David Bowie
Das Jahr beginnt mit einem Abschied. Am 10. Januar, zwei Tage nach der Veröffentlichung seines neuen Albums "Blackstar", stirbt David Bowie an Krebs. Der Brite, der 1947 als David Robert Jones auf die Welt kam, hat zu diesem Zeitpunkt fast ein halbes Jahrhundert lang Musikgeschichte geschrieben. Den ersten Erfolge hatte er 1969 mit dem Song "Space Oddity", der endgültige Durchbruch kam wenig später mit dem Album "The Rise and Fall of Ziggy Stardust and the Spiders from Mars", dann folgten unzählige Hits wie "Young Americans" oder "Let's Dance". Im Song "Heroes" erzählte er von einer Liebe im geteilten Berlin, wo er selbst mehrere Jahre lebte. "Blackstar" wurde zu Bowies Abschiedsalbum - und ein Konzert, an dem er einige Wochen später selbst hätte teilnehmen sollen, zu einer öffentlichen Trauerfeier mit Tributen von Musiker-Kollegen wie Debbie Harry, Joseph Arthur oder Michael Stipe. Zum Nachruf
Alan Rickman
Vier Tage nach Bowies Tod kommt die nächste traurige Meldung aus Großbritannien: Alan Rickman, in jüngerer Vergangenheit vor allem als düsterer Severus Snape in den Harry-Potter-Filmen zu sehen, ist im Alter von 69 Jahren gestorben, auch er an den Folgen einer Krebserkrankung. Rickman hatte erst spät mit der Schauspielerei begonnen. Als er 1987 zum ersten Mal in Hollywood vorsprach, war er bereits 41. Doch der Erfolg kam schnell. 1988 spielte Rickman den deutschen Terroristen Hans Gruber in "Stirb langsam". Es folgten mehrere Rollen als Bösewicht. Freundlicher zeigte er sich 1995 in "Sinn und Sinnlichkeit" als melancholischer Colonel Christopher Brandon sowie 2003 in "Tatsächlich...Liebe" als leicht verführbarer Verlagsleiter. Den zwielichtigen Zauberer Snape gab er zum ersten Mal im Jahr 2001, elf Jahre später sagte er über seine letzte Harry-Potter-Szene im SZ-Interview: "Es ist ein bisschen, als ob du deinen Körper verlässt, auf dich selbst hinabblickst und dir sagst: Dies hier ist jetzt zu Ende. Aber ein Schauspielerleben steckt voller letzter Tage - ein Projekt endet, das nächste beginnt." Zum Nachruf
Roger Willemsen
Anfang Februar verliert Deutschland einen seiner bekanntesten Intellektuellen. Roger Willemsen erliegt im Alter von 60 Jahren seinem Krebsleiden. Eigentlich wollte der promovierte Literaturwissenschaftler nie zum Fernsehen - dann war es seine Interviewreihe "0137" beim Bezahlsender Premiere, die ihn bekannt machte. Von 1991 an moderierte er die Sendung im Wechsel mit Sandra Maischberger. Später kamen weitere Formate hinzu, etwa die Talkrunde "Willemsens Woche" im ZDF. Willemsen sprach mit Bankräubern und Menschenfressern, mit Audrey Hepburn und Yassir Arafat und wurde dafür vom Publikum gefeiert. Daneben produzierte er Dokumentationen, Themenabende und Preisverleihungen, probierte sich erfolgreich als Regisseur - und blieb dem Schreiben treu. Zuletzt erregte sein Bestseller "Das Hohe Haus" Aufsehen, für das Willemsen ein Jahr lang das Geschehen im Bundestag als Zuhörer verfolgt hatte. Zum Nachruf
