MeinungPrantls Blick:Wie viele Tonnen wiegt Europa?

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Von Heribert Prantl

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Emmanuel Macron vor einigen Tagen bei seiner Europa-Rede in der Pariser Sorbonne: Über seine Visionen kann man streiten - aber er hat wenigstens welche.
Emmanuel Macron vor einigen Tagen bei seiner Europa-Rede in der Pariser Sorbonne: Über seine Visionen kann man streiten - aber er hat wenigstens welche. (Foto: IMAGO/Bestimage/Jeanne Accorsini)

Vom globalen Gewicht und von der Zukunft Europas in Zeiten des Ukraine-Kriegs: Zwanzig Jahre nach der Osterweiterung sucht die EU ihre Bestimmung und findet sie nicht.

Helmut Kohl war, es ist lange her, Europas Berserker und Europas Christophorus. Man erinnert sich daran mit einer gewissen Wehmut. Sein Außenminister Klaus Kinkel von der FDP hat einmal, Jahre nach der Ära Kohl, in der für ihn typischen deftigen Sprache geschildert, wie es in der letzten Phase dieser Ära bei den europäischen Ratssitzungen zuging: Es war wie auf einem Klassentreffen mit Kohl als Klassensprecher und Organisator. Kohl habe, "ohne dass er an der Reihe war, in das Mikrofon geschrien, alle zusammengeschissen; und alle haben auf ihn gehört. Er brüllte 'Francois' - und der Präsident Mitterrand, schon gezeichnet von schwerer Krankheit, zuckte zusammen und nickte. Er hat diese Kerle beherrscht." Diese Kerle, die Staatsführer Europas, waren, so Klaus Kinkel, "seine Kerle". Und Kohl konnte über sein Europa glucksend, bewegt, pathetisch, feierlich, sensibel, stolz und auch unglaublich selbstzufrieden reden. Er war Pfälzer, und er war der Staatsmann Europas.

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