Vor fast genau zehn Jahren hat der Dirigent Enoch zu Guttenberg der SZ ein Interview gegeben, man wird dieses Gespräch nicht wieder vergessen. Guttenberg, der Streitbare, hatte sich zu der Zeit mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) überworfen, den er 1975 mitbegründet und danach maßgeblich geprägt hatte.
Aufgewühlt war Guttenberg, er erzählte, wie er in den Siebzigerjahren unter der "furchtbaren Flurbereinigung" und Umweltzerstörung gelitten habe ("es war, als führen Bagger durch meine Seele"). Einmal hatte er sich sogar in Polizeigewahrsam nehmen lassen, das sei ihm der Kampf um die Sache wert gewesen. Und dann doch der Bruch mit dem BUND?
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Bei der Frage konnte Guttenberg emotional werden. Er monierte die angeblich "unkritische Begeisterung" seiner Ex-Mitstreiter für Windkraft; und sprach von "Totempfählen", die Natur zerstörten. "Furchtbar" tue ihm dieser Zoff weh, müsse aber sein. Vor vier Jahren ist Guttenberg gestorben, vom Friedensschluss mit früheren Freunden wurde nichts bekannt.
Horst Seehofer ist jetzt mit der "Enoch-zu-Guttenberg-Medaille" ausgezeichnet worden, er ist der erste Preisträger. Der Verein für Landschaftspflege, Artenschutz und Biodiversität will damit Seehofers "Leistungen für den Landschafts- und Artenschutz" würdigen. Stimmig ist das insofern, weil Guttenberg und Seehofer einen speziellen Draht zueinander hatten. Guttenberg, der Vater von Ex-Minister Karl-Theodor, und Seehofer waren nicht nur einer Meinung, wenn es um die Beurteilung von Markus Söder ging. Auch Seehofers "10-H-Regel" dürfte nicht unmaßgeblich von Guttenberg (dem Älteren) beeinflusst gewesen sein.
Und trotzdem wirkt ein Foto, das nun im Nordbayerischen Kurier von der Preisverleihung auf Schloss Guttenberg übermittelt worden ist, regelrecht unwirklich. Ein Stillleben wie aus der Zeit gefallen: Die Brüder Guttenberg, darunter Karl-Theodor, rahmen den strahlenden Seehofer. Der sagt, es sei "alles richtig", was der Laudator Gutes über ihn gesagt habe.
Ob Enoch zu Guttenberg tatsächlich an seiner Haltung, dem wenig versöhnlichen Kampf gegen die Windräder, auch jetzt noch festhalten würde - wo Krieg ist in Europa und alle Welt nach Bayern schaut und sich fragt, warum es mit der Windkraft dort so langsam vorangeht? Womöglich schon, ja. Nur: Wissen kann man das nicht. Und so werden Fragen bleiben nach dieser Auszeichnung.