Harper Lee
Als Harper Lee im Jahr 1960 ihr Buch "Wer die Nachtigall stört" veröffentlichte, wurde sie vom Erfolg überrascht. Nie habe sie damit gerechnet, dass sich ihre Geschichte über Rassenprobleme im Amerika der Dreißigerjahre plötzlich millionenfach verkaufen würde, sagte sie später. Die Autorin reagierte mit einem Rückzug ins Private und in ihre Heimatstadt Monroeville im US-Bundesstaat Alabama. Für die "Nachtigall" hatte sie den Pulitzerpreis erhalten, die Bücher, an denen sie später arbeitete, hielt sie nicht für veröffentlichungswürdig. Dafür half sie ihrem Jugendfreund Truman Capote mit den Recherchen zu seinem Roman "Kaltblütig". Über Jahrzehnte hinweg hörte die Öffentlichkeit nichts mehr von Lee. Ihr Buch aber fand seinen Platz im Kanon der amerikanischen Literatur, gehört heute vielerorts zur Schullektüre. Im Jahr 2015 dann gab es plötzlich wieder Aufregung um die Autorin. Wegen eines Romans, den sie vor der "Nachtigall" geschrieben hatte und der nun überraschend wieder aufgetaucht war. Angeblich, weil eine Mitarbeiterin ihn unter anderen Manuskripten gefunden hatte, eine Geschichte, die viele für einen PR-Coup hielten. "Gehe hin, stelle einen Wächter" ist eine frühe Fassung der "Nachtigall" - und entzauberte deren Protagonisten ein Stück weit. Harper Lee dagegen blieb bis zu ihrem Tod für viele geheimnisvoll, eine Art lebende Legende. Am 19. Februar verstarb sie im Alter von 89 Jahren. Zum Nachruf
Peter Lustig
Ob Peter Lustig wusste, dass er Generationen von Kindern prägen würde, als er 1979 die Moderation der ZDF-Sendung "Pusteblume" übernahm? Und dass der nachhaltige Lebensstil, den er propagierte, einmal so viele Anhänger finden würde wie heute, in der Zeit von Ökostrom und Urban Gardening? Von 1982 an hieß die Sendung "Löwenzahn", das Konzept blieb das gleiche: Der studierte Elektrotechniker Lustig erklärt seinem jungen Publikum in Latzhose und Nickelbrille, wie der menschliche Körper aufgebaut ist, welche Temperatur im Inneren der Erde herrscht oder warum man nicht zu viel Zucker essen sollte. Themen aus Natur und Technik, einfach und verständlich aufbereitet von einem Mann, der in einem Bauwagen wohnt - das war eine Idee, die 25 Jahre funktionierte. Und die wahrscheinlich noch viel länger funktioniert hätte, doch Lustig, der große Tüftler, hatte 2005 genug. 2007 ließ er sich noch ein Bundesverdienstkreuz anheften, dann wurde es stiller um ihn. Am 23. Februar starb Peter Lustig im Alter von 78 Jahren in Schleswig-Holstein im Kreis seiner Familie. Dass er Kinder nicht leiden konnte, wie es nach dem Jahrtausendwechsel oft hieß, ist übrigens falsch, wie dieser Text belegt. Zum Nachruf und zu den besten "Löwenzahn"-Folgen
Umberto Eco
