Nein, verzweifelt sei er nicht, sagt Holger Smolinsky. Der Kriminalhauptkomissar versucht seit inzwischen fast sieben Jahren, den Isarmörder zu finden. Jenen Mann, der am Abend des 28. Mai 2013 gegen 22 Uhr am Radweg vor dem Europäischen Patentamt unvermittelt eine Radfahrerin anspuckte und dann ihren Begleiter mit mehreren Messerstichen tötete. Seitdem ist die Polizei mehr als 600 Hinweisen nachgegangen, mehr als 15.000 Personen wurden vernommen, 5700 gaben Speichelproben ab. Die Daten von 64.000 Handys, die bei Funkmasten im Umfeld des Tatorts angemeldet waren, wurden ausgewertet, fast 7500 Handybesitzter überprüft. Nichts davon hat die Polizei auf die Spur des Täters gebracht. Zwischenzeitlich waren 30 Beamte in der Einsatzgruppe "Cornelius" beschäftigt, inzwischen führt Smolinsky die Ermittlungen weitgehend alleine fort. Die Hoffnung sei sein täglicher Antrieb, sagt der 45-Jährige.
Nun gibt es zum ersten Mal seit langer Zeit neue Erkenntnisse über den Täter. Anhand der DNA, die am Tatort sichergestellt wurde, konnte ein Labor in Österreich feststellen, wie der Täter ausgesehen haben könnte und woher er ungefähr stammte. Wohlgemerkt: Die Rede ist von "könnte", denn die Genetiker des Instituts für Gerichtliche Medizin in Innsbruck drücken ihre Erkenntnisse in Wahrscheinlichkeiten und in Prozenten aus. Demnach ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Täter braune Augen hatte, hellbraune Haare und dass er aus Europa stammte. Damit ist der durchschnittliche Münchner wohl ganz gut umschrieben und die Ermittler sind nicht viel weiter.
In Strafverfahren sind solche Analysemethoden in Deutschland nicht zugelassen. Es besteht die Sorge, dass auf diesem Wege rassistische Vorurteile geschürt werden könnten. Dass die Münchner Ermittler die Methode nun trotzdem einsetzen konnten, liegt am umstrittenen Polizeiaufgabengesetz. Es erlaubt solche Maßnahmen zur Gefahrenabwehr. Und ein Messermörder, der frei herumläuft, sei eine Gefahr für die Bevölkerung, argumentiert das Polizeipräsidium. Selbst wenn er in den vergangenen sieben Jahren in München nicht erneut zugeschlagen hat.
Ob dieser bayerische Sonderweg richtig ist, darüber kann man streiten. Genauso wie darüber, ob die Erkenntnis, dass der Täter wahrscheinlich aussah wie die meisten Münchner, die Stadt sicherer gemacht hat.
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