist schon eine veritable Transplantation: K und k, knackig und keck steht der Stromer jetzt auf der Straße. Blickfang sind die weißen stilisierten Straßenkarten im vorderen und hinteren Stoßfänger. Über eine Individualisierung je nach Wohnort des Käufers wird auch schon nachgedacht. Witzig ist auch das neue You-Clip-System, mit dem man nachträglich Zubehörteile wie Lampen oder Smartphone-Halter anbringen kann. Auch das Interieur präsentiert sich frischer. Weiße Akzentflächen geben dem Spring einen freundlichen Touch. Das markenbildende liegende Y findet sich nicht nur in den Scheinwerfern als Tagfahrlicht oder in den Heckleuchten, sondern auch auf dem Armaturenbrett. Ein besonderes Extra, das es normalerweise nicht in die Kleinwagen-Klasse schafft, leistet sich Dacia mit der Vehicle-to-Load-Funktion. Mit einem Adapter lässt sich der Auto-Akku anzapfen, zum Beispiel zum Aufladen des Elektro-Bikes. Dass sich jemand eine Espresso-Maschine zum Spaziergang in den Wald mitnimmt, dürfte eher selten sein. In den neuen Frunk unter der Motorhaube (35 Liter) passt der Adapter gut hinein. Weil wir gerade bei den praktischen Dingen sind: In den Ausstattungen „Essential“ und „Expression“ gibt es zwar einen 7-Zoll großen Digital-Tacho, für weitere Fahrzeugfunktionen kann man sein Handy koppeln. Bei „Extreme“ übernimmt ein 10-Zoll-Infotainmentsystem. Und auch bei den Assistenten hat Dacia nachgeschärft: Von der Verkehrszeichenerkennung über den Tempopiloten bis hin zur Einparkhilfe sind die wichtigsten Funktionen mit an Bord. Unser Fazit: Aus dem hässlichen Entlein ist ein stolzes Schwänlein geworden. Bei der Reichweite bleibt alles beim Alten - Dacia betont aber, dass die meisten Kunden ohnehin nicht mehr als 70 Kilometer am Tag fahren. Mit einem Gewicht von unter einer Tonne ist der Spring gut für einen Verbrauch unter 15 kWh. Bleibt der Preis: Die Renault-Tochter verspricht den günstigsten Stromer anzubieten. Wir schätzen: 22.000 Euro und vielleicht sogar noch darunter. rdf

TECHNISCHE DATEN

DACIA SPRING 65
Antrieb: Front
Spitzenleistung: 48 kW (65 PS)
Drehmoment: 113 Nm
0-100 km/h: 13,7s
V. max: 125 km/h
Akku-Kapazität: 26,8 kWh (netto)
Ladeleistung (max): 7,4 kW (AC)/33 kW (DC)
Verbrauch: 14,6 kWh/100 km
Reichweite: 220 km
Länge/Breite/Höhe: 3,70/1,58/1,52
Radstand: 2,42
Leergewicht/Zuladung: 948/250 kg
Kofferraum: 308-1.0041
Preis: noch nicht bekannt

Er­schie­nen im Ta­ges­spie­gel am 18.03.2024