Energiesparen:Warmduscher aufgepasst!

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Die Erfrischung im Unterhachinger Freibad könnte diesen Sommer etwas stärker ausfallen: Der Gemeinderat erwägt, die Wassertemperatur zu reduzieren. (Foto: Claus Schunk)

Mit Ausnahme des Phönixbades in Ottobrunn haben die Gemeinden bisher darauf verzichtet, die Wassertemperatur in ihren Schwimmbecken zu senken. Doch mancherorts beginnt jetzt ein Umdenken.

Von Michael Morosow, Landkreis München

Wenn die Sonne glühend heiß vom Himmel brennt, dann lechzt der Mensch nach Abkühlung. Wem es nicht eisig genug sein kann, der springt zum Beispiel in die aktuell 16 Grad kalte Isar. Zumal mit Kindern im Gepäck machen sich hingegen viele auf den Weg zum nächsten Schwimmbad, wo die Becken auf 26 bis 28 Grad aufgeheizt werden. Nun aber droht dem Land wegen des Krieges in der Ukraine ein Energieengpass, schießen die Preise für Öl und Gas in die Höhe und sehen sich Kommunen dazu herausgefordert, ihre Bemühungen für den Klimaschutz zu verstärken. Drei Gründe dafür, der Empfehlung der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) zu folgen, die Wassertemperaturen in Hallen- und Freibädern um zwei Grad abzusenken. Die Gemeinde Ottobrunn hat dies als erste Kommune im Landkreis München bereits Anfang Mai beherzigt und die Raum- und Wassertemperaturen im Phönixbad nach unten korrigiert. An diesem Donnerstag, 23. Juni, debattiert in Unterhaching der Energie- und Klimaschutzausschuss des Gemeinderats über niedrigere Badetemperaturen im Freibad, und in Oberschleißheim macht man sich zumindest schon einmal Gedanken darüber, in kommunalen Betrieben, also auch im Hallenbad, Energien einzusparen.

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Die Überlegungen in Unterhaching, dem Ottobrunner Vorbild zu folgen, sind insofern bemerkenswert, als das Wasser im Freibad mit Geothermie gewärmt wird und eine Absenkung der Temperatur weder den CO₂-Ausstoß verringern noch Kosten einsparen würde, weshalb andere Geothermie-Gemeinden wie Pullach, Grünwald und Unterschleißheim keine Veranlassung dafür sehen, in ihren Badebetrieben das Wasser erkalten zu lassen. "Dieses Problem haben wir de facto einfach nicht", sagt Andreas Most, Aufsichtsratsvorsitzender der Pullacher Geothermie-Gesellschaft IEP. Für Wolfgang Geisinger, den Geschäftsführer der Geothermie Unterhaching, sind diese Überlegungen eher als allgemeiner Appell zum Energiesparen zu sehen. Es gehe insgesamt um den Klimaschutz. "Man könnte das zeitnah umsetzen", sagt auch Sportamtschef Michael Trautwein. Bisher bewegen sich die Wassertemperaturen in den fünf Becken im Unterhachinger Freibad zwischen 24,5 Grad (Schwimmbecken) und 31,5 Grad (Warmwasserbecken).

Schwimmmeister Sante Ciavarella deckt die Becken im Haarer Freibad über Nacht ab, damit das Wasser nicht zu stark auskühlt. (Foto: Claus Schunk)

Für die beiden Hallenbäder und das Freibad in der Gemeinde Haar setzt Bäderchef Sante Ciavarella auf die Kraft der Sonne. Die mit Gas erzeugte Wassertemperatur hat er zwar von 24 Grad im Vorjahr auf 23 Grad heruntergefahren, was im Sinne des Klimaschutzes ist, aber per Solarabsorber, die im Wasserkreislauf der Pools eingebaut sind und bei Bedarf zugeschaltet werden können, wird das Wasser auf 27 bis 28 Grad gewärmt, in den Außenbecken auf 30 bis 32 Grad. "Und abends nach der Schließung werden bei uns die Becken abgedeckt. Dann wird der Wärmeverlust über Nacht geringer", sagt Ciavarella.

Zwei Grad weniger können schon 25 Prozent der Kosten einsparen

Im Oberschleißheimer Hallenbad finden Badegäste ein 29 Grad warmes Wasser vor, am Warmbadetag am Mittwoch ist es 32 Grad warm. In der Gemeinde sei nun im Gespräch, Energie in allen kommunalen Einrichtungen einzusparen, also auch im Badebetrieb, heißt es von der Kämmerei. Aber noch nichts sei ausgegoren. Anreiz für Oberschleißheim wie für alle Kommunen mit fossiler Wärmeerzeugung kann dabei eine Rechnung der DGfdB sein, wonach eine Absenkung der Beckenwassertemperatur von üblichen 26 bis 28 Grad um zwei Grad den Gesamtenergieverbrauch um bis zu 25 Prozent senken kann.

"Kleiner Dreh, große Wirkung" - unter diesem Titel hat Stefanie Nytsch, Sprecherin des Ottobrunner Phönixbades, zu Saisonbeginn die abgesenkten Temperaturen in allen Becken angekündigt. "Angesichts der Energiekrise müssen wir jetzt einen kühlen Kopf bewahren und hoffen, dass unsere Gäste uns mit ihrem Verständnis unterstützen", begründet Betriebsleiter Sebastian Weber die Reduzierung der Wassertemperaturen in allen Becken um 0,5 bis zwei Grad, im Lehrschwimmbecken "Arielle" sogar um 3,5 Grad. Die meisten Besucher hätten den Unterschied gar nicht bemerkt, sagt heute Stefanie Nytsch, nur zwei an Rheuma leidenden älteren Frauen seien 31 Grad im "Arielle" für Übungen zu kühl gewesen. "Wir sitzen alle in einem Boot und müssen schauen, dass die Energiespeicher im Winter voll sind", sagt sie.

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