Bundesliga:Malen und Kobel retten den ersten BVB-Sieg

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Späte Erlösung: Donyell Malen trifft zum Sieg für den BVB. (Foto: Christof Koepsel/Getty Images)

Dortmund hat gegen Köln Glück, Bayer 04 gewinnt das erste Spitzenspiel der Saison, Mönchengladbach erzielt in der 97. Minute das 4:4 und Heidenheim merkt, dass die Bundesliga schwer werden könnte. Das Wichtigste zum Spieltag.

Von Andreas Liebmann, Martin Schneider und Jonas Wengert

Borussia Dortmund - 1. FC Köln 1:0 (0:0), Tor: 1:0 Donyell Malen (88.)

84 Tage später kehrt der BVB an den Ort der großen Niederlage zurück. BVB-Trainer Edin Terzic, der am 27. Mai nach der verlorenen Meisterschale noch untröstlich vor der Südtribüne stand, tat vor dem Spiel gegen Köln das, was er sehr gut kann: eine aufmunternde Rede halten. Man habe nun eine neue Chance, die wolle man ergreifen, sagte Terzic. Und analytisch: Man habe in der vergangenen Saison zu viele Punkte in der Hinrunde liegen lassen. Das soll diesmal nicht passieren.

Ein bisschen mehr als 90 Minuten nach dieser Aussage hatte der BVB gerade so den ersten Punktverlust der Saison abgewendet. Nach einer kaugummizähen Partie bekamen die Dortmunder in der 88. Minute nochmal einen Eckball - und Donyell Malen bugsierte den Ball am hinteren Pfosten ins Tor, nachdem er eigentlich drüber getreten hatte. Der Treffer stand symbolisch für das Spiel der Dortmunder. Köln verteidigte tief und diszipliniert, die erste Halbzeit ging mit nur zwei Torchancen (Julian Brandt für Dortmund, Davie Selke für Köln) zu Ende. Nach der Pause hatte gar Köln zunehmend mehr vom Spiel, Gregor Kobel rettete das 0:0 mit einem starken Fußreflex. Dann kam Malen - und nur dank einer weiteren Rettungsgrätsche von Mats Hummels muss Edin Terzic seine guten Vorsätze nicht sofort wieder beerdigen.

VfB Stuttgart - VfL Bochum 5:0 (2:0), Tore: 1:0 Serhou Guirassy (18.), 2:0 Dan-Axel Zagadou (38.), 3:0 und 4:0 Silas (60. und 67.), 5:0 Serhou Guirassy (77.)

Erst über die Relegation zum Klassenverbleib, nun Tabellenführer: Stuttgarts Silas erzielte zwei Tore für den VfB. (Foto: Tom Weller/dpa)

Eine so genannte Holding Six heißt nicht etwa so, weil man sie leicht halten kann, im Gegenteil. Das weiß man nun auch in Stuttgart. Sobald beim FC Liverpool jemand bemerkt hatte, dass im Schwabenland solch ein seltenes Exemplar zu finden wäre, war es schon weggekauft, schneller als irgendjemand "Klopp" hätte sagen können. Und so hatte der VfB, weil er seiner Leaving Six Wataru Endo den Weg in die Premier League partout nicht verbauen wollte, am Tag vor dem Auftaktspiel gegen Bochum bestätigt, dass er ohne seinen Kapitän in die Saison gehen müsste - und vorerst mal ohne adäquaten Ersatz. Beziehungsweise mit Atakan Karazor, dem einzigen im Kader, der die Position nicht nur vom Hörensagen kennt - und der schon nach einer halben Stunde behandelt werden musste.

Und was tut man, wenn man vor der eigenen Abwehr ein klaffendes Loch befürchtet? Man stürmt. So erzielte Serhou Guirassy allein vor dem Torwart das wuchtige 1:0 (18.), in ähnlich klarer Abschlussposition wie gleich zu Beginn auf der anderen Seite Bochums Christopher Antwi-Adjei, der allerdings neben das Tor von Alexander Nübel geschossen hatte. Dan-Axel Zagadou erhöhte per Kopf (38.), und hätte Bochums Schlussmann Manuel Riemann einen Außenristschuss von Jeong Woo-Yeong nicht noch mit einem fantastischen Reflex an die Latte gelenkt, die Partie wäre schon zur Pause entschieden gewesen. Spannend wurde sie trotzdem nicht mehr. Gleich zweimal ignorierten die Gäste nach dem Seitenwechsel Silas, einmal ließen sie noch Guirassy entwischen, am Ende stand es 5:0 und der VfB ist vorerst Tabellenführer der Bundesliga.

