Gaskrise:Wie Münchens Schwimmbäder Energie sparen

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Kopfüber ins Kühle: Die Schwimmbäder in München - hier ein Bild aus der Olympia-Schwimmhalle - werden derzeit weniger beheizt als üblich. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Überall wird Energie gespart. Das gilt auch für die Münchner Schwimmbäder. Ein Überblick, welche Temperaturen in den unterschiedlichen Becken herrschen - und ob sich ein Ausflug ins Umland lohnt.

Von Lea Kramer

Der Winter kann in München lang und unangenehm sein. Sobald der Wind frostig durch die Stadt weht, ist der Gang ins Hallenbad für viele Familien obligatorisch. In diesem Winter aber könnte das Aufwärmen in den Bädern für einige buchstäblich ins Wasser fallen. Wegen der aktuellen Energiekrise haben die Stadtwerke München (SWM) die Wassertemperatur in den Hallenbädern abgesenkt. Kaltbaden ist allerorten zur neuen Maxime erhoben worden, auch im Umland bleiben die Becken kühl. Eine frostige Bestandsaufnahme - mit wärmespendenden Ausreißern.

So kalt badet München

Die großen beheizten Freibecken des Dantebads verbrauchen besonders viel Energie, vor allem dann, wenn die Umgebungsluft kalt ist. Nach Angaben der Stadtwerke verbraucht das Winter-Warmfreibad zwischen Oktober und März dreimal so viel Heizenergie wie die anderen Hallenbäder in diesem Zeitraum im Durchschnitt. Das Dantebad im Winter zu schließen, spart also richtig viel - und so bleiben die großen Freibecken bis auf Weiteres gesperrt.

Die anderen Bäder bleiben zwar offen, müssen aber auch ihren Beitrag aufs Sparkonto leisten. Sowohl die Temperatur in den Schwimmerbecken, als auch in den Warmwasser-Außenbecken der Hallenbäder ist abgesenkt worden, angelehnt an die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB). Demnach werden die Sportbecken auf maximal 26 Grad geheizt, vorher waren es 27 Grad. Alle Lehrschwimmbecken haben statt 30 Grad nun noch 28 Grad.

Die Kinderplanschbecken sind mit 30 Grad etwas wärmer, in den beheizten Außenbecken schwimmt man bei Temperaturen zwischen 28 (Westbad) und 30 Grad. Weil das Michaelibad als einziges der Münchner Bäder noch mit Gas betrieben wird, ist es dort ein Grad kälter als anderswo: Dort liegt die Temperatur im Schwimmbecken bei 25 Grad. "Es ist in jedem Bad gewährleistet, dass mindestens ein Becken mit 28 Grad vorhanden ist - eine gute Temperatur auch für Nicht-Sport-Schwimmer", heißt es von den Stadtwerken. Wer dennoch friert, darf zum Schwimmen einen Neoprenanzug tragen.

So viel wird gespart

Eine Reduzierung der Wassertemperatur um zwei Grad kann nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen den Energieverbrauch um bis zu 25 Prozent senken. Tatsächlich konnten die Stadtwerke den Verbrauch im Vergleich zu den vergangenen Jahren bereits deutlich reduzieren. "Im Juli und August 2022 konnten wir ein Viertel bis die Hälfte gegenüber den Verbräuchen von 2018 und 2019 einsparen", erklärt ein SWM-Sprecher. Er gibt allerdings zu Bedenken, dass das Wetter in diesem August sehr warm gewesen sei und im August 2019 eher schlecht. "Dieses Jahr haben wir einen sehr kalten September und werden deshalb mehr Energie verbrauchen als in vergleichbaren Vorjahren."

Dass der fortschreitende Sparkurs dazu führt, dass weitere Bäder komplett geschlossen werden, sei bisher nicht geplant. "Die aktuellen Maßnahmen orientieren sich allerdings an der Gasversorgungslage für Deutschland, die für den Herbst und Winter besonders unsicher ist", sagt der SWM-Sprecher. Die Maßnahmen stehen daher unter Vorbehalt - je nachdem, wie sich die Situation weiter entwickelt.

Saunen bleiben geschlossen

Die Stadtwerke München betreiben zehn Saunen - diese sind allerdings seit dem 1. August geschlossen. Einige ältere Badegäste seien darüber frustriert und hätten ihren Unmut auch kundgetan, heißt es von den SWM. "Viele äußern aber grundsätzlich Verständnis dafür, dass angesichts der aktuellen Lage auch im Bäderbereich Energiesparmaßnahmen notwendig sind", berichtet der Sprecher.

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Gibt es wärmeres Wasser im Umland?

