Umgehungsstraßen:Verkehr in der Dauerschleife

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Der historische Kern der oberbayerischen Grenzstadt Laufen liegt in einer engen Flussschleife der Salzach, direkt vor dem Stadttor führt die viel befahrene B20 vorbei. Geht es nach den Plänen des Staatlichen Bauamts, soll auch diese Bundesstraße künftig eine weite Schleife durch Wiesen und Felder um die ganze Stadt herum beschreiben. (Foto: Daniel Scharinger/imago)

Die oberbayerische Kleinstadt Laufen ächzt seit vielen Jahren unter Salzburger Grenzpendlern und dem Schwerverkehr auf der B20. Eine Umfahrung durchs Grünland soll Linderung bringen - gegen den Widerstand der Bauern rundum.

Von Matthias Köpf, Laufen

Dass es mit ihren Verkehrsproblemen länger dauern kann, sind die Menschen in der oberbayerischen Grenzstadt Laufen gewohnt. Schon weil sie oft selber Teil des Staus sind, wenn sich die Pendler aus Oberösterreich und dem Salzburger Flachgau über die Laufener Grenzbrücke und die bayerische Seite der Salzach nach Salzburg und zurück kämpfen oder wenn wieder mal ein Lastwagen im Stadttor feststeckt.

Direkt an dem Tor führt die viel befahrene B20 vorbei, die in Laufen eine ähnlich enge Schleife beschreibt wie der Fluss. Über eine Umfahrung wird schon seit den Fünfzigerjahren geredet und gestritten. Am Dienstag wurde der Streit in einem dritten Verhandlungstag vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof in München ausgetragen, und auch da hat es wieder gedauert. Am Ende zeichnete sich eine Entscheidung für die 2020 beschlossene weite westliche Schleife über bisher unberührte Wiesen und Felder ab.

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Es war schon nach 22 Uhr, als der 8. Senat die letzten Beweisanträge des Klägeranwalts abgewiesen und die Vorsitzende die Sitzung geschlossen hatte. Während sich das Gericht stundenlang beraten hatte, war laut Teilnehmern eine Laufenerin im Saal zusammengeklappt und vom Rettungsdienst versorgt worden. Ein Urteil hat sie nicht verpasst, denn das gibt es von Verwaltungsgerichten aller Art üblicherweise später schriftlich. Allerdings ließ der Senat wenig Zweifel daran, dass er die Klage von sieben Bauern ablehnen wird, die sich in ihrer Existenz gefährdet sehen, weil die geplante Umfahrung wieder viel Boden versiegeln und ihre Wiesen und Felder durchschneiden wird.

Sie und ihr Anwalt Wolfgang Patzelt hatten vor allem kritisiert, dass eine konkurrierende kürzere Trasse falsch geplant und auch in Hinblick auf Kosten, Lärmschutz und den nötigen Abriss einiger Häuser falsch bewertet worden sei. Doch die Argumente konnte das Gericht laut der Vorsitzenden oft "nicht nachvollziehen". Diese einst favorisierte kürzere Trasse hätte näher an der Stadt und dabei direkt an der Bahnstrecke München-Mühldorf-Salzburg entlang geführt, die auch schon seit dem 19. Jahrhundert zweigleisig ausgebaut werden soll. Zuletzt hat die DB dafür das Jahr 2030 genannt, doch das Vorhaben verzögert sich durch eine geänderte Gesetzeslage und politische Nachforderungen anderenorts auf unbestimmte Zeit.

So lange möchten Bürgermeister Hans Feil (CSU) und viele andere Laufener nicht mehr auf eine Umfahrung warten. Die von Lärm, Abgasen und Erschütterungen geplagten Anwohner der jetzigen B20 haben auf einem besonders engen Abschnitt zuletzt Tempo 30 durchgesetzt. Zudem haben sie am vergangenen Freitag mit einer Demonstration die B20 blockiert und von der Politik Abhilfe gegen den zunehmenden Lkw-Transitverkehr verlangt.

Denn seit drüben in Österreich vor drei Jahren die dortige B156 für den Lkw-Transit gesperrt wurde, habe sich viel Schwerverkehr stattdessen auf die deutsche B20 verlagert. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und Verkehrsminister Christian Bernreiter (beide CSU) haben aus Anlass der Demonstration angekündigt, dass die Regierung von Oberbayern nun ihrerseits Durchfahrtverbote für Transit-Lkw auf der B20 prüfen solle und dass die Straße in Laufen mit Lärmschutzasphalt ausgestattet werde. Für eine Ortsumfahrung als "bester Lösung" verzögere sich aufgrund der Klage "leider der Baubeginn".

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