Geopolitik:Brics-Gruppe will sich um sechs Mitglieder vergrößern

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Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa am Dienstag während des 15. Brics-Gipfels in Johannesburg. (Foto: GIANLUIGI GUERCIA/AFP)

Dem Klub gehören bislang Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika an. Nun kommen zum 1. Januar Saudi-Arabien, Iran, die Vereinigten Arabischen Emirate, Argentinien, Ägypten und Äthiopien dazu.

Von Paul Munzinger, Johannesburg

Brics bekommt Zuwachs. Die Staatengruppe, der bislang Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika angehören, beschloss auf ihrem Gipfel in Johannesburg die Aufnahme von sechs neuen Mitgliedern. Diese sind: Argentinien, Ägypten, Äthiopien, Iran, Saudi-Arabien und die Vereinigten Arabischen Emirate. Die Staaten werden als gleichberechtigte Vollmitglieder aufgenommen, ihre Mitgliedschaft beginnt am 1. Januar 2024. Die Gruppe wächst damit von fünf auf elf Mitglieder an.

"Diese Erweiterung ist historisch", sagte Chinas Präsident Xi Jinping bei einer Pressekonferenz am Donnerstag in Johannesburg. Die Entscheidung, betonte er, sei einstimmig gefallen. Brasiliens Präsident Luiz Inácio Lula da Silva sagte, die Erweiterung stärke den Glauben vieler Staaten in eine multipolare Weltordnung. Die Brics-Staaten hätten "unterschiedliche Sichtweisen, aber eine gemeinsame Vision für eine bessere Welt", sagte Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa, der Gastgeber des diesjährigen Gipfels. Er kündigte an, dass dieser ersten Erweiterung weitere folgen sollen.

Die Staats- und Regierungschefs der Brics-Staaten hatten sich schon zuvor grundsätzlich auf eine Erweiterung der Gruppe verständigt. Über die Modalitäten konnten sie allerdings zunächst keine Einigkeit erzielen. Die eigentlich für Mittwoch geplante Verabschiedung der Abschlusserklärung des Gipfels in Johannesburg wurde kurzfristig vertagt, Ramaphosas Pressekonferenz verschoben. Es gebe noch Diskussionsbedarf, hieß es.

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Erfolg für China

Dass die Staaten sich nun doch auf eine so große Erweiterung einigen konnten, ist vor allem ein Erfolg für China. Präsident Xi Jinping hatte seit Jahren auf eine Vergrößerung von Brics gedrungen und war dabei von Russland unterstützt worden.

Brasilien und Indien dagegen hatten sich einer Erweiterung lange Zeit widersetzt. Ein Zuwachs könnte, so ihre Befürchtung, ihren eigenen Einfluss schmälern und den Einfluss Chinas sowie die antiwestliche Ausrichtung der Gruppe weiter vergrößern. Insbesondere die nun beschlossene Aufnahme des US-Erzfeinds Irans als neues Mitglied ist vor diesem Hintergrund bemerkenswert.

Durch die Erweiterung verstärkt Brics insbesondere seine Präsenz zwischen dem nordöstlichen Afrika und Südasien. Mit Äthiopien, Ägypten, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Iran kommen fünf der sechs neuen Mitglieder aus diesem Teil der Welt. Zugleich verschafft die Erweiterung Brics eine Reihe neuer regionaler Rivalitäten. Brasilien wird innerhalb der Gruppe künftig auf seinen Nachbarn Argentinien treffen, Saudi-Arabien auf Iran, Äthiopien auf Ägypten. Bereits jetzt stehen sich China und Indien gegenüber.

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