Energiepolitik:Bayern will Heizen mit Holz vorantreiben - Kritik von Umweltschützern

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Bayern will das Heizen mit Holz forcieren. (Foto: Angelika Warmuth/picture alliance / dpa)

Wirtschafts- und Landwirtschaftsministerium schließen mit mehreren Partnern einen Holzenergie-Pakt. Wie nachhaltig diese Art der Wärmegewinnung wirklich ist, bleibt umstritten.

Bayern will die Energiegewinnung aus Holz - vor allem Heizen - vorantreiben. Im oberbayerischen Ettal unterzeichneten am Donnerstag neben Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber (CSU) acht weitere Partner einen "Pakt Holzenergie Bayern". Neben Waldbesitzer- und Bauernverband waren das unter anderem der Städte- und Gemeindetag, der Berufsverband der Forstunternehmer sowie Branchenverbände.

Der Pakt umfasst neben einem allgemeinen deutlichen Bekenntnis zur Holzenergie unter anderem die Ankündigung, das bayerische Förderprogramm BioWärme bedarfsgemäß erweitern zu wollen. Zudem soll ein Informationsangebot für Kommunen ausgearbeitet werden, das sich "mit den Chancen der Holzenergie in Kombination mit anderen erneuerbaren Energien und Wärmespeichern befasst".

Aiwanger betonte: "Wir betrachten auch Kombinationen der Holzenergie mit anderen erneuerbaren Energieträgern und Technologien. Dies ist uns wichtig. Wir wollen die besten Lösungen finden, je nach Ausgangssituation vor Ort." Kaniber ergänzte: "Es ist in Bayern genug Holz vorhanden - sowohl für die stoffliche wie auch für die energetische Verwertung. Anders als immer wieder behauptet wird, sind beide Verwertungsschienen kein Gegensatz."

In keinem anderen Bundesland wird so viel mit Holz geheizt wie in Bayern. Dem Mikrozensus 2022 des Statistischen Bundesamtes zufolge heizen im Freistaat 9,7 Prozent der Haushalte überwiegend mit Holz. In Niederbayern und der Oberpfalz sind es sogar rund 17 Prozent. Bundesweiter Durchschnitt sind 4,2 Prozent.

Wie umweltfreundlich Heizen mit Holz ist, ist umstritten. Befürworter verweisen darauf, dass das beim Verbrennen freigesetzte CO₂ zuvor beim Wachsen aus der Atmosphäre entnommen worden sei und zumindest bei heimischem Holz die Lieferwege kurz seien. Kritiker betonen dagegen, dass das CO₂ - sofern ein neuer Baum gepflanzt werde - erst binnen Jahrzehnten beim Nachwachsen wieder aufgenommen werde. Zudem gebe es Emissionen bei der Gewinnung des Holzes und potenziell die Austrocknung von Waldböden, in denen ebenfalls viel CO₂ gespeichert sei.

"Heizen mit Holz belastet selbstverständlich das Klima durch das freigesetzte CO₂"

Das Umweltbundesamt (UBA) steht dem Heizen mit Holz kritisch gegenüber. Holz sollte besser in langlebigen Produkten eingesetzt werden, in denen das CO₂ gebunden bleibe, hieß es in einer im vergangenen Jahr veröffentlichten Bewertung. "Zum Heizen von Gebäuden sollte Holz allenfalls in gut begründeten Ausnahmefällen eingesetzt werden, in denen es tatsächlich keine Alternative gibt." Zudem verweist das UBA auf weitere Emissionen der Holzverfeuerung. Insbesondere dabei entstehender Feinstaub sei schlecht für die Gesundheit.

Auch der Bund Naturschutz (BN) kritisiert, dass der bayerische Holzenergie-Pakt suggeriere, Holz sei ein klimafreundlicher Energieträger. "Heizen mit Holz belastet selbstverständlich das Klima durch das freigesetzte CO₂", sagt BN-Chef Richard Mergner. "Wenn Kohle, Öl und Gas einfach durch Holz ersetzt werden, lassen sich die Klimaziele nicht erreichen. Zusätzlich können je nach Technik durch Feinstaub und Ruß hohe Schadstoffbelastungen in der Umgebung entstehen." Aus Gründen des Waldschutzes müsse Holz so effektiv wie möglich genutzt werden. "Das heißt, dass Holz so lange, so häufig und so effizient wie möglich stofflich genutzt werden muss", sagt Mergner, etwa als Baustoff für Möbel. Das Verbrennen dürfe allenfalls am Ende der Nutzungskette stehen.

Außerdem erklärt Mergner, dass schon heute der jährliche CO₂-Ausstoß aus der Holzverbrennung in Deutschland mit etwa 60 Millionen Tonnen größer sei als die jährliche CO₂-Speicherleistung des Waldes hierzulande. Zudem weist der BN-Chef darauf hin, dass bei der Verbrennung von Holz 368 Kilo CO₂ pro Megawattstunde Wärme entstehen. "Das ist mehr als bei den extrem klimaschädlichen Energieträgern Erdgas mit ungefähr 200 Kilo CO₂ je Megawattstunde Wärme und Steinkohle mit etwa 340 Kilo CO₂ je Megawattstunde Wärme", sagt Mergner. "Außerdem liegt es um ein Zigfaches über CO₂-arm erzeugter Wärme aus Wärmepumpen, die mit Strom aus Photovoltaik oder Windkraft betrieben werden."

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