Empfehlungen von SZ-Korrespondenten:Beim Teutates - Tipps für Städtereisen mit Kindern

Paris, Rom, London, Stockholm - geht das auch mit den Kleinen? Natürlich. Unsere Korrespondenten kennen die besten Attraktionen für sie.

Rom, martialisch

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(Foto: Tony Mondello/Allpix/laif)

Das gleich vorweg: Rom ist kein Kinderprogramm. Es ist hier schon mühsam, mit Kindern die Straße zu überqueren, auch auf einem Zebrastreifen. Und in der ganzen Innenstadt gibt es genau einen Spielplatz, der hat allerdings einen Blick auf das Kolosseum. Andererseits ist Rom eine Stadt voller Geschichte und Geschichten, die spannend, ja fantastisch sind. Wo sonst begegnet man zum Beispiel so vielen Heiligen? Und weil Rom die Hauptstadt der katholischen Christenheit ist, sind die Heiligensouvenirs besonders prominent. Ein kleiner Spaziergang bietet schon die größten Attraktionen. Am tollsten für Kinder ist die Weihnachtskrippe in der Basilika Santa Maria Maggiore. Also fängt man da am besten an. In der Krypta befindet sich hinter Glas eine prächtige Krippe aus Silber. Das Stück Holz, das darin enthalten ist, soll aus der Futterkrippe stammen, in der das Jesuskind gelegen haben soll. Weiter geht es gleich nebenan, in die Kirche Santa Prassede. Dort steht eine Säule, an die Jesus während seiner Geißelung gefesselt gewesen sein soll. Und von hier ist es nicht weit bis Santa Croce in Gerusalemme, wo drei Stücke vom Kreuz, einige Dornen aus der Dornenkrone und der sogenannte Heilige Nagel ausgestellt werden, der ebenfalls vom Kreuz Jesu stammen soll. Zum Abschluss gibt's einen Blick auf die Heilige Treppe, die so heißt, weil sie im Haus von Pontius Pilatus gestanden haben soll. Heute hat sie ein eigenes Haus gegenüber der Lateranbasilika. Pilger rutschen sie auf Knien hoch. Das muss man nicht mitmachen. Aber es mal zu sehen, ist durchaus interessant.

London, bei Professor Wu

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(Foto: AFP)

Wie für Erwachsene gilt auch für Kinder, dass das größte (Luxus-)Problem bei der Freizeitgestaltung in London das schier unendliche Angebot ist. Man kann mit dem Nachwuchs die Marvel-"4D"-Superheldenshow in Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett besuchen, man kann aufs Riesenrad "London Eye" direkt am Themse-Südufer gehen, oder sich bei einer Minibus-Tour zu Londoner Schauplätzen der Harry-Potter-Romane kutschieren lassen. All diese Vergnügungen haben allerdings gemein, dass sie ziemlich kostenintensiv sind. Wenn man schon ordentlich Geld ausgeben muss, sollte man sich also eventuell für eine Attraktion entscheiden, die Kindern jeden Alters etwas bietet. Der Londoner Zoo am Regent's Park ist so eine: Vor Kurzem wurde hier ein spektakuläres neues Tigerhaus eröffnet, die seltenen Asiatischen Löwen bekommen gerade ein ähnlich aufwendiges Gehege. Das Pinguinbecken ist zu Fütterungszeiten schon deshalb eine Attraktion, weil man die Uhr nach dem Reiher stellen kann, der immer am Beckenrand auftaucht, wenn die Wärterinnen die Fischeimer ausleeren. Es gibt Eulen- und Papageien-Flugshows, einen beeindruckenden Riesensalamander namens Professor Wu und ein paar erstaunlich bezaubernde Nacktmulle. Ein bisschen Harry Potter bekommt man zudem noch gratis, ganz ohne Bustour: Im Reptilienhaus des Londoner Zoos entdeckt der Jungzauberer in der Verfilmung von "Harry Potter und der Stein der Weisen", dass er die Sprache der Schlangen versteht.