"Alle meine Bücher handeln von Büchern", sagte Umberto Eco einmal und das gilt besonders für seinen größten Erfolg, "Der Name der Rose", in dem ein Buch sogar zum Mordmotiv wird. Aber Eco war mehr als der Urheber dieses einen Romans. Er war Kinderbuchautor, witzig-subversiver Kulturkritiker und Essayist, politisch-moralische Instanz in Italien und vor allem eine akademische Koryphäe. 1932 in Alessandria im Piemont geboren, studierte Eco in Turin Philosophie und Literatur und promovierte 1955 über Thomas von Aquin. 1975 erhielt er an der Universität in Bologna eine Professor für Semiotik, der Wissenschaft, die sich mit Zeichensystemen aller Art beschäftigt. Schon 1962 veröffentlichte Eco seine Kunsttheorie "Das offene Kunstwerk", 1968 folgte seine "Einführung in die Semiotik", die bis heute als Standardwerk gilt. 1980 dann wurde er mit dem Mittelalterroman "Der Name der Rose" über Wissenschaftskreise hinaus schlagartig einer Weltöffentlichkeit bekannt. Die opulente Verfilmung mit Sean Connery wurde in vielen europäischen Ländern ein Kinohit. Es folgten noch zahlreiche Romane und theoretische Schriften. Dabei gehörte Eco trotz seiner phänomenalen klassischen Bildung nie zu den Intellektuellen, die sich naserümpfend über alles erheben, was nicht in ihr abgesegnetes Curriculum passt. Zu seiner Leidenschaft für Kriminalromane bekannte er sich beispielsweise freimütig. "Es liegt daran, dass ich ein ehrlicher Mensch bin", sagte er dazu. Am 19. Februar starb Umberto Eco im Alter von 84 Jahren in Mailand. Zum Nachruf und zum Roman "Der Name der Rose"
Guido Westerwelle
Guido Westerwelle hat die FDP zum besten Wahlergebnis ihrer Geschichte und anschließend in die Bedeutungslosigkeit geführt. Er hat sich an die Macht geputscht und wurde am Ende selbst von der Spitze verdrängt. Wahrscheinlich hat noch nie ein Politiker gleichzeitig so viel Licht und so viel Schatten in eine Partei gebracht. Neben Gregor Gysi und Joschka Fischer gehörte Westerwelle sicher zu den stärksten Rednern im Bundestag. Er war witzig, schlagfertig, scharfzüngig und unterhaltsam. Und dennoch: Nie gab es einen Außenminister, der in der Bevölkerung so unbeliebt war. Erst als die Nachricht umging, Westerwelle leide an Leukämie, entdeckten die Deutschen ihre Sympathie für den Menschen Guido Westerwelle. Am 18. März erlag er dem Krebs. Zum Nachruf
Johan Cruyff
Er gilt als einer der besten Fußballer der Geschichte. "König Johan" nannten sie ihn, obwohl er 1947 in einem kriegsruinierten Arbeiterviertel im Osten Amsterdams geboren wurde, als Hendrik Johannes Cruijff. Wie kein Zweiter hat der Niederländer den Fußball revolutioniert: Als Spieler, als Trainer, als Funktionär, als Kolumnist, als Polemiker - in Amsterdam und mehr noch beim FC Barcelona. Mit den Niederlanden wurde er 1974 Vize-Weltmeister. Am 24. März erlag Johan Cruyff seinem Krebsleiden. Er wurde 68 Jahre alt. Zum Nachruf
Roger Cicero
Der Jazz-Sänger machte mit seiner Mischung aus Pop, Jazz und Swing, gewürzt mit Wortspielereien, den deutschsprachigen Swing salonfähig. 2007 gewann er den Musikpreis Echo als bester Rock/Pop-Sänger. Markenzeichen von "Mr. Swing" war sein obligatorischer Hut. Am 24. März starb Cicero mit nur 45 Jahren in Hamburg.
