Kundgebung gegen Rechtsextremismus:München plant ein "Lichtermeer" für die Demokratie

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Der Ansturm am 21. Januar rund ums Siegestor hat die Initiatoren animiert, eine weitere Großdemo zu initiieren. (Foto: Florian Peljak)

"Gegen Rassismus, Antisemitismus und Hetze": Auf der Theresienwiese sollen sich am Sonntag Menschen mit Kerzen und Lampen versammeln, um gegen Rechtsextremismus und die AfD zu protestieren. Die Organisatoren wollen diesmal bewusst die breite Mitte der Gesellschaft ansprechen.

Von Bernd Kastner

Nun ist es fix. Für kommenden Sonntagabend rufen in München diverse Organisationen, Initiativen und Gruppen zu einer weiteren Versammlung für die Demokratie und gegen Rechtsextremismus auf. Sie soll auf der Theresienwiese stattfinden, ihr Motto lautet: "Lichtermeer für Demokratie, gegen Rassismus, Antisemitismus und Hetze". Der Beginn ist für 18 Uhr geplant.

Es soll nach der Demonstration am Siegestor, zu der vor gut zwei Wochen um die 200 000 Menschen kamen, die zweite große Versammlung in München im Zuge der bundesweiten Protestwelle gegen die AfD werden. Nach dem Willen des neuen Demo-Bündnisses soll die Kundgebung auf der Theresienwiese der Auftakt zu einer Reihe von Aktionen der Zivilgesellschaft sein, um den Elan pro Demokratie zu erhalten und fördern.

"Wir lassen nicht zu", heißt es im Aufruf für Sonntag, "dass Menschen in unserem Land ausgegrenzt und verfolgt werden. Wir wehren uns gegen Rechtsextremismus und widerwärtige Deportationsphantasien. Die schweigende Mehrheit schweigt nicht länger!"

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Am Sonntag solle es auf der Bühne nur wenige Reden geben, dafür viel Musik, sagt Luc Ouali, Sprecher des Organisations-Teams und aktiv bei "Fridays for Future". Den Fokus wolle man auf den Zusammenhalt der demokratischen Mitte legen. "Demokratie hat man nicht", sagt Ouali, "Demokratie lebt man."

Den Anstoß zu der geplanten Kundgebung hat in der vergangenen Woche erneut "Fridays for Future" gegeben. Am Montagmittag trafen sich nach SZ-Informationen Vertreterinnen und Vertreter von vier Gruppen und vereinbarten das weitere Vorgehen.

Dabei waren neben der Münchner "Fridays"-Gruppe auch die Vereine Lichterkette und München ist bunt sowie Bellevue di Monaco, das Wohn- und Kulturzentrum für Geflüchtete. Zu den Erstunterzeichnern des Demo-Aufrufs gehört auch "Morgen", der Dachverband migrantischer Organisationen in München.

Damit unterstützen etablierte Demo-Organisatoren die jungen Aktiven aus der Klimabewegung. Den Initiatoren sei wichtig, dass sich dem Aufruf möglichst viele Unterstützende und Organisationen anschließen. Ob diesmal - anders als zur Demo am Siegestor - auch Parteien eingeladen werden, den Aufruf zu unterstützen, sei bislang noch offen, sagt Luc Ouali.

Mit dem Motto der Versammlung "gegen Rassismus, Antisemitismus und Hetze" fokussieren sich die Veranstalter diesmal eindeutig auf den Kampf gegen Rechtsextremismus und die AfD. Damit wollen sie offenbar bewusst die breite demokratische Mitte der Gesellschaft ansprechen.

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Die Demo am Siegestor am 21. Januar hatte sich "gemeinsam gegen Rechts" gerichtet. Dies führte dazu, dass von der Bühne aus nicht allein die AfD, sondern auch die Ampel- und Unions-Parteien scharf kritisiert wurden, was wiederum Unmut bei vielen Teilnehmenden hervorrief. Ouali sagt, man kritisiere zwar weiterhin den allgemeinen Rechtsruck, richte sich aber auch ausdrücklich gegen eine Spaltung der Gesellschaft, die von Rechtsaußen angestrebt werde.

Ursprünglich hatte "Fridays for Future", die bereits die Demo am Siegestor mit organisiert hatte, als nächste Aktion die Idee einer neuen Lichterkette ins Gespräch gebracht. Zur Original-Lichterkette 1992 kamen 400 000 Menschen und protestierten gegen "Ausländerfeindlichkeit". Aus der Idee einer "Lichterkette 2.0" wurde nun das angestrebte "Lichtermeer", was dem Versammlungsort geschuldet sei, der Theresienwiese.

Obwohl am kommenden Wochenende die Faschingsferien beginnen, habe man sich für diesen Termin entschieden, heißt es aus dem Kreis der Organisatoren. Man wolle das Momentum des Protests nutzen. In vielen Städten gibt es seit Wochen Demonstrationen gegen die AfD. Ausgelöst wurden sie durch Recherchen von Correctiv und Greenpeace über ein Treffen von Rechtsextremen und AfD-Politikern in Potsdam, bei dem die Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationsgeschichte aus Deutschland besprochen wurde.

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