Grünstein: Aussichtsloge vor dem Watzmann
Am Watzmann, dem Wahrzeichen des Berchtesgadener Landes, kommt man als ambitionierter Bergsteiger eigentlich nicht vorbei. Jeder möchte wenigstens einmal in seiner "Bergsteigerkarriere" dem Großen Watzmann auf die Spitze steigen, doch selbst das Hocheck als nördlichster - und einfachster - der drei Watzmanngipfel ist anspruchsvoll und erfordert Trittsicherheit und Schwindelfreiheit. Abgesehen davon, die Tour auf das Hocheck (2651 m) ist sehr lang. Selbst wer auf dem Watzmannhaus nächtigt und den Anstieg auf zwei Tage aufteilt, wird gefordert. Schließlich wartet zum Abschluss noch ein Abstieg über 2000 Höhenmeter - der Muskelkater in den Oberschenkeln hält tagelang an.
Diese Tour ist schön - und schön anstrengend. Viel Kraft für einen Blick auf die anderen Gipfel des Massivs bleibt da nicht. Doch selbst weniger trainierte Bergsteiger genießen die Sicht auf Watzmann, seine "Frau" und die dazwischen eingelagerten "Kinder" vom vorgelagerten Grünstein (1303 m) aus. Dieser ist für alle Bergwanderer ohne Probleme zu bewältigen.
Der gut beschilderte Anstieg beginnt malerisch am Königssee und führt an der Bob- und Rodelbahn entlang zu einer steilen Straße, die in Serpentinen schnell an Höhe gewinnt. Schon bald nach der Abzweigung zum neuen Isidor-Klettersteig geht es rechts in vielen Windungen zum Grünsteinhaus. Von hier aus ist es nur noch ein kurzes Stück bis zum Gipfel. Mit einem Schritt lässt man den Wald hinter sich, tritt hinaus auf den grasigen Gipfelrücken mit Kreuz und Bänken - und staunt: Auf der einen Seite begeistert der Blick über den Berchtesgadener Talkessel, auf der anderen der mächtige Watzmannstock.
Genau der richtige Platz, um in aller Ruhe den Postkartenblick zu genießen und sich an die Watzmannsage zu erinnern. Die besagt, dass das Land einst vom grausamen König Watzmann beherrscht wurde, der Furcht und Schrecken verbreitete. Nachdem er eine Bauernfamilie mit seinem Roß niedertrampelte und seine Hunde auf sie hetzte, fluchte die Bäuerin, dass Gott ihn und seine Familie in Felsen verwandeln solle. Und so steht der Watzmann samt Gattin und den sieben Kindern in riesige Felsen verwandelt und blickt als ewiges Wahrzeichen herab aufs Berchtesgadener Land.
Anfahrt
Auto: Auf der Salzburger Autobahn bis zur Ausfahrt Bad Reichenhall, über Reichenhall, Bischofswiesen und Berchtesgaden nach Königssee. Großer Parkplatz (gebührenpflichtig).
Öffentlich: Mit der Bahn nach Berchtesgaden und mit dem Bus nach Königssee.
Anforderung: Leichte Wanderung auf guten Wegen.
Zeit: 4 Std.
Karte: Alpenvereinskarte Bayerische Alpen BY 22, Berchtesgaden - Untersberg (1:25 000).
Einkehr: Grünsteinhütte (1220 m, www.gruensteinhuette.de)
Tourist-Info: www.koenigssee.com
Eines ist klar, die Zugspitze als höchster Gipfel Deutschlands ist einen Besuch wert. Doch die Berühmtheit hat ihren Preis: Für den kürzesten, wenn auch keineswegs einfachen Anstieg von Ehrwald über die Wiener-Neustädter-Hütte muss man mit mindestens fünfeinhalb Stunden rechnen - nur für das bergauf! Schneller geht es mit einer der Bergbahnen, die auf den Gipfel führen. Doch das kostet etwa 30 Euro für eine Berg- oder Talfahrt - ein Schnäppchen ist der Ausflug auf den Fast-Dreitausender keineswegs. Und auf dem berühmten Gipfel kann es eng werden, die Einsamkeit der Berge genießen Wanderer auf der Zugspitze nur selten.
Eine Lösung wäre eine Tour vis-a-vis, etwa auf den Kramer (1985 m). Ein perfekter Aussichtsberg mit einem der schönsten Blicke auf Zugspitze und Alpspitze. Den südöstlichen Eckposten der Ammergauer Alpen, der mit seinen steilen Wald-, Latschen- und Schrofenhängen über dem Garmisch-Partenkirchener Talkessel aufragt, erreicht man nur zu Fuß. Wobei, auch hier ist der Preis recht hoch - zumindest der körperliche Tribut: Für die Tour über die Stepbergalm benötigt man rund sieben Stunden (allerdings ist da der Abstieg bereits mit eingerechnet) - und es fließen viele Schweißtropen. Denn bei Sonnenschein verwandeln sich die Südhänge, über die der Anstieg verläuft, in eine riesige Sauna.