Bayer 04 Leverkusen - RB Leipzig 3:2 (2:1), Tore: 1:0 Jeremie Frimpong (24.), 2:0 Jonathan Tah (35.), 2:1 Dani Olmo (39.), 3:1 Florian Wirtz (64.), 3:2 Lois Openda (71.)

Zwischenzeitlicher Anschluss: Leipzigs Dani Olmo (rechts) trifft per Kopf - die Partie entscheidet aber Leverkusen für sich. (Foto: Revierfoto/Imago)

Erster Spieltag, erstes Spitzenspiel: Auf der einen Seite RB Leipzig, die gerade mit dem fabelhaften Dani Olmo dem FC Bayern im Supercup eine Watschn verpasst haben. Und einmal Leverkusen, sowieso schon stark seit Xabi Alonso den Trainerposten übernommen hat und im Schatten von Harry Kane sowas wie der heimliche Transfermeister der Liga. Alonso stellte mit Grimaldo, Boniface, Hofmann und Xhaka gleich vier Neue in die Startelf. Und die setzten erstmal die Etablierten in Szene.

Victor Boniface, aus Belgien gekommen, legte Jeremie Frimpong die Führung auf. Kurz darauf flankte Jonas Hofmann, aus Gladbach gekommen, eine Ecke auf Jonathan Tahs Kopf. Leverkusen agierte dominant, was gegen Leipzigs berüchtigtes Pressing eine Gefahr sein kann, doch Bayer 04 hatte das Spiel bemerkenswert gut im Griff. Es war dann wieder Olmo, der für Leipzig traf, diesmal auf profane Art und Weise: Nach einer Ecke hatte er sich zum ersten Pfosten geschlichen und von dort eingeköpft.

Florian Wirtz sorgte abermals für den Zwei-Tore-Abstand. Fraglich nur, ob er die Bogenlampe, die unhaltbar über Leipzigs Torhüter Janis Blaswich segelte, so wollte, oder ob er einfach den Ball nicht genau traf. Es hätte danach einfacher für Bayer 04 werden können, doch erneut verteidigte das Team eine Standardsituation schlecht: Lois Openda köpfte sein Premierentor und vergab kurz darauf das 3:3 - er trat vor dem leeren Tor über den Ball und traf im zweiten Versuch den Pfosten. In der Schlussphase verteidigte Leverkusen mit zehn Mann - und rettete den Sieg ins Ziel.

FC Augsburg - Borussia Mönchengladbach 4:4 (3:3), Tore: 0:1 Ko Itakura (13.), 0:2 Tomas Cvancara (27.), 1:2 Elvis Rexhbecaj (29.), 1:3 Nathan Ngoumou (37.), 2:3 Maximilian Bauer (41.), 3:3 Sven Michel (45.+7, Foulelfmeter), 4:3 Ruben Vargas (76.), 4:4 Tomas Cvancara (90.+7, Foulelfmeter)

Doppeltorschütze beim Bundesligadebüt: Tomas Cvancara (in grün-schwarz) trifft hier zum 2:0 für Gladbach und besorgt in der Nachspielzeit den Ausgleich per Elfmeter. (Foto: Bernd Feil/Imago)

Wilder Saisonauftakt in Augsburg: Gladbach begann zwar nicht dominant, dafür aber effizient. Ko Itakura nach einer Ecke und Neuzugang Tomas Cvancara nach einem Aufbaufehler der Augsburger sorgten für eine 2:0-Führung. Nur Minuten nach dem zweiten Gegentor traf Elvis Rexhbecaj mit einem Strahl ins kurze Eck. Das nächste Tor bekamen die Gladbacher fast geschenkt: Nathan Ngoumou schnappte sich einen Abschlag von Borussen-Torwart Jonas Omlin, ließ die gesamte FCA-Abwehr stehen und erhöhte auf 3:1. Souveränität suchte man bei den Gästen dennoch vergebens. Eine einstudierte Eckballvariante nutzten die Augsburger zu erneuten Anschluss. Und in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit gab Schiedsrichter Daniel Schlager nach Videostudium Foulelfmeter, den Neu-Augsburger Sven Michel zum 3:3 verwandelte.