Zaha Hadid
Sie war die erste Frau, die es in die durch und durch männliche Liga der Stararchitekten schaffte: Zaha Hadid, geboren 1950 in Bagdad, hatte als junge Frau zunächst Mathematik in Beirut studiert, dann lernte sie an der renommierten Londoner Architectural Association, wo sie unter anderem von Architektur-Koryphäe Rem Koolhaas unterrichtet wurde. Mit ihm sollte sie später auch einige Zeit zusammenarbeiten. In Großbritannien gründete Hadid ihre eigene Firma, mit der sie im Laufe der Jahre ihre futuristisch anmutenden Entwürfe umsetzte. Darunter das Olympische Schwimmstadion in London, das Nationalmuseum für moderne Kunst in Rom sowie das Hochhaus Galaxy Soho in Peking. Der Stadt Innsbruck bescherte die Architektin die vermutlich schnellste Skischanze der Welt, Wolfsburg ein futuristisches Wissenschaftszentrum und Weil am Rhein eine Feuerwache auf dem Gelände der Designfirma Vitra. 2004 wurde Hadid als erste Frau mit dem Pritzker-Preis geehrt, der weltweit wichtigsten Auszeichnung für Architektur. Am 31. März 2016 stirbt Zaha Hadid in einem Krankenhaus in Miami, an einem Herzinfarkt. Es heißt, sie sei dort wegen einer Bronchitis behandelt worden. zum Nachruf
Hans-Dietrich Genscher
Wenn man an die Deutsche Einheit denkt, dann denkt man zuerst an Helmut Kohl und dann: an Hans-Dietrich Genscher. Er war der Außenminister der Einheit. Am Abend des 30. September 1989 schreibt er sich mit einem unvollendeten Satz in die deutsche Geschichte ein. Auf dem Balkon der deutschen Botschaft in Prag sagt er vor tausenden wartenden DDR Flüchtlingen: "Wir sind heute zu Ihnen gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass heute Ihre Ausreise..." Der Rest geht im Jubel der Menschen unter. Es ist der Anfang vom Ende der deutschen Teilung. Mit Genscher verliert Deutschland einen seiner bekanntesten und populärsten Politiker. 33 Jahre lang hat er die Bundesrepublik als Abgeordneter im Bundestag geprägt. 23 Jahre stand er verschiedenen Ministerien vor. Am 31. März starb Genscher im Alter von 89 Jahren. zum Nachruf
Prince
Als Ende April Prince starb, sah alles nach einer Heldendämmerung des Pop aus. In den letzten Tagen des Jahres 2015 war Lemmy Kilmister gegangen, und 2016 hatte sich der Tod binnen vier Monaten zwei der ganz Großen geholt. Erst David Bowie und dann auch noch Prince Rogers Nelson, geboren am 7. Juni 1958 in Minneapolis. Ein Ausnahmemusiker, ein Alleskönner, eine eigene sexuelle Revolution. In den Songs von Prince flossen Genregrenzen, Sexualitäten und Geschlechterrollen ineinander - zum großen, oft eigenwilligen Kunstwerk eines Selbstermächtigers und Selbstverzauberers. Ob unter dem Namen Prince, als unaussprechliches Symbol oder - aufgrund von Labelstreitigkeiten - als Artist formerly known as Prince. Oder als sein rüschenreiches Selbst im schwulstig schönen Film "Purple Rain". Sieben Grammys hat Prince für seine Songs gewonnen. Der Pop ist 2016 nicht untergegangen, aber er ist ein klein wenig düsterer geworden. Zum Nachruf
Muhammad Ali
Am 3. Juni tritt einer der Größten in der Geschichte des Sports ab: Die Boxlegende Muhammad Ali litt bereits seit Jahren an Parkinson und verstarb im Alter von 74 Jahren in einem Krankenhaus bei Phoenix, der Hauptstadt des US-Bundestaates Arizona. Ali war dreifacher Weltmeister im Schwergewicht und 1960 Olympiasieger im Halbschwergewicht. Sein Boxstil galt als revolutionär - er bewegte sich leichtfüßig im Ring, fast schon tänzelnd. Der Boxer mischte sich auch politisch ein: Er wurde zum Symbol der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den sechziger Jahren und sprach sich öffentlich gegen den Vietnamkrieg aus. Schlagzeilen machte Ali auch mit seinem Übertritt zum Islam: Im Jahr 1964 legte der Boxer seinen Geburtsnamen Cassius Clay ab, bekannte sich zur "Nation of Islam" und nannte sich Muhammad Ali. Zum Nachruf
