Kino:Spiel mir das Lied vom Maestro

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Seine Kompositionen wurden teils bekannter als die Filme: Ennio Morricone bei der Arbeit. (Foto: Filmmuseum)

Das Filmmuseum ehrt den Filmkomponisten Ennio Morricone mit einer Retrospektive.

Von Josef Grübl

Es knarrt und quietscht, es tropft und pocht, es summt und brummt. Die Eröffnungssequenz des Italowesterns "Spiel mir das Lied vom Tod" ("C'era una volta il West") ist eine Sinfonie der Geräusche; man hört ein Windrad quietschen, Wassertropfen fallen, eine Fliege summt - und brummt im Lauf eines Revolvers weiter. Die Geräusche steigern sich, sie sorgen für Spannung und sind eine Art Soundtrack. Dann setzt die Musik ein, eine klagende Melodie, gespielt auf einer Mundharmonika. Verantwortlich dafür war der italienische Filmkomponist Ennio Morricone, der als Großmeister seines Fachs galt, der Filmmusiken komponierte, die teilweise bekannter wurden als die dazugehörigen Filme. So wie etwa das genannte Mundharmonikastück. Das Münchner Filmmuseum widmet Morricone in diesem Herbst eine Retrospektive.

Geboren wurde der Maestro 1928 in Rom, dort studierte er auch, am Conservatorio Santa Cecilia. Als ausgebildeter Komponist für Trompete und Chormusik widmete er sich zunächst der Neuen Musik, Morricone sah sich eigentlich als Avantgardist. Doch damit ließ sich kein Geld verdienen, also arbeitete der junge Familienvater in den Fünfzigerjahren auch als Arrangeur fürs Radio. Anfang der Sechzigerjahre komponierte er erste Filmmusiken, im Laufe der nächsten sechs Jahrzehnte schuf er über 500 Filmmusiken. Er arbeitete für Bernardo Bertolucci, Pier Paolo Pasolini, Brian De Palma, Terrence Malick oder Quentin Tarantino.

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Eine ganz besondere Beziehung hatte er zu Sergio Leone, der mit ihm zur Schule gegangen war und der einmal behauptete, Morricone sei "mehr Drehbuchautor als Komponist". Der Musiker komponierte meist vor Beginn der Dreharbeiten, Leone ließ seine Melodien am Set einspielen, sie wurden zu zentralen Elementen der Filme. Gemeinsam schufen die beiden Klassiker wie "Spiel mir das Lied vom Tod", "Für eine Handvoll Dollar" ("Per un pugno die dollari") oder "Es war einmal in Amerika" ("Once Upon a Time in America").

Diese Filme werden im Rahmen der Retrospektive auch aufgeführt, der Musikwissenschaftler und -journalist Klaus Kalchschmid hat sie kuratiert. Zur Vorstellung von "The Mission" am 9. Dezember wird es eine Einführung von ihm geben. Los geht es aber bereits am 29. Oktober mit Giuseppe Tornatores 2022 entstandenem Dokumentarfilm "Ennio" ("Ennio Morricone - Der Maestro"). Darin kommen Weggefährten wie Clint Eastwood, Dario Argento oder Oliver Stone zu Wort.

2007 wurde Morricone mit dem Oscar für sein Lebenswerk ausgezeichnet, neun Jahre später gewann er einen regulären Oscar, für die Musik in Quentin Tarantinos Western "The Hateful Eight". Am Ende seines Lebens ging dieser Großmeister der Filmmusik auf Welttournee, im März 2017 führte ihn diese nach München. Drei Jahre später, im Juli 2020, starb Morricone im Alter von 91 Jahren in seiner Heimatstadt Rom. Seine Musik lebt weiter, nicht nur auf der Leinwand, sondern auch im Konzertsaal: Im Februar 2024 gastiert die musikalische Hommage "The Sound of Ennio Morricone" im Gasteig HP8.

Ennio Morricone, ab So., 29. Okt., bis Do., 21. Dez., Filmmuseum München , St.-Jakobs-Platz 1

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