BR24-Bayerntrend:Umfragehoch für CSU und AfD - Freie Wähler schwächeln

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Nach der Landtagswahl ist vor der nächsten Umfrage: Wenn jetzt Wahl wäre, würden die Prozente etwas anders verteilt werden. (Symbolfoto) (Foto: Pia Bayer/dpa)

Neue Zahlen dürften bei Markus Söder für etwas Erleichterung sorgen: Wäre schon wieder Landtagswahl, würden seine Christsozialen zulegen und Hubert Aiwangers Partei verlieren. Bei der Europawahl könnte die neue Wagenknecht-Partei in Bayern besser abschneiden als die FDP.

Von Andreas Glas

Etwas mehr als drei Monate nach der bayerischen Landtagswahl könnte die CSU mit einem deutlich besseren Ergebnis rechnen als bei der Abstimmung im Oktober. Damals holte sie 37 Prozent, im neuen BR24-Bayerntrend kommt die Partei von Ministerpräsident Markus Söder auf 40 Prozent. Vorbei ist nach der repräsentativen Studie des Instituts Infratest Dimap dagegen der Aufwärtstrend seines Regierungspartners. Die Freien Wähler liegen demnach bei 13 Prozent. Bei der Landtagswahl hatten sie 15,8 Prozent geholt, fast drei Prozentpunkte mehr.

Nach der Flugblatt-Affäre um Hubert Aiwanger hatte Söder diese hohen Zustimmungswerte als "Fieberkurven aus Solidarität" für den FW-Chef bezeichnet. Allerdings hatte Aiwangers Partei schon vor der Affäre bei Umfragewerten von bis zu 14 Prozent gelegen. In der CSU war deshalb die Sorge gestiegen, dass die FW sich zu einer existenziellen Bedrohung auswachsen. In Söders Partei dürfte der Bayerntrend zumindest für den Moment für ein wenig Erleichterung sorgen: Trotz Aiwangers Dauerpräsenz in den Medien und bei Bauernprotesten und obwohl mit 78 Umfrageprozent die Mehrheit in Bayern einverstanden ist mit den Protesten, zeigt die Kurve seiner Partei nach unten.

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Auch Aiwangers Strategie, die AfD kleinzuhalten, geht offenbar nicht auf. Laut Bayerntrend setzt sich der Aufstieg der in Teilen rechtsextremen Partei auch im Freistaat fort. Mit 15 Umfrageprozent käme die AfD auf ein etwas besseres Ergebnis als im Oktober. Damals waren es 14,6 Prozent. Die Affäre um Daniel Halemba scheint also nicht geschadet zu haben. Gegen den 22-jährigen Burschenschafter, der seit Oktober im Landtag sitzt, ermittelt die Staatsanwaltschaft Würzburg unter anderem wegen mutmaßlicher Volksverhetzung.

Inwiefern sich die jüngsten Schlagzeilen auf den Zuspruch für die AfD auswirken, ist dagegen unklar. Am Dienstag war etwa bekannt geworden, dass nach dem bayerischen AfD-Parteitag am vergangenen Wochenende in Greding mehrere Teilnehmer in einer Diskothek rechtsradikale Parolen skandiert hatten - anwesend waren auch zwei Landtagsabgeordnete. Allerdings fand die Bayerntrend-Umfrage bereits in der vergangenen Woche statt und damit vor den Berichten über den Skandal.

Während CSU und AfD also zulegen, bleiben die Umfragewerte für die Ampelparteien sehr unerfreulich. Dabei hatten Grüne, SPD und FDP bereits bei der Landtagswahl teils deutlich verloren. Laut Umfrage liegen die Grünen nun bei 13 Prozent, ein weiteres Minus verglichen mit dem Wahlergebnis (14,4). Die SPD wiederum nähert sich zwar langsam, aber stetig der Fünf-Prozent-Marke. Nach mageren 8,4 Prozent bei der Landtagswahl kommt die Partei nur noch auf sieben Prozent. Und die FDP, die gerade aus dem Landtag gepurzelt ist, braucht sich erst mal keine Hoffnungen auf eine Rückkehr zu machen. Wie bei der Wahl kommen die Liberalen auf drei Prozent.

Die Stimmung im Freistaat ist eher schlecht

Entsprechend hoch ist die Zustimmung für die Forderung von CSU-Chef Söder nach vorgezogenen Neuwahlen im Bund. 55 Prozent fänden eine Neuwahl richtig, 37 falsch. Auch Söder selbst kommt mehrheitlich an bei den Menschen. Sechs von zehn Befragten halten ihn für einen guten Ministerpräsidenten, jeder Dritte findet ihn dagegen nicht gut.

Auch bei der Europawahl im Juni 2024 darf die CSU laut Bayerntrend auf ein gutes Ergebnis hoffen. In der Umfrage käme sie derzeit auf 43 Prozent (2019: 40,7). Deutlich zulegen würden auch die AfD, von 8,5 auf 13 Prozent, und die FW, von 5,3 auf neun Prozent. Mit 13 beziehungsweise acht Umfrageprozent müssen Grüne (19,1) und SPD (9,3) dagegen auch auf europäischer Ebene mit Verlusten rechnen. Interessant ist, dass die neue Partei von Sahra Wagenknecht in Bayern auf immerhin drei Prozent käme - während die FDP offenbar derart schwächelt, dass ihr Umfragewert gar nicht mehr aufgelistet ist.

Die Stimmung im Freistaat bleibt indes schlecht. Sechs von zehn befragten Personen sehen in den derzeitigen Verhältnissen in Bayern einen Anlass zur Beunruhigung. Ein gutes Drittel schaut dagegen mit Zuversicht auf die aktuelle Situation. Allerdings unterscheidet sich die Stimmungslage teils massiv nach Parteipräferenz. Während die Zuversicht bei der CSU-Wählerschaft sogar mehrheitlich positiv ist (51 Prozent), sind nur elf Prozent der AfD-Anhänger optimistisch.

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