Infizierte in München:Schulen und Kindergärten wegen Coronavirus geschlossen

Lesezeit: 3 min

Wegen eines Covid-19-Falls ist das Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium in München-Bogenhausen seit Donnerstag vorsorglich geschlossen. (Foto: Robert Haas)

Das Gesundheitsamt schließt mehrere Einrichtungen. Binnen einer Woche haben sich allein in München zwölf Menschen angesteckt. Damit es nicht mehr werden, verschärfen vor allem Altenheime den Schutz.

Von Martin Bernstein, Ingrid Fuchs und Kassian Stroh, München

Wegen mehrerer bestätigter Corona-Fälle hat die Stadt München am Donnerstag ein Gymnasium, ein Schulzentrum und zwei Kindergärten geschlossen. Es handelt sich um die Katholischen Kindergärten St. Rita in Bogenhausen und St. Klara in Zamdorf sowie das ebenfalls in Bogenhausen gelegene staatliche Wilhelm-Hausenstein-Gymnasium sowie das Berufliche Schulzentrum an der Riesstraße, zu dem fünf Berufsschulen gehören. Die beiden infizierten Kinder aus einer siebten und der zwölften Klasse des Gymnasiums werden stationär behandelt, das Gesundheitsreferat rechnet bei jungen Patienten eher mit einem milden Verlauf. Weil nun Kontaktpersonen überprüft werden sollen, bleiben die Kindergärten zwei Wochen geschlossen. Das Gymnasium ist nach Auskunft von Schulleiter Uwe Barfknecht vorerst bis inklusive Mittwoch geschlossen. So verfährt auch das Berufliche Schulzentrum, wo ein Schüler positiv getestet wurde.

Binnen einer Woche haben sich in München zwölf Menschen mit dem Erreger Sars-CoV-2 angesteckt, so die offizielle Angabe der Stadt am Donnerstagabend. Drei weitere Infizierte wurden aus dem Landkreis München gemeldet, unter ihnen ein Kind. Das Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching ist deshalb bis einschließlich diesen Freitag geschlossen, ein Kindergarten in Gräfelfing sperrt bis einschließlich Montag zu. Eine bayernweite Schulschließung stehe nicht zur Debatte, sagte ein Sprecher des Kultusministeriums. Auf sofortige flächendeckende Zwangsferien müssen sich Schüler und Eltern also nicht einstellen.

Quarantäne wegen Sars-CoV-2
:Entlassen, aber noch lange nicht frei

Die ersten deutschen Coronavirus-Patienten sind längst gesund und aus der Klinik entlassen. Manche aber müssen weiter zu Hause bleiben - wegen spezieller Vorgaben der Behörden.

Von Carolin Fries

Unter den Infizierten in München ist auch eine Mitarbeiterin der Hypo-Vereinsbank am Tucherpark. Die Frau stehe unter medizinischer Aufsicht, teilte das Unternehmen mit. Allen Kollegen, die mit ihr in Kontakt standen, sei zu einer zweiwöchigen "Selbstquarantäne" geraten worden. Außerdem habe man als Vorsichtsmaßnahme den Raum, in dem sich die Frau aufgehalten habe, geschlossen. "Die relevanten Teile des Gebäudes wurden gründlich gereinigt und desinfiziert", heißt es in einer Mitteilung, alle Bürogebäude sowie der HVB-Turm blieben aber geöffnet.

Bei den städtischen Altenheimen gehen die Vorsichtsmaßnahmen weiter. "Wir sind nicht unhöflich", mit diesen Worten werden Besucher neuerdings begrüßt, "wir sind umsichtig." Darunter der Hinweis, dass man auf das Händeschütteln verzichte, der Gesundheit von Besucherinnen wie Bewohnern zuliebe. Stattdessen solle man sich ein Lächeln schenken. Die Schilder hängen überall in den Häusern der Münchenstift GmbH. Mindestens bis Ende März sind alle Veranstaltungen gestrichen, zu denen auch Besucher von außen kommen könnten: Konzerte, Dia-Vorträge, Theateraufführungen. Externe dürfen nicht mehr in die Cafeterien. Auch alle ehrenamtlichen Helfer, die Bewohnern vorlesen, mit ihnen basteln oder spazieren gehen, sollen auf Bitten der Münchenstift-Leitung nicht mehr kommen.

Etwa 800 Menschen leisten in den 13 Heimen regelmäßig solche Besuchsdienste. "Um das Risiko zu minimieren, dass jemand mit dem Virus in eines unserer Häuser kommt", sagt Siegfried Benker, Chef der Münchenstift GmbH. Das städtische Unternehmen ist in München der größte Betreiber von Altenheimen. Etwa 3000 Menschen leben dort, im Schnitt sind sie 83 Jahre alt, wie Benker sagt. "Eine Hochrisikogruppe."

Bei etwa 80 Prozent derer, die sich mit dem neuen Erreger anstecken, verläuft die von ihm ausgelöste Lungenkrankheit mild, sie zeigen kaum Symptome und merken womöglich nicht einmal, dass sie erkrankt sind. Für Menschen mit Vorerkrankungen, chronischen Krankheiten oder Senioren ist das Virus gleichwohl gefährlich.

Beim Münchenstift wird deshalb, wie Benker sagt, verschärft auf Hygienevorschriften hingewiesen - auch bei externen Dienstleister wie Reinigungsfirmen oder Handwerker, wenn sie zwingend in den Heimen im Einsatz sind. Sorgen bereitet ihm die Vorstellung, dass eine Infektion in einem Heim auf andere übergreife. Deshalb wurden alle Fortbildungen oder Besprechungen, an denen Mitarbeiter verschiedener Häuser teilnehmen sollten, vorerst gestrichen.

Besonders in Altenheimen besonders wichtig: Desinfektionsmittel zum Schutz vor dem Coronavirus, hier im Haus des Münchenstifts in der Effnerstraße. (Foto: Florian Peljak)

Nicht alle Altenheimträger gehen so vor. Beschränkungen für Besucher oder Veranstaltungsabsagen gibt es in den beiden Altenheimen des evangelischen Trägers Augustinum in Hadern und am Hasenbergl zum Beispiel bislang noch nicht. "Je nach Fortgang kann es aber natürlich sein, dass wir solche Maßnahmen kurzfristig umsetzen", sagt Augustinum-Pressesprecher Matthias Steiner. Ähnlich hält man es bei der Caritas. Veranstaltungen mit externen Gästen werden vorsorglich abgesagt, Besprechungen mit Mitarbeitern von mehreren Altenheimen auf ein Minimum reduziert. Man sei bemüht, "ein Zeichen gegen Panik zu setzen und wichtige Strukturen für bedürftige Personen aufrecht zu erhalten". Stark erkältete Besucher werden aber nach Hause geschickt.

Einen denkbaren, aber sehr drastischen Schritt will auch der städtische Träger Münchenstift vermeiden: ein generelles Besuchsverbot. "Bei uns leben pflegebedürftige Menschen", sagt Benker. "Da können wir nicht sagen, dass da die Angehörigen nicht mehr kommen dürfen." Niemand wolle und könne die Heime "hermetisch" abriegeln.

© SZ vom 06.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Coronavirus-Newsblog für Bayern
:Personen-Obergrenze für private Partys: Wie viele dürfen noch feiern?

Bayern schließt angesichts steigender Corona-Infektionen neue Auflagen nicht aus. Schon wieder gibt es Probleme bei den Tests an den Autobahnen. Alle Entwicklungen im Newsblog.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: