Der Münchner Tarif- und Verkehrsverbund (MVV) will wachsen. In den nächsten Jahren soll sich die Fläche des heute rund 5530 Quadratkilometer umfassenden Verbunds nahezu verdoppeln, zehn weitere Landkreise respektive kreisfreie Städte könnten beitreten. Doch bis es so weit ist, wollen die Beteiligten erst einmal die Anforderungen der Fahrgäste untersuchen. Deshalb startet nun eine Studie, an der sich die Landkreise Miesbach, Bad Tölz-Wolfratshausen (für dessen südlichen Teil), Weilheim-Schongau, Garmisch-Partenkirchen, Landsberg, Landshut, Mühldorf und Rosenheim sowie die Städte Rosenheim und Landshut beteiligen. Finanzielle Unterstützung gibt es dafür vom bayerischen Verkehrsministerium.
Den Ablauf der Studie haben die Beteiligten am Dienstag abgestimmt, wie der MVV am Donnerstag mitteilte. An der Runde beteiligte sich auch die Regierung von Oberbayern und die Bayerische Eisenbahngesellschaft. Erste Ergebnisse der Studie sollen von 2022 an vorliegen, danach entscheiden die Kommunen über einen möglichen Beitritt. Stimmen alle zu, die an der Studie teilnehmen, würde der MVV mehr als die Hälfte Oberbayerns umfassen.
Seit der Gründung des MVV im Jahr 1972 hat sich das Pendlerverhalten deutlich verändert. Damals legten die Pendler in der Regel kürzere Wege zurück, heute führt sie der Arbeitsweg häufig über die Verbundgrenzen hinaus. Welche Strecken genau zurückgelegt werden, soll deshalb eine umfangreiche Fahrgastzählung klären. MVV-Geschäftsführer Bernd Rosenbusch hat sich die Erweiterung schon gleich nach seinem Amtsantritt im Herbst 2018 als Ziel gesetzt. Seine Idee: Mit einem einzigen Ticket soll man zum Beispiel von Landsberg nach Garmisch-Partenkirchen kommen. "Von einer Verbunderweiterung werden vor allem die Fahrgäste profitieren", sagt Rosenbusch. Er freut sich, dass nun bei dem Thema etwas vorwärts geht. "Die Arbeit, die in den nächsten Jahren mit der Studie und möglichen Verbundbeitritten auf uns zukommt, wird sich auszahlen - und einen wichtigen Beitrag zur Verkehrswende in Südbayern leisten."
Josef Niedermaier (Freie Wähler), Landrat von Bad Tölz-Wolfratshausen, koordiniert den Ablauf der Studie. Sein Landkreis ist bisher nur zur Hälfte - im nördlichen Teil - in den MVV eingebunden. "Mit der Verbundraumerweiterung haben wir nun die Chance, mit einem Tarifsystem und einem Qualitätsstandard den öffentlichen Nahverkehr über Landkreisgrenzen hinweg zu organisieren", sagt Niedermaier. "Das wird den öffentlichen Nahverkehr sehr viel attraktiver machen und ein großer Schritt zu einer Verkehrswende werden."