Jahresvorschau 2023:Geschichten inhalieren

Lesezeit: 3 min

Wunderkraft für die Branche: Der neue Eberhofer-Krimi "Rehragout-Rendezvous" (im Bild Daniel Christensen und Sebastian Bezzel, v.l.) startet im August. Ein Besucherrekord ist möglich. (Foto: Bernd Schuller/Constantin Film Verleih)

Neues von Franz Xaver Bogner und Bewährtes aus Niederkaltenkirchen: Diese Serien und Filme aus Bayern kommen 2023 auf Vielseher zu - die Abenteuer eines Kobolds sind auch dabei.

Von Bernhard Blöchl

Das Jahr ist noch jung, die Erwartungen sind groß. Welche Film- und Serien-Kracher aus Bayern kommen auf uns zu, womit überraschen Produzenten, Fernsehsender und Streaming-Dienste 2023? Etwas vorneweg: Es gibt Neues von Franz Xaver Bogner und Sonja Heiss, Bewährtes aus Niederkaltenkirchen, Pumuckls Auferstehung und den vielleicht größten Fake der Musikgeschichte. Aber der Reihe nach.

Kinofilme

Emotionale Zeitreise mit großen Namen: Senta Berger und Günther Maria Halmer (re.) spielen in Rainer Kaufmanns Film "Weißt du noch" die Hauptrollen. (Foto: Mathias Bothor/Majestic)

Zugpferd des bayerischen Kinos ist und bleibt der Eberhofer. Wer glaubt, den Krimikomödien um den von Sebastian Bezzel kongenial verkörperten Provinz-Cowboy geht allmählich die Luft aus, der irrt. "Guglhupfgeschwader", der achte Film nach den Erfolgsbüchern von Rita Falk, erzielte im vergangenen Jahr mit knapp 1,37 Millionen Besuchern einen neuen Rekord. Und weil seit 2013 nahezu jedes Jahr (bis auf 2015 und 2020) eine neue Episode über die Leinwand flimmert, dürften sich bereits jetzt viele auf "Rehragout-Rendezvous" freuen. So heißt Film Nummer 9, dessen Start für den 10. August angesetzt ist. Erste Bilder zeigen: Es geht rund in Niederkaltenkirchen, und zwar nicht nur im bekannten Verkehrskreisel. Die Oma (Enzi Fuchs) streikt auf ganzer Linie, die Susi (Lisa Maria Potthoff) wird stellvertretende Bürgermeisterin, und der Eberhofer fühlt sich in seinem männlichen Stolz nachhaltig verletzt. Einen Mordfall gibt's natürlich auch. Aber eben erst im Sommer.

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Schon früher zieht die Hochkultur ins Kino ein: Multitalent Axel Ranisch hat mit "Orphea in Love" einen Hybrid aus Oper und Film erschaffen. Im Zentrum der zeitgenössischen Neuinterpretation des antiken Orpheus-Mythos': Mirjam Mesak, die das Münchner Publikum aus der Bayerischen Staatsoper kennt, die wiederum Kooperationspartnerin war. "Ranisch feiert die Oper, die Liebe und die Kraft der Musik im Alltag. Und das hat sehr viel zauberhafte Poesie", schrieb der SZ-Kritiker zur Premiere im Herbst im Nationaltheater. Voraussichtlich am 1. Juni läuft das moderne Crossover-Spektakel regulär im Kino an.

Neugierig machen auch die Kinoprojekte der Münchner Regie-Profis Sonja Heiss, Rainer Kaufmann, Hans Steinbichler und Simon Verhoeven. Heiss hat sich an die erste Joachim-Meyerhoff-Verfilmung gewagt: "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" ist sozusagen der wegweisende Coming-of-Age-Abschnitt des Bestseller-Zyklus', erzählt wird eine Kindheit und Jugend mitten auf dem Psychiatriegelände (Kinostart 23.2.). Kaufmann hingegen setzt ein erfahrenes Paar in Szene, Senta Berger und Günther Maria Halmer, die sich durch eine Wunderpille an ihr vergangenes frühes Glück erinnern und gemeinsam eintauchen in die Vergangenheit ("Weißt du noch", Kinostart: 21.9.). Steinbichlers Literaturadaption von Robert Seethalers "Ein ganzes Leben" soll Anfang November starten, Verhoevens Inszenierung der irrwitzigen Pop-Story um das Fake-Duo Milli Vanilli (mit Matthias Schweighöfer als Produzent Frank Farian) kurz vor Weihnachten.

