Bundestagswahl:Bitte lächeln!

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Was auch herauskommen mag bei den Sondierungen, eins ist jetzt schon sicher: Mit dem Wahlkampf der Politiker endete nicht ihre Selbstinszenierung. Eine SZ-Bildergalerie zu den Sondierern.

Von Johannes Korsche, München

"Zitrus"-Sondierer und ihr neues Vertrauen

Wenige Tage nach der Bundestagswahl trafen sich die Spitzen von FDP und Grünen erstmals zu informellen Gesprächen, was sie mit einem Selfie dokumentierten (von links): Volker Wissing (FDP), Annalena Baerbock (Grüne), Christian Lindner (FDP), Robert Habeck(Grüne). (Foto: Volker Wissing/dpa)

Zugegeben: Wenn Kim Kardashian ein Selfie postet, schlägt das höhere Wellen auf Instagram. Ganz so stark ist der Seegang im Social-Media-Meer, der auf dieses Selfie der "Zitrus"-Sondierer von Grünen und FDP folgt, dann nicht. Trotzdem dürfte es eines der meistgeteilten und meistinterpretierten Politiker-Selfies der vergangenen Jahre sein. Auch weil sonst nicht viel aus ihren Vorberatungen nach außen dringt. Man hätte die anschließende Verschwiegenheit beim Anblick des Fotos ahnen können: Eng beisammen und von links nach rechts stehen Volker Wissing (FDP), Annalena Baerbock (Grüne), Robert Habeck (Grüne) und Christian Lindner (FDP). Sie haben die Parteigrenzen aufgelöst und posieren abwechselnd. Soll heißen: Wir sind uns nicht in Allem einig, aber wir halten hier im gegenseitigen Vertrauen zusammen.

Die Karriereleiter ist keine Rolltreppe

Nach oben soll es gehen: Volker Wissing, rheinland-pfälzischer Minister und FDP-Generalsekretär, SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und Michael Kellner, Politischer Bundesgeschäftsführer der Grünen. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Politiker auf Rolltreppen sind als Bildmotiv vorbelastet. Was natürlich an Donald Trump liegt, der einst per "escalator" ins Foyer des Trump Towers hinabfuhr, um seine Kandidatur zu verkünden. Von trumpistischer Eskalation sind Volker Wissing (FDP), Lars Klingbeil (SPD) und Michael Kellner (Grüne) glücklicherweise weit entfernt. Die Unterschiede zum Ex-Präsidenten der USA sind ja auch augenfällig: Die Ampel-Sondierer fahren schließlich nach oben. Und die einzige Krawatte, getragen von Volker Wissing, ist weder zu lang noch knallrot.

Arbeiten am Feiertag, Teil 1

Robert Habeck an den Mikrofonen, Annalena Baerbock und Lars Klingbeil im Hintergrund. Der pünktliche Feierabend ist heute ausgefallen. (Foto: Frank Ossenbrink /Imago)

Am Tag der Deutschen Einheit treffen sich die Sozialdemokraten und die Grünen. Erste Botschaft: Selbst am Feiertag basteln sie fleißig an der künftigen Regierung. Harte Arbeit, also. Wem das noch nicht eindeutig genug ist, für den verlegen sie ihre Pressekonferenz nach draußen. Damit man auch ja sieht: Oh, es ist dunkel geworden, die machen sogar Überstunden. Und das am Feiertag.

Arbeiten am Feiertag, Teil 2

Jamaika ohne Karibik: Die Generalsekretäre Paul Ziemiak (CDU), Volker Wissing (FDP) und Markus Blume (CSU), von links nach rechts, wählen eine graue Wand als Hintergrund. (Foto: Chris Emil Janssen/Imago)

In Sachen Arbeitseifer wollen Union und FDP den anderen Parteien in nichts nachstehen. Auch sie signalisieren Einsatz am Tag der Deutschen Arbeit. Und ja, auch bei ihnen wurde es spät. Auf den Fotos der anschließenden Pressekonferenz sieht man das allerdings nicht. Eine graue Wand rahmt die drei Generalsekretäre von CDU, CSU und FDP ein. Das kann man optisch langweilig finden - oder angenehm stabilisierend in unruhigen Zeiten. So oder so verströmte Jamaika wohl noch nie so wenig karibischen Flair wie in diesem Moment.

In den Schuhspuren von Joschka Fischer

Erneut signalisieren die Grünen und die FDP Geschlossenheit, als sie gemeinsam zu den Sondierungen mit der SPD kommen. (Foto: Christof Stache/AFP)

Vor den Gesprächen mit der SPD demonstrieren Grüne und FDP erneut jene Geschlossenheit, die aus dem Vierer-Selfie ihrer Chefverhandler bereits bekannt ist. Gemeinsam spazieren sie die letzten Meter zu den Fotografen. Böse Zungen würden behaupten: Die Herren waren auch gemeinsam Klamotten shoppen. Einziger auffälliger Unterschied: Lindner trägt weiße Turnschuhe. Während dieser interpretationsfreudigen Zeiten ist das natürlich ein Liebesbeweis an die Grünen. Weiße Turnschuhe zum Anzug kennt man im Politikbetrieb schließlich vor allem von Joschka Fischers Vereidigung zum hessischen Minister für Umwelt und Energie im Jahre 1985.

Orgelpfeifen vorm grauen "Evergreen"

Von links nach rechts vorm grauen "Evergray"-Hintergrund: FDP-Generalsekretär Volker Wissing, SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil und Michael Kellner, Bundesgeschäftsführer von Bündnis 90/Die Grünen. (Foto: Kay Nietfeld/dpa)

Die graue Wand im Hintergrund scheint das Billy-Regal der politischen Einrichtung zu sein: Geht immer, ist aber kein optisches Highlight. Wie zum Beweis kramen nun auch die Ampel-Verhandler diesen grauen Evergreen für ihre Pressekonferenz aus. Zumindest ordnen sie sich unterhaltsam orgelpfeifig davor an. Erinnerungen an die frühe Phase des Wahlkampfs werden wach: Damals war der grüne Balken in den Umfragen eine Zeitlang der höchste, vor SPD und FDP.

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