Vorbei an der Berggaststätte St. Martin wandert man auf dem ehemaligen Reitweg, den König Max II. einst zur Gamsjagd am Königsstand hatte anlegen lassen, zur Kanzel. Ein kleiner Eisensteg als Vorläufer der heute so beliebten Panoramaplattformen ragt hier ins Freie und bietet etwas Nervenkitzel und einen fantastischen Ausblick. Durch sonnige und im Sommer sehr heiße Latschenhänge führt der Steig auf die Kammhöhe, wechselt dort auf die Nordseite und erreicht schließlich das Gipfelkreuz des Kramers.
Und dort oben, beim einmaligen 360-Grad-Rundblick, beweist sich eindrucksvoll, dass das mächtige Massiv der Zugspitze einfach allen Nachbarbergen die Schau stielt - und der Kramer der perfekte Aussichtsberg dafür ist.
Anfahrt
Auto: Garmischer Autobahn bis Autobahnende und über Oberau, Farchant nach Garmisch-Partenkirchen. Parkplatz beim Gasthof Almhütte (785 m). Zufahrt von Garmisch-Partenkirchen Richtung Fernpass/Ehrwald bis kurz vor den Ortsausgang und bei der Abzweigung zur Osterfelderkopf- und Kreuzeckbahn (weist nach links) rechts über die Loisachbrücke Richtung Tierheim. Auf steiler Straße hinauf und am Tierheim vorbei zu einem kleinen Parkplatz kurz vor der Almhütte.
Öffentlich: Mit der Bahn bis Garmisch-Partenkirchen, mit dem Stadtbus zur Haltestelle Thomas-Knorr-Straße und zu Fuß an der Bayernhalle vorbei zum Kramerplateauweg.
Anforderung: Einfache, aber lange Rundtour mit großartigem Blick über den Garmischer Talkessel. Früher Aufbruch zu empfehlen, da ein Großteil des Anstiegs durch steile Südhänge verläuft.
Zeit: 6.30-7 Std.
Karte: BLVA UK 50-50, Werdenfelser Land (1:50 000).
Einkehr: Berggaststätte St. Martin (1040 m, martinshuette-grasberg.de), Stepbergalm (1583 m, stepberg-alm.de)
Tourist-Info: garmisch-partenkirchen.de
Die Kampenwand (1664 m) zählt zu den mit Abstand bekanntesten Bergen südlich des Chiemsees: wegen ihrer markanten Gestalt - und nicht zuletzt aufgrund eines so populären wie hintersinnigen Reimes. Der Spruch, "I gang so gern auf'd Kampenwand, wann i mit meiner Wampn kannt", lässt sich leider nur mit beträchtlichem Charme-Verlust ins Hochdeutsche übersetzen. "Ich stiege so gerne auf die Kampenwand, wenn ich dies mit meinem dicken Bauch könnte" klingt nun einmal holprig wie ein Geröllkar. Dabei ist es im Grunde kein allzu großer Aufwand, auf die Kampenwand zu steigen.
Die bunten Gondeln der Kampenwandbahn schweben von Hohenaschau bis hinauf auf 1467 Meter. In einer gemütlichen halben Stunde ist bereits die Steinlingalm erreicht und für die 220 Höhenmeter bis zum ziemlich groß geratenen Kreuz auf dem Ostgipfel braucht es dann nochmals eine halbe Stunde, etwas Trittsicherheit und gelegentliches Zupacken. Ein derart kurzer Gipfelsturm auf den "Kampen" dürfte sogar mit Wampn realisierbar sein.
Deutlich länger und anstrengender ist die Tour auf dem östlich gelegenen Hochgern (1748 m) - und genau deshalb ist es hier auch ruhiger. Doch die Aussicht auf Chiemsee und hinein ins Gebirge steht dem Blick von der Kampenwand in nichts nach.
Am schönsten ist der Anstieg von Marquartstein über die Schnappenkirche und die Nordseite - hier ist es an sonnigen Tagen nicht gar so heiß wie in der Südflanke. Nach der Forststraße zu Beginn führt ein wunderbarer Steig zur Schnappenkirche, die auf dem Gratrücken des Schnappenbergs steht und von der aus man einen ersten Traumblick hinaus ins Flachland genießt. Weiter geht es zur Staudacher Alm, einer malerischen Einkehrstation unter den steilen Nordhängen des Hochgern. Ab hier wird es anstrengend.
In vielen Serpentinen führt der Steinackersteig durch die Nordflanke auf den Westrücken des Hochgern und ehe man sich versieht, scheint das Gipfelkreuz zum Greifen nah. Entlang des Kammes wandert der Bergsteiger hinauf zum Kreuz, macht einen Abstecher zum Nachbargipfel mit kleiner Kapelle - und hat die Wahl: Zurück auf dem Anstiegsweg oder südseitig zum einladenden Hochgernhaus. Am besten bleibt man erst einmal sitzen und genießt den Blick hinaus zum Chiemsee, dem "Bayerischen Meer".
Anfahrt
Auto: Salzburger Autobahn bis zur Ausfahrt Übersee und über Staudach-Egerndach nach Marquartstein (546 m). Parkplatz bei der Burg (ca. 620 m).