Fernsehfilme

Quotenkönige unter Schönheitsköniginnen: Ferdinand Hofer, Miroslav Nemec, Daria Vivien Wolf und Udo Wachtveitl (v.li.) im neuen München-"Tatort". Die Folge "Königinnen" ist mit Veronica Ferres und Wolfgang Fierek prominent besetzt und wird im Herbst in der ARD gezeigt. (Foto: Luis Zeno Kuhn/Odeon Fiction/BR)

Heiter weiter wurde zuletzt beim München-"Tatort" gedreht. Das Ergebnis in Form von drei neuen Folgen hat der BR für 2023 angekündigt. Im Film namens "Hackl" (12.3.) gibt Burghart Klaußner einen Wutbürger im Hasenbergl, als Gast tritt FC Bayern-Star Joshua Kimmich als Fitness-Influencer auf. Ins Gaming-Milieu führt der Fall "Game Over" (Frühling 2023), die größere Aufmerksamkeit dürfte jedoch der Folge "Königinnen" sicher sein (Herbst 2023). Darin geht es um sexuelle Übergriffe im Umfeld bayerischer Produktköniginnen, prominent besetzt mit Veronica Ferres und Wolfgang Fierek. Einen neuen Franken-"Tatort" mit Fabian Hinrichs gibt's bereits im Frühjahr, Lieblings-Schlawiner Michael Ostrowski darf wieder beim Passau-Krimi ran. Und im Lauf des Jahres kann man beim "Polizeiruf 110" den Ermittlerinnen-Wechsel von Verena Altenberger zu Johanna Wokalek verfolgen. Jüngere Stoff hat der BR unter anderem mit dem Science-Fiction-Schul-Drama "Morin" und dem Coming-of-Age-Liebesdrama "Flunkyball" zu bieten.

Serien

Stephan Zinner als Pfarrer in Franz Xaver Bogners neuer Serie "Himmel, Herrschaft, Sakrament". (Foto: Barbara Bauriedl/Maze Pictures/BR)

Was die Serien betrifft, so warten viele - Gläubige wie Ungläubige - auf die jüngste Regiearbeit von Franz Xaver Bogner ("Irgendwie und Sowieso"). Der 74-Jährige beschäftigte sich zuletzt mit der Institution Kirche und erzählt nun die Geschichte eines Pfarrers, der seine neue Gemeinde mit unkonventionellen Methoden beleben möchte. "Himmel, Herrschaft, Sakrament" ist eine sechsteilige Serie mit Stephan Zinner in der Hauptrolle - frei nach dem Sachbuch des bekannten Münchner Pfarrers Rainer Maria Schießler (Start noch nicht terminiert, wohl aber 2023). Angehimmelt wird seit 2019 die Thriller-Serie "Der Pass" mit Julia Jentsch und Nicholas Ofczarek als ungleiches Ermittler-Duo im bayerisch-österreichischen Grenzgebiet. Die dritte Staffel der Sky-Produktion soll laut Sender im zweiten Quartal 2023 Premiere haben. Wieder geht es um einen Serientäter, aber anders als zuletzt spielt die Handlung im Sommer. Ebenfalls auf Sky, aber bereits am 24. Februar startet eine neue Actionserie mit Ken Duken und Fabian Busch in den Hauptrollen: "Drift - Partners In Crime" setzt auf ein ungleiches Brüderpaar als unverhofftes Ermittlerduo, vor allem aber auf röhrende Automotoren in den bayerischen Alpen und auf Staubpisten in Griechenland.

Auf den Spuren von Meister Eder: Florian Brückner spielt in "Neue Geschichten vom Pumuckl" den Neffen der Paraderolle von Gustl Bayrhammer. Die Serie soll Ende des Jahres auf RTL+ gestreamt werden. (Foto: Luis Zeno Kuhn/RTL)

Ebenfalls in Bayerns Bergen spielt die Serie "Schnee". Der Mystery-Thriller mit Brigitte Hobmeier und Robert Stadlober verhandelt die Klimakrise, tödliche Dorfgeheimnisse und eine mythische Natur, die zurückschlägt. Auf die Wiederbelebung des Pumuckls muss man dagegen noch etwas warten: Laut RTL, das die "Neuen Geschichten vom Pumuckl" auf seinem Streaming-Kanal RTL+ zeigt, lässt sich ein Sendedatum weiterhin nicht konkretisieren. Aber "Ende 2023" soll Florian Brückner als Meister Eders Neffe mit dem Schabernack des reimenden Kobolds konfrontiert werden. Regie führt Marcus H. Rosenmüller.

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