Bis zum ersten Schneefall könnte es inzwischen gar nicht mehr so lang hin sein in der Valepp, einem vergleichsweise abgelegenen Tal in den Schlierseer Bergen an der Grenze zu Tirol. Also haben die Verhandlungspartner aus dem "ersten Schneefall" doch lieber einen richtigen "Wintereinbruch" gemacht. Vom Wintereinbruch bis zum Palmsonntag soll also auch in Zukunft Ruhe sein in der Valepp. Darauf haben sich Nationaltorhüter Manuel Neuer und der Tegernseer Gastronom Johannes Rabl als Investoren und künftige Betreiber des traditionsreichen Forsthauses Valepp nun mit mehreren Verbänden aus Naturschutz und Heimatpflege geeinigt.
Die hatten das Vorhaben bis dahin vor allem wegen des beabsichtigten Winterbetriebs hart kritisiert. Der Streit um das bekannte, vom Freistaat im Juli an Neuer und Rabl vergebene Ausflugswirtshaus scheint damit beigelegt zu sein. Nun geht es um ein Verkehrskonzept, das möglichst ohne Privatfahrzeuge auskommt.
"Wir haben von Anfang an gesagt, dass wir in der Valepp ein Wirtshaus für alle machen wollen. Und dieses Versprechen halten wir auch. Dazu würde es nicht passen, wenn wir uns mit Verbänden, die es gut mit der Valepp meinen, oder mit Behörden in langwierige Streitereien begeben würden", sagt Johannes Rabl, der am Tegernsee zwei Lokale betreibt, davon eines in der Nachbarschaft seines Geschäftspartners Manuel Neuer.
Die beiden übernehmen das Forsthaus Valepp in Erbbaurecht auf 99 Jahre und wollen mindestens vier bis fünf Millionen Euro in die dringend notwendige Sanierung des denkmalgeschützten Ensembles stecken. Zuvor hatten die Staatsforsten lange vergebens nach einem neuen Pächter für das seit 2014 geschlossene Gasthaus gesucht. Als die Pläne von und mit Neuer und Rabl Anfang des Jahres bekannt wurden, reagierten der Bund Naturschutz, der Verein zum Schutz der Bergwelt und der Bayerische Landesverein für Heimatpflege zunächst mit großer Skepsis. Sie richteten eine Petition an den Landtag, um das Geschäft zu verhindern, das einer Privatisierung des staatseigenen Forsthauses gleichkommt.
Doch im Juli hat der Finanzausschuss des Landtags diese Petition zurückgewiesen und einen Erbpachtvertrag mit Rabl und Neuer gebilligt. Mehrere Klauseln darin sollen verhindern, dass aus der Ausflugsgaststätte mit reinem Sommerbetrieb ein teures Promi-Lokal für geschlossene Gesellschaften wird, wie es die Petenten und auch die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal befürchtet hatten. Neuer und Rabl hatten sich vor dem Zuschlag unter anderem auf ein Verkehrskonzept mit einer deutlichen Verkleinerung des Parkplatzes sowie einer Kapazitätsbegrenzung und einer winterlichen Sperrung der ohnehin stets von Lawinen bedrohten Mautstraße vom Tegernsee in die Valepp festgelegt. Gäste, die in einem der maximal zwölf Zimmer übernachten wollen, hätten im Winter per Shuttlebus über die ansonsten dauerhaft gesperrte Straße vom Schliersee zum Forsthaus gefahren werden sollen.
Nun sollen von dem Ensemble in der Valepp nur noch das kleine Jagerhäusl und das stark renovierungsbedürftige Klausenhaus im Winter als reine Selbstversorgerunterkünfte vermietet werden. Das haben die Investoren ihren Kritikern zu deren Überraschung in der vergangenen Woche angeboten. Bei einem weiteren Treffen am Dienstag wurde die Vereinbarung schriftlich dokumentiert.
Neuer und sein Geschäftspartner vermeiden langwierige Prozesse
Mit dem völligen Verzicht auf winterlichen Gastronomiebetrieb reagieren Rabl und Neuer nicht nur auf Bedenken der Vereine, sondern auch der Behörden. Sie vermeiden womöglich langwierige Prozesse und können außerdem etwas reduzierter planen, weil für den Winter deutlich mehr Personalunterkünfte nötig wären. "Ich kann versichern, dass die Valepp wieder das wird, was sie einmal war", sagt Rabl. "Mögen wir in zwei, drei Jahren einen Gasthof in der Valepp haben, auf den alle stolz sein können. Manuel Neuer und ich tun alles dafür, dass dieser Traum Realität wird."
Hans Kornprobst vom Bund Naturschutz hält diese Wendung nach eigenen Worten "für geradezu sensationell". Rabl und Neuer hätten versichert, die Valepp am liebsten nur mit einem elektrisch angetriebenen öffentlichen Bus erschließen zu lassen und jeden Individualverkehr auszusperren, wie es der BN seit Jahren fordert. "Wir sind gerne Partner der Wirte, wenn es darum geht, bei den Kommunen und auf staatlicher Ebene dafür zu kämpfen", sagt Kornprobst zu diesem möglichen "Vorzeigeprojekt".
Ähnlich äußern sich Lorenz Sanktjohanser für den Verein zum Schutz der Bergwelt und Angela Brogsitter-Finck für die Schutzgemeinschaft Tegernseer Tal. Der Geschäftsführer des Landesvereins für Heimatpflege, Rudolf Neumaier, war stets mit Rabl und Neuer im Gespräch geblieben und hatte eine gemeinsame Lösung gesucht. Mit dieser könnten die Investoren das Forsthaus laut Neumaier nun als Baudenkmal erhalten und "die Magie dieses Ortes retten".