Öffentlich: Mit der Bahn nach Prien, weiter mit dem RVO-Bus nach Marquartstein. Anforderung: Leichte Bergwanderung, die allerdings wegen des großen Höhenunterschiedes etwas Kondition erfordert. Bei Nässe ist der nordseitige Anstieg ab der Staudacher Alm recht rutschig, Trittsicherheit erforderlich.
Zeit: 5-6.30 Std. Karte: Alpenvereinskarte Bayerische Alpen BY 18, Chiemgauer Alpen Mitte - Hochgern - Hochfelln (1:25 000).
Einkehr: Staudacher Alm (1140 m), Hochgernhaus (1461 m, www.hochgernhaus.de)
Tourist-Info: www.marquartstein.de
Der Wendelstein ist zwar nicht der höchste Gipfel der Bayerischen Alpen, aber doch einer der auffallendsten: Mit markanter Form, 50 Meter hohem Sendemast, Wetterstation (seit über 100 Jahren!), Observatorium und dem malerischen, bereits 1890 erbauten Wendelsteinkircherl. Und dank Zahnradbahn und Seilbahn ist alles bequem zu erreichen. Entsprechend großes Gedränge herrscht auf dem kurzen Anstieg von den Bergstationen zum höchsten Punkt, einer großen Terrasse mit öden Betonplatten - Platz für eine gemütliche Rast im Grünen gibt es hier nicht.
Ganz anders schaut es gegenüber am Seebergkopf (1538 m) aus. Der passt bestens in die Voralpenidylle rund um Bayrischzell und bildet das grüne Gegenstück zum kargen Felshöcker des Wendelsteins. Der Anstieg folgt einem schönen Steig, der in vielen gut angelegten Serpentinen durch die stellenweise recht steile Nordflanke des Seebergs schnell an Höhe gewinnt und schließlich auf die Südseite wechselt.
Dort öffnet sich ein freundliches Almgelände bis zum Gipfel. Oben angekommen betrachten die Wanderer die Bayerischen Hausberge aus einer ganz neuen Perspektive, genießen die Rast auf den grünen Wiesenpolstern - und einen Traumblick auf den felsigen Wendelstein.
Anfahrt
Auto: Salzburger Autobahn bis Ausfahrt Irschenberg, durch das Leitzachtal nach Bayrischzell. Ausgeschilderter Parkplatz Seeberg kurz nach dem Ortsschild von Bayrischzell (800 m).
Öffentlich: Zugverbindung München - Bayrischzell, kurzer Spaziergang zum Ausgangspunkt.
Anforderung: Leichte Wanderung auf teils schmalen Steigen, die zum Auftakt durch einen nordseitigen, schattigen Wald führt, sich letztlich aber doch als Sonnentour entpuppt mit südseitigen Wiesenhängen.
Zeit: 4 Std.
Karte: Alpenvereinskarte Bayerische Alpen BY 16, Mangfallgebirge Ost - Wendelstein (1:25 000).
Tourist-Info: www.bayrischzell.de
In Mittenwald bestimmen Berge das Blickfeld: Östlich von Mittenwald ragen die Kalkmauern des Karwendels auf, westlich davon erhebt sich das Wetterstein und dazwischen breitet sich eine sanft geschwungene Hügellandschaft aus, die eher an ein Mittelgebirge als an die Alpen erinnert. Im Zentrum der Wald- und Wiesenlandschaft steht der Hohe Kranzberg. Der misst gerade einmal 1391 Meter und ist dennoch einer der schönsten Aussichtspunkte weit und breit. Der grüne Buckel mit den umliegenden Seenaugen bildet den passenden Kontrast zu den grauen, abweisenden Kalkmauern von Karwendel und Wetterstein - und ist eine ganz leichte Bergwanderung.
Mit einer nostalgischen Einersesselbahn schwebt man von Mittenwald zum Gasthaus St. Anton und wandert von dort in gemütlichen 45 Minuten auf den Aussichtsgipfel. Ringsum gibt es viel zu sehen sowie unzählige Wiesenplätze zum Rasten. Gleich unterhalb steht mit dem Kranzberghaus eine beliebte Einkehrstation mit großer Sonnenterrasse. Der krönende Abschluss ist der Abstieg zum Lautersee - wer Abkühlung sucht, findet sie hier.
Anfahrt
Auto: Garmischer Autobahn bis Garmisch-Partenkirchen, danach auf der B2 nach Mittenwald und den Wegweisern folgend zur Talstation des Kranzberg-Sessellifts (990 m, gebührenpflichtiger Parkplatz, www.gwmw.de).
Öffentlich: Mit der Bahn bis Mittenwald und mit dem Bus zur Talstation. Anforderung: Leichte Tour mit nur kurzem Anstieg, der über weite Strecken auf breiten und nicht allzu steilen Wegen verläuft.
Zeit: 2.30 Std.
Karte: BLVA UK 50-50, Werdenfelser Land (1:50 000)
Einkehr: Gasthaus St. Anton (1250 m), Kranzberg Gipfelhaus (1380 m, Informationen über das Kranzberghaus finden Sie hier)
Tourist-Info: www.mittenwald.de