Wirtschaft kompakt:Zwischen Lust und Frust

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Zahlensalat mit Branchenmix: VW, MAN, BASF und Shell haben im vergangenen Quartal dicke Gewinne eingefahren. Lufthansa, Bayer und Puma enttäuschen jedoch - und auch die US-Wirtschaft schwächelt.

Der Pharma -und Chemiekonzern Bayer hat im zweiten Quartal von der Geschäftserholung in seinem Kunststoffgeschäft profitiert. Dennoch sank der Konzerngewinn, und das Traditionsunternehmen lag mit seinen Zahlen etwas unter den Schätzungen der Analysten.

Bayer enttäuscht: Zwar hat der Pharma -und Chemiekonzern im zweiten Quartal von der allgemeinen Geschäftserholung profitiert, der Konzerngewinn sank dennoch. (Foto: dpa)

Unter dem Strich stehe ein Überschuss von 525 Millionen Euro in den Büchern, ein Rückgang von 1,3 Prozent, teilte Bayer mit. Analysten hatten mit einem Anstieg gerechnet. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sowie Sondereffekten sei dagegen um 8,6 Prozent auf 1,92 Milliarden Euro gestiegen. Analysten hatten im Schnitt 1,98 Milliarden Euro erwartet. Der Umsatz nahm um 14,6 Prozent auf 9,179 Milliarden Euro zu.

Der größte europäische Autohersteller Volkswagen hat seinen Gewinn im ersten Halbjahr 2010 kräftig steigern können. Unter dem Strich stehen in der Halbjahresbilanz des Konzerns 1,8 Milliarden Euro, nach 500 Millionen im Vorjahreszeitraum. "Das Ergebnis des ersten Halbjahres hat unsere Erwartungen deutlich übertroffen", sagte VW-Chef Martin Winterkorn. Der Umsatz stieg um 20,7 Prozent auf 61,8 Milliarden Euro. Zu der rasanten Entwicklung trugen unter anderem der boomende chinesische Markt, aber auch günstige Wechselkurseffekte bei, die VW besonders in Nord- und Südamerika zugute kommen.

Der Lastwagen- und Maschinenbauer MAN hat im ersten Halbjahr seinen Gewinn deutlich gesteigert. Das operative Ergebnis stieg um 66 Prozent auf 404 Millionen Euro, wie der Münchner Konzern mitteilte. Der Gewinn nach Steuern lag bei 200 (Vorjahr: 208) Millionen Euro. Den größten Ergebnisbeitrag lieferte die Maschinenbausparte Diesel und Turbo, gefolgt vom Nutzfahrzeuggeschäft in Lateinamerika.

Das Lkw-Geschäft in Europa schaffte im zweiten Quartal wie angekündigt die Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Der Konzernumsatz legte um 19 Prozent auf 6,7 Milliarden Euro zu, der Auftragseingang um 59 Prozent auf 7,3 Milliarden. Für das Gesamtjahr 2010 kündigte MAN ein Umsatzplus von mehr als zehn Prozent, deutlich mehr Neubestellungen und eine Umsatzrendite auf dem Halbjahresniveau (sechs Prozent) an.

Der Chemiekonzern BASF hat im zweiten Quartal dank der Konjunkturerholung einen Gewinnsprung gemacht. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) sowie vor Sondereinflüssen - wie etwa Restrukturierungen - sei binnen Jahresfrist um 94 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro gestiegen, teilte BASF mit. Analysten hatten im Schnitt lediglich mit einem bereinigten Betriebsgewinn von 2,03 Milliarden Euro gerechnet. Unter dem Strich blieb für die Monate April bis Juni ein Nettogewinn von 1,183 Milliarden Euro nach 343 Millionen vor Jahresfrist.

BASF bekräftigte die Geschäftsziele für das Gesamtjahr. Der Betriebsgewinn vor Sondereinflüssen solle deutlich steigen. Der Umsatz werde zulegen, und zwar kräftiger als die weltweite Chemieproduktion. Das weltgrößte Chemieunternehmen will dieses Jahr zudem wieder eine Prämie auf seine Kapitalkosten verdienen. Konzernchef Jürgen Hambrecht stellte für 2010 eine höhere Dividende in Aussicht.

Die Lufthansa hat wegen der Vulkan-Aschewolke aus Island im zweiten Quartal ihren Verlust vom Jahresbeginn nicht ausgleichen können. Unter dem Strich stand nach den ersten sechs Monaten ein Minus von 104 Millionen Euro, wie Deutschlands größte Fluggesellschaft mitteilte. Ein Jahr zuvor hatte das Minus 178 Millionen Euro betragen.