Götz George
Mit Götz George starb einer der großen deutschen Schauspieler. Einer, der es sich nie leicht gemacht hatte. Mit elf Jahren stand er erstmals auf der Bühne, war in Winnetou-Verfilmungen ebenso zu sehen wie in Romanzen mit Romy Schneider. Aber endgültig bekannt wurde George erst in den Achtzigern - als Horst Schimanski. Mit ihm erfand George einen ganz neuen Typ des Tatort-Kommissars: Einen, der auf Konventionen pfeift und, wenn es sein muss, auch mal zuschlägt. Von 1981 bis 2013 verkörperte George den Haudrauf-Kommissar, der unter anderem Til Schweiger als Vorbild für seinen Panzerfaust-Kommissar dient. George konnte aber auch urkomisch sein, wie er in "Schtonk!" oder "Rossini" zeigte, oder diffizile Charaktere wie KZ-Arzt Mengele oder den homosexuellen Massenmörder in "Der Totmacher" verkörpern. Seine letzte große Rolle war eine ganz persönliche - die seines Vaters Heinrich, der als Schauspieler während der Nazi-Zeit umstritten war. Er starb am 19. Juni, wenige Wochen vor seinem 78. Geburtstag. Zum Nachruf
Bud Spencer
Acht Tage später starb der Mann, den sie Mücke nannten. So lautet der Titel einer der bekanntesten Filme von Bud Spencer. In den Siebzigern prägte der Schauspieler zusammen mit Terence Hill den Italo-Western. Als ungleiches Duo prügelten sich die beiden durch Slapstick-Filme wie "Vier Fäuste für ein Halleluja" und "Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle". Das Prinzip war simpel: Spencer agierte stark und behäbig, Hill gewieft und flink. Die Süddeutsche Zeitung nannte Bud Spencer und Terence Hill die "Nachkriegsversion des Laurel-und-Hardy-Prinzips". Vor allem in Deutschland erlangten die beiden Kultstatus. Zum Film kam Carlo Pedersoli, wie Bud Spencer eigentlich hieß, nur zufällig. In den 50ern Jahren war der gebürtige Neapolitaner - worauf er zeitlebens großen Wert legte - mehrfach italienischer Schwimm-Meister, nahm sogar an Olympischen Spielen teil und studierte später Jura. Aber als der Filmregisseur und Produzent Giuseppe Colizzi jemanden von Pedersolis Statur suchte, ergriff Bud Spencer seine Chance. Sein Lebensmotto lautete: "Futtetènne", auf deutsch "Scheiß drauf". Als Mensch nahm er sich nicht zu ernst, als Schauspieler begriff er sich nie. Das ist auch die Erklärung, warum er sich nach seiner Schauspielkarriere mit ebenso großer Freude als Erfinder und leidenschaftlicher Sänger neapolitanischer Lieder versuchte. "Er ist ein Junge. Einer, der immer noch träumt", sagte seine Frau einmal über Carlo Pedersoli, der am 27. Juni im Alter von 88 Jahren starb. Zum Nachruf
Gene Wilder
Der Schauspieler Gene Wilder hat den neurotischen Humor von Regisseuren wie Woody Allen und Mel Brooks in astreine Slapstick-Performances gegossen. Wie praktisch alle großen Komiker wollte Wilder mit der Comedy eigentlich nichts am Hut haben, er sah sich als ernsthaften Theatermann und Shakespeare-Rezitator. Deshalb hatte er sich extra einen Künstlernamen ausgedacht, sein bürgerlicher Name war Jerome Silberman. Am 29. August starb er im Alter von 83 Jahren. Zum Nachruf
Schimon Peres