Paris, zum Druiden

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(Foto: AFP)

Wir befinden uns im Jahr 2016 nach Christus. Ganz Gallien folgt den Trends aus Amerika . . . Ganz Gallien? Nein! Ein von unbeugsamen Galliern bevölkerter Freizeitpark hört nicht auf, dem Eindringling Widerstand zu leisten. Willkommen im Parc Astérix, 30 Kilometer nördlich von Paris, der ur-französischen Alternative zum Disneyland Paris. Hier, im wald- und wasserreichen Land von Asterix, Obelix und Miraculix geht es etwas beschaulicher und märchenhafter zu als bei der schrillen amerikanischen Konkurrenz. Im gallischen Dorf warten die Helden auf einen Fototermin mit ihren Gästen. Im Römerreich erfahren die Besucher, dass tatsächlich alle Straßen in die ewige Stadt führen. Bei den Griechen jagt die Achterbahn "Donner des Zeus" mit 80 Stundenkilometern durch die Antike. Und im Wald der Druiden gilt es, eine magische Grotte zu entdecken. Der Parc Astérix ist ein Freizeitpark mit allem, was dazugehört. Achterbahnen, Wildwasser-Fahrten, lebensgroße Comic-Figuren. Doch er hat sich einen eigenen, französischen Charakter bewahrt. Die Welt der Gallier ist liebevoll bis ins Detail nachgebildet, in schöner, grüner Landschaft. Das Relais Gaulois wartet mit einem französischen Buffet auf. Und wer nicht gehen will, wenn die gallischen Helden in die Nacht hinein feiern und der gefesselte Troubadix nicht singen darf, der kann im schmucken Holz-Hotel Zu den Drei Eulen übernachten. Der Parc Astérix ist, beim Teutates!, einen Besuch wert. Es sei denn, es fällt einem ausgerechnet hier der Himmel auf den Kopf.

Warschau, nussig

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(Foto: picture alliance / dpa)

Regnet es nicht gerade in Strömen, ist keine Frage, wohin des Weges mit Kindern in Warschau: Sich die Taschen mit Wal- oder Haselnüssen, Rosinen oder getrockneten Maiskörnern vollstopfen - und ab in den Łazienki-Park, ehemals der Park der polnischen Könige im Zentrum der Stadt. Der Park hält ein kleines, aber schönes Schloss am Wasser bereit, in dem mehrere farbenprächtige Pfauen herumstolzieren. Und einen Teich, der immerhin groß genug ist, um darauf Boot zu fahren und zu versuchen, eine der Hunderten Enten des Parks am Schwanz zu packen. Die jahrhundertealten Bäume bieten auch etlichen Großfamilien von Eichhörnchen Zuflucht. Obwohl, Zuflucht trifft es nicht ganz, denn die Eichhörnchen des Łazienki-Parks sind es gewöhnt, am Boden von Besuchern umschmeichelt und verwöhnt zu werden. Beim Wettbewerb, wem es gelingt, die meisten Eichhörnchen anzulocken und zu füttern, haben Eltern schon mühelos Stunden im Park verbracht. Wer sich stärken will, schlendert zur ehemaligen Orangerie des Königs, heute ein Restaurant und Café. Wer Glück hat, sieht dort eine Warschauer Hochzeitsgesellschaft in aufwendigen Kleidern. Oder er stellt sich neben dem Schloss in die Warteschlange zu dem unscheinbaren Schalter, der den ganzen Tag über frische Waffeln ausgibt. Nach erfolgreicher Eichhörnchenjagd empfiehlt sich auch ein kurzer Spaziergang zur Puławska-Straße und der Kreuzung mit der Dąbrowski-Straße. Dort gibt es in der Eisdiele Limoni selbstgemachtes Eis, das zumindest nördlich von Italien keine Konkurrenz scheuen muss.