Da die Energiekrise natürlich nicht nur die Stadt München trifft, betreiben auch viele Gemeinden im Umland ihre Bäder auf Sparflamme. Als eine der ersten Kommunen im Landkreis München hat Ottobrunn bereits Anfang Mai die Raum- und Wassertemperatur im Phönixbad reduziert. Dort haben die Schwimmerbecken 27 Grad, die Kinderplanschbecken und Solebecken sind mit 32 Grad die wärmsten im Bad. In Oberschleißheim ist man diesem Vorbild gefolgt, auch dort ziehen Schwimmer nun bei 27 Grad ihre Bahnen. Die Amper Oase in Fürstenfeldbruck heizt ihr Schwimmerbecken auf 26 Grad, das Lehrbecken hat 30 Grad.

Der Sportpark in Unterschleißheim hingegen ist ein wärmespendender Ausreißer. Die Warmbadetage bleiben im Aquariush zwar ausgesetzt, aber in den Mehrzweckbecken ist es wärmer als anderswo: Sie werden auf 29 Grad geheizt. Die Lufttemperatur im Rest des Bades liegt ein Grad darüber.

So steht es um die Schwimmkurse

Für Freizeitschwimmer ist die Temperatur eine Frage des Wohlfühlens, bei der Schwimmausbildung aber spielt sie mitunter eine wichtige Rolle. Bei Wassergewöhnungskursen oder beim Babyschwimmen ist eine Temperatur von weniger als 30 Grad im und außerhalb des Beckens problematisch, weil die kleinen Körper schneller auskühlen. "Bei Schwimmkursen wechselt man häufig zwischen Erklärungen am Beckenrand und der Übung im Wasser. Wenn man schon durch eine zu kalte Lufttemperatur oder durch eine zu starke Lüftung friert, wirken sich niedrigere Wassertemperaturen noch schneller aus", sagt Niels Neumann von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) München-Mitte.

Die Senkung der Wassertemperatur sei in der aktuellen Situation absolut nachvollziehbar, im Training mit Erwachsenen sei das auch zu verkraften. Allerdings gebe es durch die Corona-Pandemie viele Kinder, die das Schwimmen noch nicht gelernt hätten. "Wir haben mit knapp zwei Jahrgängen an Nichtschwimmern zu kämpfen", sagt Neumann. Die DLRG München-Mitte sehe anhand der ungebremsten Nachfrage, dass der Bedarf an Schwimmkursen nach wie vor hoch sei. "Besonders häufig kommen derzeit Anfragen von Lehrern, damit sie sich zu Rettungsschwimmern ausbilden lassen können."

An den Münchner Schulen kam es in den vergangenen Jahren immer wieder zu Ausfällen beim Schwimmunterricht, auch weil es an qualifiziertem Personal fehlte. Mittlerweile können auch Personen, die mindestens das Rettungsschwimmabzeichen in Bronze und ein erweitertes Führungszeugnis vorweisen, als Schwimmlehrer beschäftigt werden. Diese müssen sich dann auch eher warm anziehen: Die Becken in den 32 Münchner Schulschwimmbädern werden wie andere Lehrbecken in der Stadt behandelt und nach Angaben des Referats für Bildung und Sport (RBS) auf maximal 28 Grad beheizt.

Wie es im Prinzregentenbad weitergeht

Das Prinzregentenstadion 2022 kurz nach dem Brand. (Foto: Robert Haas)

Ende August sind Teile des Prinzregentenbads durch einen Brand in der Sauna zerstört worden. Die Untersuchungen zur Brandursache dauern derzeit noch an. Im Empfangsbereich des Freibads haben die Stadtwerke mittlerweile mit dem Aufräumen begonnen. "Die Glaswände sind bereits abgebaut worden", berichtet ein SWM-Sprecher, "nächste Woche soll der Schutt aus der Baustelle entsorgt werden." Die Gewerbebetriebe, die sich in diesem Bereich befanden, können dort noch immer nicht arbeiten, da die Räume erst noch gesichert und dann gereinigt werden müssen.

Die Sauna sei so in Mitleidenschaft gezogen worden, dass sie im Winter sicher noch nicht wieder öffnen könne. Eine Sanierung sei aber "schnellstmöglich" geplant. Ob die Münchnerinnen und Münchner auch aufs Eislaufen im "Prinze" verzichten müssen, ist noch unklar. Stadtwerke und Rathaus beraten noch über das weitere Vorgehen.

Das Prinzregentenstadion hat eine lange und wechselvolle Geschichte, was Modernisierungen und Sanierungen betrifft. Im Zweiten Weltkrieg ist es teilweise zerstört und bis 1948 wieder neu aufgebaut worden. Seit 1957 betreibt die Stadt München das Stadion mit Freibad selbst. Die dortige Kunsteisbahn war bis Anfang der 1960er-Jahre die einzige in der Stadt, weshalb sie häufig wegen Überfüllung geschlossen werden musste. 1993 sollte das Stadion wegen Defiziten und Sanierungsstau geschlossen werden. Die Stadt entschied sich jedoch für den Erhalt des Prinze. Der unter Ensembleschutz stehende vordere Trakt des Gebäudes wurde allerdings gegen den Protest aus der Bürgerschaft abgerissen und neu gebaut.

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