Sein Leben war eine Reise durch die Sorgen und Hoffnungen Israels. Mit Shimon Peres starb am 28. September eine Instanz: "Großvater der Nation", zionistischer Untergrundkämpfer, außenpolitischer Falke, dann umstrittener Friedensnobelpreisträger. Geboren in Weißrussland, lebte er ab 1934 im heutigen Israel. Getrieben von dem Sicherheitsbedürfnis der jungen Nation, setzte er sich in den 1960ern für das Nuklearprogramm und eine Ausweitung der Siedlungen im besetzten Westjordanland ein. Später war er dann Verfechter eines israelisch-palästinensischen Aussöhnungsprozesses: Mit Abbas und Ministerpräsident Rabin wurde er für seine Bemühungen um eine Zwei-Staaten-Lösung in Oslo mit dem Friedensnobelpreis geehrt - aber im eigenen Land von Konservativen als zu nachgiebig kritisiert. Als Rabin dann 1995 von rechten Israelis erschossen wurde, übernahm Peres als Ministerpräsident, von 2007 bis 2009 war er Staatspräsident. Er verstarb mit 94 Jahren. Zum Nachruf
König Bhumibol Adulyadej
Als der Monarch am 13. Oktober verstarb, endete eine Ära. Seit 1946 hatte der am längsten regierende König der Welt als große Konstante und kleinster gemeinsamer Nenner aller Thais geherrscht. Er war Personifikation des alten Konservatismus, der Aristokratie und Personenkult über Demokratie und Meinungsfreiheit stellte - auch per Gesetz; Majestätsbeleidigung wird mit bis zu 15 Jahren Gefängnis geahndet. Dabei herrschte er über ein Land, das sich nur auf seine Person einigen konnte. Denn die gesellschaftlichen Gräben in Thailand sind tief, nicht erst seit das Militär 2014 gegen die demokratisch gewählte Regierung putschte. Sein Tod hinterließ eine Nation in Trauer - und einen Staat in eine ungewisse Zukunft. Zum Nachruf
Manfred Krug
Als Manfred Krug im Oktober starb, ging nicht nur eine große deutsche Schauspielkarriere zu Ende, sondern gleich zwei. Denn Krug war ein zweifacher Star, eine deutsch-deutsche Ikone, ein Film- und Fernsehgesicht, bekannt und beliebt in beiden deutschen Staaten. Als junger Mann in DDR-Filmen wie "Spur der Steine", in der BRD als singender "Tatort"-Kommissar Stoever sowie als Anwalt in der Serie "Liebling Kreuzberg". Geboren wurde Krug 1937 in Duisburg, er wuchs in der DDR auf, 1977 siedelte er zurück in den Westen - aus Protest gegen die Ausbürgerung des Liedermachers Wolf Biermann. In der BRD schaffte er eine zweite Karriere. Manfred Krug war ein Mann mit zwei Heimaten, ein grenzüberschreitender Künstler, in dessen Leben und Werk schon zusammenwuchs, was erst später wieder zusammengehören sollte. Zum Nachruf
Leonard Cohen
Es war ein Tod mit Ansage. Ende Oktober veröffentlichte Leonard Cohen sein letztes Album. "You Want It Darker" war voller Abschiede, seine ersten Worte waren Programm: "If you are the dealer, I'm out of the game" - wenn du die Karten gibst, dann bin ich raus. Und Leonard Cohen war raus. Wenige Wochen nach der Veröffentlichung seines Albums starb der Kanadier. Leonard Cohen wurde 1934 in einem Vorort von Montreal geboren. Auch wenn er früh mit dem Gitarrespielen begann, Cohen war zunächst mehr Lyriker als Musiker. Auf der griechischen Insel Hydra schrieb er an einem Roman und lernte die Norwegerin Marianne Ihlen kennen, die ihn zu zwei seiner berühmtesten Songs inspirierte: "Bird on the Wire" und "So long Marianne". Im New York der späten Sechziger schaffte Cohen dann den Durchbruch als Sänger, seine Songs wie "Suzanne" und "Hallelujah" werden von vielen Künstlern gecovert, seine Lyrik der verzweifelten und vergeblichen Sehnsüchte spendete Licht in den dunkelsten Stunden der Nacht. "You want it darker, we kill the flame", sang Leonard Cohen auf seinem letzten Album. Jetzt sitzen wir hier, allein im Dunkeln. Zum Nachruf
Fidel Castro