Nach der Pause spielte Gladbach wieder besser, könnte aber mehrere Fehler in der FCA-Abwehr nicht nutzen. Die bayerischen Schwaben präsentierten sich nach dem Pokal-Aus defensiv weiter anfällig, dafür aber im Angriff deutlich verbessert. Eine Viertelstunde vor Schluss drehte Ruben Vargas das Spiel dann scheinbar vollends, ein strammer Schuss aber nicht unhaltbar für Omlin. Doch die finale Pointe kam noch: In der 97. Minute knallte Tomas Cvancara einen Foulelfmeter ins Tor. Die Augsburger verpassen somit den ersten Auftaktsieg im 13. Anlauf.

VfL Wolfsburg - 1. FC Heidenheim 2:0 (2:0), Tore: 1:0 und 2:0 Jonas Wind (6., 27.)

Daneben gepackt: Wolfsburgs Jonas Wind (links) jubelt über seinen Treffer zum 1:0 nach einem Fehler von Heidenheims Torwart Kevin Müller (am Boden). (Foto: Darius Simka/Imago)

Und damit willkommen in der Bundesliga: Als 57. Klub in der Geschichte startete der 1. FC Heidenheim 1846 in der deutschen Beletage. Es wird wohl einiges zusammenkommen müssen, wenn der Aufenthalt dort länger als eine Saison dauern soll - überdurchschnittliche Torwartleistungen würden helfen. Doch stattdessen griff FCH-Keeper Kevin Müller erstmal daneben. Nach gerade einmal sechs Minuten rutschte ihm eine harmlose Hereingabe über Wolfsburgs rechte Angriffsseite aus den Händen, VfL-Stürmer Jonas Wind staubte zur Führung ab. Rund 20 Minuten später spielte Wolfsburg wieder flach über rechts in den Strafraum, wieder war Wind zur Stelle.

Mit seinen Fingern deutete Heidenheim-Trainer Frank Schmidt an der Seitenlinie an: Zweimal der gleiche Spielzug, zwei Gegentore. Dennoch versteckten sich die Aufsteiger nicht und war nach der Pause die bessere Mannschaft. Lennard Maloney setzte den Ball nur im Zentimeter neben das Tor. Nach gut 70 Minuten brachte Einwechselspieler Kevin Sessa eine punktgenaue Flanke an den zweiten Pfosten nicht im leeren Tor unter - Chancen, die ein Underdog dringend nutzen sollte. Die Heidenheimer blieben gefährlicher, kamen aber nicht mehr vielversprechend zum Abschluss. Den Wolfsburger reichte eine solide erste Halbzeit gegen einen konkurrenzfähigen Liganeuling.

TSG Hoffenheim - SC Freiburg 1:2 (0:2), Tore: 0:1 Attila Szalai (39., Eigentor), 0:2 Roland Sallai (45+3.), 1:2 Ozan Kabak (50.)

Umkämpftes Spiel bis zum Schluss: Am Ende freuen sich die Freiburger um Matthias Ginter über einen Sieg gegen Ihlas Bebou (vorne) und die TSG Hoffenheim. (Foto: Thomas Voelker/Imago)

Was wäre das für ein Debüt gewesen. Vier Bundesligaminuten hatte Freiburgs neue Nummer eins Noah Atubolu gerade erst überstanden, als er den Ball nach einem mäßig gefährlichen Schuss von Angelo Stiller nach vorne abprallen ließ, direkt vor die Füße von Hoffenheims Andrej Kramaric, der mühelos traf - allerdings hatten dessen beide Füße dabei im Abseits gestanden. Glück gehabt also für Atubolu. Der gebürtige Freiburger, der im Breisgau den zum FC Brentford gewechselten Mark Flekken beerben soll, ist ja gerade mal 21 Jahre jung. So dauerte es dann bis zur 50. Minute, bis er seinen ersten Bundesliga-Gegentreffer kassierte, und für den konnte er rein gar nichts.

Erzielt hatte dieses 1:2 Hoffenheims Verteidiger Ozan Kabak, der kurz zuvor auf der anderen Seite noch auf der Linie das 0:3 durch Michael Gregoritsch verhindert hatte. Freiburg war zunächst glücklich in Führung gegangen, nachdem gleich zwei gegnerische Schienbeine kunstvoll eine Flanke von Christian Günter ins eigene Tor gestreichelt hatten, erst hatte John Antony Brooks abgefälscht, dann Attila Szalai. Freiburgs Roland Sallai erhöhte vor dem Pausenpfiff. Hoffenheims neuer Stürmer Wout Weghorst fehlte wegen muskulärer Probleme. Weil Gregoritsch später eine ganze Reihe Großchancen für Freiburg versemmelte und Vincenzo Grifo nur den Pfosten traf, blieb es bis in die Nachspielzeit hinein spannend.

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