Madrid, flussaufwärts

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(Foto: imago/CordonPress)

Paris liegt an der Seine, London an der Themse, München an der Isar. Die Namen vieler Metropolen sind untrennbar mit dem Fluss verbunden, der durch sie fließt. Nur in Madrid ist das nicht so. Dabei gibt es auch hier einen Fluss, den Manzanares. Doch er fließt nicht durch das Zentrum, sondern huscht in einer Senke links an der Stadt vorbei. Die Touristen kennen seinen Namen in der Regel nicht, doch unter den Kindern und Jugendlichen Madrids steht er hoch im Kurs, seitdem vor vier Jahren der Madrider Flusspark, der Parque Madrid Rio, eröffnet wurde. Über eine Strecke von zwei Kilometern reiht sich auf dem rechten Flussufer eine Attraktion an die andere: Erst kommt das Vicente-Calderón-Stadion, die Basis des traditionsreichen Fußballklubs Atlético, der in der Hauptstadt mehr Fans hat als die Kicker von Real. Flussaufwärts kommen Abenteuerspielplätze, Skateboard-Bahnen, ein Kurs für Mountainbikes, Basketball-, Volleyballfelder, mehrere kleine und ein großer Fußballplatz für alle, Springbrunnen mit Wasserspielen, in die man hineingehen, in denen man sogar schwimmen darf, ohne dass ein Parkwächter einschreitet. Die Eltern machen Picknick, wenn ihre Kinder herumtollen. Und wenn die dann immer noch nicht müde sind, geht es noch weiter flussaufwärts zum Matadero, dem früheren Schlachthof, nun ein Kulturzentrum. Hier darf in Künstlerateliers und -werkstätten nach Herzenslust experimentiert werden. Und das alles am Ufer des Manzanares, dem die Stadt lange den Rücken zugekehrt hat.

Stockholm, verhext

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(Foto: imago/ZUMA Press)

Ostern beginnt in Schweden mit den Osterhexen. Sie fliegen an Gründonnerstag Richtung Blåkulla, zum schwedischen Blocksberg. Die Kinder ziehen mit Kopftuch, aufgemalten Sommersprossen und Besen als Osterhexen von Haus zu Haus und sammeln Süßigkeiten. Wenn sie am Donnerstag so verkleidet zum Skansen kommen, haben sie freien Eintritt. Skansen ist ein Freilichtmuseum mit Tierpark auf der Stockholmer Insel Djurgården. Es bezeichnet sich selbst als ältestes Freilichtmuseum der Welt und ist groß und abwechslungsreich genug, um dort den ganzen Tag zu verbringen. Es zeigt, wie die Menschen in Schweden früher gelebt haben - im Norden in Sami-Häusern, im Süden in Bauernhöfen, wie man sie aus den Astrid-Lindgren-Geschichten kennt. In viele kann man hinein. Dazwischen laufen Menschen in der Kleidung von damals herum, arbeiten, wenn schon Saison ist, in den Gärten, versorgen Hühner, Kühe, Schweine. Manchmal gibt es Musik und Tänze auf den Wiesen. Zum Inventar gehören ein Bäcker, der Brot backt wie früher, ein Glasbläser, ein Buchdrucker, ein Apotheker, ein alter Eisenwarenladen. Im Tierpark leben die wilden nordischen Tiere, Elche natürlich, Wölfe, Bären, Luchse, Robben. Es gibt auch einen liebevoll gestalteten Kinderzoo, Lill-Skansen, Ponyreiten und je nach Wetterlage fährt ein altes Karussell. An Ostern können die Kinder hier nicht nur Eier bemalen, Osterkarten basteln oder den Ostermarkt besuchen. Hier bauen die kleinen Hexen ihre Hexenbesen noch selbst. Fotos: Tony Mondello/laif, Parc Asterix, AFP (2), dpa, Imago (2)

© SZ vom 24.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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