Sein grauer Rauschebart und die olivgrüne Uniform werden ebenso mit Kuba verbunden wie Rum und Zigarren: Der Revolutionsführer und langjährige Staatspräsident regierte den Karibikstaat 47 Jahre autoritär-sozialistisch bis zum krankheitsbedingten Rückzug 2006. Die Ikone vieler Linken trotzte zehn US-Präsidenten. Verhasst bei politischen Gegnern überlebte der "Máximo Líder" angeblich 637 Attentatsversuche. Mit seiner Unbeugsamkeit gegenüber Washington erlangte Fidel Castro in Lateinamerika auch über das linke Lager hinaus Anerkennung. Als er sich kurz vor seinem 80. Geburtstag einer schweren Operation unterziehen musste, gab er am 31. Juli 2006 seines Ämter an seinen fünf Jahre jüngeren Bruder Raúl ab. Die Reaktionen auf seinen Tod am 25. November fielen sehr unterschiedlich aus: Viele reagierten mit Trauer, viele aber auch mit Erleichterung und Freude. Zum Nachruf
Zsa Zsa Gabor
Was die Youtube- und Instagram-Berühmtheiten heute machen, hatte Zsa Zsa Gabor bereits in den fünfziger Jahren perfektioniert: Sie war Hollywoods Meisterin der Selbstinszenierung. Das schauspielerische Talent, das ihr für eine Hollywood-Karriere eigentlich fehlte, glich sie mit einem perfekten Auftritt, zahllosen Männergeschichten und dreisten Äußerungen wie "Die Liebe auf den ersten Blick gibt es auch gegenüber einem Bankkonto" aus. Ihre Ehen hielten nur wenige Jahre, mit Ausnahme der letzten. 1983 traf sie Frédéric Prinz von Anhalt, den Hochstapler, der sich seinen Adelstitel durch eine Adoption erkauft hatte. Was von der Ehe Fassade und was echte Zuneigung war - darüber wurde viel spekuliert und wurden viele böse Worte verloren. Und trotzdem: Angeblich pflegte der Prinz seine Ehefrau in den vergangenen 14 Jahren Tag für Tag, bis zu ihrem Tod am 18. Dezember. Zum Nachruf
George Michael
Ausgerechnet an Weihnachten stirbt der Sänger, dessen bekanntester Song "Last Christmas" heißt. George Michael war einer der erfolgreichsten Popstars der Achtziger, zunächst im Popduo Wham!, später als Solokünstler. Mit dem Tod seines Lebensgefährten und wenig später seiner Mutter hatte der Brite schwer zu kämpfen, er litt an Depressionen und nahm Drogen. Eigentlich habe er immer nur Glaubwürdigkeit gewollt, erzählte er in einem Interview. Am ersten Weihnachtsfeiertag starb der Künstler überraschend im Alter von 53 Jahren. Zum Nachruf
Carrie Fisher
Sie ist das ewige Sternenmädchen: Bekannt wurde Carrie Fisher 1977 als Prinzessin Leia in "Star Wars". Da sie in dem Weltraumabenteuer die einzige große Frauenrolle spielte, war Leia Identifikationsfigur für Millionen weiblicher "Star-Wars"-Fans. Ihre Schauspielkarriere begann Carrie Fisher bereits zwei Jahre früher an der Seite von Warren Beatty in dem Film "Shampoo". Danach spielte sie in mehr als zwei Dutzend Hollywood-Filmen mit, zum Beispiel "Blues Brothers" und "Harry und Sally". Sie war auch als Autorin tätig. Sie veröffentlichte acht Bücher, meist autobiographische Romane, in denen sie ihre Drogen- und Alkoholsucht, aber auch ihre bipolare Störung verarbeitete. In diesem Jahr erschien ihre Autobiografie. Darin enthüllte Carrie Fisher, dass sie am "Star Wars"-Set mit ihrem Kollegen Harrison Ford eine Affäre gehabt hatte. Ihre Rolle als Leia ließ die Schauspielerin nie ganz los: Im siebten "Star-Wars"-Film "Das Erwachen der Macht", der im vergangenen Jahr in die Kinos kam, spielte sie noch einmal die Prinzessin. Er war sowohl eine Heimkehr, als auch das Eingeständnis, dass sie, trotz ihrer Bücher und Rollen in anderen Filmen, für viele noch immer Leia ist. Im neuesten Film, der vor wenigen Tagen in den Kinos startete, hat die Prinzessin auch einen kleinen Auftritt - allerdings als digital verjüngtes Computermodell. Carrie Fisher starb mit nur 60 Jahren an den Folgen eines Herzinfarktes. Zum Nachruf