Der operative Verlust lag nun bei 171 Millionen Euro (Vorjahr: plus acht Mio Euro). Der Umsatz kletterte auch dank der Übernahme der Fluglinien BMI und Austrian Airlines von 10,2 auf 12,6 Milliarden Euro. Das Geschäft entwickle sich vor allem auf den Langstrecken und bei der Luftfracht positiv, hieß es. Daher zeigte sich der Vorstand zuversichtlich, dass der operative Gewinn im Gesamtjahr die 130 Millionen Euro des Krisenjahres 2009 übertreffen werde.

Der Lufthansa zufolge spiegelt das Ergebnis des ersten Halbjahrs auch die Belastungen aus höheren Treibstoffpreisen wider. Zudem zogen der Pilotenstreik im Februar, der extreme Winter und die Luftraumsperrung nach dem Vulkanausbruch in Island die Zahlen in den Keller. Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber hatte die Belastungen durch den Vulkanausbruch gemessen am operativen Ergebnis früher bereits auf knapp 200 Millionen Euro beziffert.

Der Sportartikelhersteller Puma hat trotz Fußballweltmeisterschaft nicht so einen Umsatz- und Gewinnsprung hingelegt wie Konkurrent Adidas. Im Vergleich zum Vorjahr stieg der Umsatz um 2,5 Prozent auf 615,4 Millionen Euro, wie Puma mitteilte. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) lag mit 64,1 Millionen Euro knapp über dem Vorjahresniveau. Der Überschuss verbesserte sich von 38,5 Millionen auf 44,8 Millionen Euro.

Vergangene Woche hatte Rivale Adidas ein Umsatzplus von 19 Prozent berichtet. Für das Gesamtjahr erwartet das vom französischen Luxusgüterkonzern PPR kontrollierte Unternehmen weiterhin ein Umsatzplus im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich. Keine Angaben machte Puma zum Vorsteuerergebnis. Bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal hatte es geheißen, es werde um mindestens 70 Prozent zulegen.

Royal Dutch Shell hat im zweiten Quartal eine Gewinnsteigerung um 15 Prozent verzeichnet. Der größte europäische Ölkonzern führte dies unter anderem auf eine höhere Öl- und Gasproduktion zurück. Nach Angaben des Unternehmens lag der Gewinn bei 4,39 Milliarden Dollar (3,38 Milliarden Euro) gegenüber 3,82 Milliarden im selben Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stieg von 63,88 Milliarden Dollar auf 90,57 Milliarden Dollar.

Shell-Chef Peter Voser sagte, angesichts schwieriger makroökonomischer Bedingungen habe das Unternehmen gut abgeschnitten. Konkurrent BP hatte vor dem Hintergrund der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko einen Rekord-Quartalsverlust von 17 Milliarden Dollar gemeldet.

Vergangene Woche hatte Rivale Adidas ein Umsatzplus von 19 Prozent berichtet. Für das Gesamtjahr erwartet das vom französischen Luxusgüterkonzern PPR kontrollierte Unternehmen weiterhin ein Umsatzplus im niedrigen bis mittleren einstelligen Bereich. Keine Angaben machte Puma zum Vorsteuerergebnis. Bei der Vorlage der Zahlen zum ersten Quartal hatte es geheißen, es werde um mindestens 70 Prozent zulegen.

Die Erholung der US-Wirtschaft ist nicht mehr robust. Zwar verbesserte sich die Konjunktur auch in den vergangenen Wochen im Großen und Ganzen, jedoch ging der Erholung in einigen Teilen des Landes die Luft aus, wie die Federal Reserve in ihrem Beige Book zur Lage der US-Wirtschaft mitteilte. Die US-Notenbank sammelt im Beige Book Informationen aus all ihren zwölf Bezirken. Aufgrund seiner Datenbreite gilt es als sehr verlässliches Barometer.

Die US-Börsen ließ der Konjunkturbericht der Fed nahezu kalt. Die Wall Street baute ihre Verluste lediglich etwas aus. Auf dem Arbeitsmarkt hellte sich die Lage in einigen Bezirken dank Kurzarbeit etwas auf. Die US-Wirtschaft wächst zwar seit rund einem Jahr wieder, doch vor allem eine hohe Arbeitslosigkeit und Probleme am Immobilienmarkt machen der weltgrößten Volkswirtschaft zu schaffen. Notenbank-Chef Ben Bernanke hatte vergangene Woche mit einem skeptischen Konjunkturausblick die Furcht vor einem Rückschlag - auch auf die Weltwirtschaft - geschürt. Die Aussichten für die US-Konjunktur seien "ungewöhnlich unsicher", sagte er.

© sueddeutsche.de/apn/Reuters/dpa/stl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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