Freizeit im Oberland:Kalt erwischt

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Auch der Skibetrieb am Brauneck ist von den Unmengen an Schnee am Wochenende überrascht worden. (Foto: Manfred Neubauer)

Gerade liegt Schnee satt, aber Skifahrer müssen dennoch warten: Im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen kämpfen die Liftbetreiber von Groß bis Klein gegen die weißen Massen. Der Skibetrieb startet frühestens am zweiten Adventswochenende.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Die Ausgangssituation klingt fast ein wenig paradox: Bis in die Tallagen hat es im Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen so viel und so früh im Winter wie von Freitag auf Samstag kaum jemals geschneit. Trotzdem müssen sich die Pistensportler noch gedulden. Frühestens gegen Ende der Woche rechnen die Liftbetreiber damit, den Betrieb offiziell starten zu können.

"Wir können hier nicht Knall auf Fall mit dem Skibetrieb starten", so Krinner von den Ötzliften

Rund um die Talstation der Ötzlifte in Pessenbach bei Kochel am See türmt sich der Schnee etwa einen halben Meter hoch. Vorigen Winter reichte es bis wenige Tage vor Weihnachten nur zu 15 Zentimetern. Die Lifte standen still, konnten erst später in der Saison öffnen. Weil es keine Schneekanonen gibt und allein Naturschnee reichen muss. Und heuer? "Wir können hier nicht Knall auf Fall mit dem Skibetrieb starten", sagt Michael Krinner am Montagmittag. "Von außen schaut alles leicht aus. Das ist aber nicht so."

Weiß, wohin das Auge reicht: die Ötzlifte nahe Kochel am See. (Foto: Manfred Neubauer)

Frühestens sollen die Ötzlifte am kommenden Donnerstagnachmittag öffnen. Und selbst das ist laut der Homepage "noch unsicher". Von problematischen Schneemassen spricht der Katastertechniker am Wolfratshauser Vermessungsamt, der bei den Ötzliften Teil eines Betreiberquartetts ist. Das gilt insbesondere für den vielen Schnee, der auf den Bäumen am Pistenrand und entlang der Lifttrassen lastet. Das Betreiberteam müsse sicherstellen, das keine Bäume und Äste unter der Last zusammenbrächen und Skisportler verletzen könnten, sagt Krinner. An neuralgischen Stellen müssten sie entweder den Schnee von den Bäumen entfernen oder Äste sogar ganz absägen.

Ferner gibt es derzeit keinen Strom am Lift. Laut Krinner seien die Bayernwerke informiert, um den Grund dafür im Netz festzustellen und das Problem zu beheben. "Im Moment ist die Leitung tot", so Krinner. Unabhängig davon ist das Betreiberquartett genug ausgelastet, bevor das kleine Skigebiet mit 1,6 Kilometer langen Pisten am Rabenkopf öffnen kann. So müssen die Abfahrten gewalzt und präpariert werden, Beschilderungen und Absperrungen aufgestellt sowie der Parkplatz geräumt werden. Der Untergrund müsse dafür gut durchgefroren sein, damit die Autos nicht auf der Wiese steckenblieben, so Krinner.

Die Last von 60 Zentimeter Schnee ließ in Beuerberg zwei Bäume auf die Lifttrasse krachen

Otto Mannheim ist mit der Schneefräse am Beuerberger Skilift unterwegs. (Foto: Hartmut Pöstges)

Genauso hat die Betreiberfamilie des Beuerberger Skilifts (Gemeinde Eurasburg) viel weiter draußen im Alpenvorland mit den Schneemassen momentan vor allem zu kämpfen. Von mehr als außergewöhnlichen 60 Zentimetern für Anfang Dezember spricht der 87-jährige Otto Mannheim, der den Lift seit 1971 mit seiner Familie betreibt. So viel auf einmal habe es geschneit, dass er gar nicht durch den Schnee durchgekommen sei. Zudem seien zwei Bäume unter der Last auf die Lifttrasse gefallen. Wenigstens habe das keinen Schaden verursacht.

Auch auf den Pisten und den Lifttrassen liegen umgestürzte Bäume. (Foto: Manfred Neubauer)

Wann der Betrieb starten kann? "Ich hoffe, dass wir es bis Freitag hinbekommen", sagt Mannheim. Zu schaffen ist das aber nur, weil die ganze Familie zusammenhilft. So sind auch die beiden Töchter Claudia Mannheim und Sabine Vieweg, die in Beuerberg noch eine Skischule betreiben, inklusive Angehöriger so oft es geht am Hang. Es gilt die Lifttrasse freizuschaufeln und die Abfahrt mit der selbst konstruierten Pistenraupe samt umgebauter Isetta-Kabine als Führerhaus zu walzen.

Der Skilift in Beuerberg soll am kommenden Wochenende geöffnet werden. (Foto: Hartmut Pöstges)

Im Skigebiet Brauneck haben allein die Pistenraupen viel größere Dimensionen. Die mehrere Tonnen schweren Fahrzeuge sind zudem noch mit satellitengestützter Computertechnik ausgestattet. Damit lässt sich präzise messen, wie viel Schnee an welcher Stelle der Piste liegt, und damit ressourcenschonend präparieren. Vor kommenden Freitag wird der Skibetrieb aber am Lenggrieser Hausberg laut Geschäftsführerin Antonia Asenstorfer trotzdem nicht starten können.

Das Skigebiet Brauneck braucht vier bis fünf Tage Vorlaufzeit bis zum Betriebsstart

Denn alle 35 Kilometer Pisten - die machen das Brauneck zu einem der zehn größten Skigebiete Deutschlands - müssten erst einmal präpariert werden. "Wir brauchen vier bis fünf Tage Vorlauf, um den Betrieb aufnehmen zu können", so Asenstorfer. Dank tiefer Temperaturen konnten ihren Angaben zusätzlich die Schneekanonen bereits laufen. "Die Grundbeschneiung ist größtenteils erledigt", so Asenstorfer.

Derzeit läuft am Brauneck nur die Kabinenbahn. Zwar werden dort auch Skifahrer mitgenommen - am Berg sind die aber auf eigenes Risiko unterwegs. (Foto: Manfred Neubauer)

Derzeit läuft am Brauneck nur die Kabinenbahn. "1300 Fahrten hatten wir allein am Sonntag", sagt Asenstorfer. Das entspreche einem guten Sommertag. Unter den Gästen seien auch Skifahrer. Die seien am Berg aber aktuell auf eigene Gefahr und Risiko unterwegs. Erfreulich ist für Asenstorfer darüber hinaus der bisherige Saisonkartenverkauf. "Wir liegen bei den Vorjahreszahlen, womöglich sogar ein bisschen besser", so die Bergbahn-Geschäftsführerin.

Auf den Herzogstand mit seiner unter Freeridern beliebten Talabfahrt geht es derzeit nur zu Fuß mit Tourenski. Die Bergbahn öffnet am 26. Dezember. Der als Alternative zum Pistentrubel am Brauneck beliebte Gaißacher Reiserlift soll am Samstag, 9. Dezember, öffnen.

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