Comics in Bayern:Zeichner, vereinigt euch

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Diskussionsteilnehmer werden bei einem Comictreffen vom Publikum natürlich nicht fotografiert, sondern gezeichnet. (Foto: Dashuber/Hopf)

In der Münchner Monacensia traf sich die bayerische Comic-Szene, um über Probleme und gemeinsame Ziele wie bessere Arbeitsbedingungen zu diskutieren.

Von Jürgen Moises

Die Welt der Comics, sie ist in den vergangenen Jahren bunter, vielfältiger und vor allem weiblicher geworden. Aber die Bedingungen für ihre Herstellung, die sind immer noch prekär. Erfahren und erleben konnte man beides am vergangenen Wochenende, wo unter dem Titel "Establishing Shot" das allererste Netzwerk-Treffen der bayerischen Comic-Szene in der Münchner Monacensia stattfand. Dort fanden sich mehr als 50 Comic-Schaffende zusammen, um über Probleme und gemeinsame Ziele wie eine bessere Vernetzung oder Sichtbarkeit zu diskutieren. Unter den eingeladenen Rednern waren bekannte Comic-Künstler wie Lisa Frühbeis oder Uli Oesterle. Aber auch wichtige Institutionen wie die Comic-Festivals in Erlangen und München waren dabei.

Dass es das Netzwerk-Treffen gab, das war, wenn man so will, Corona zu verdanken. Denn beim Rettungsprogramm " Neustart Kultur" fielen auch bis zu drei Millionen Euro für die freie Kunst-Szene in Bayern und davon 100 000 Euro für die Comic-Szene ab. Die Vorgabe: Das Geld soll eine "Struktur-Förderung" sein. Und da stellt sich die Frage: Gibt es da überhaupt Strukturen oder muss man die erst schaffen? Tatsächlich erzählte die ebenfalls eingeladene Elisabeth Donoughue vom Bayerischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst, dass man zunächst gar nicht wusste, an wen man sich zur Vergabe der Fördergelder wenden soll.

Gelandet ist sie schließlich bei den Comic-Künstlern Barbara Yelin und Dominik Wendland. Die beiden holten die Journalistin Jutta Pilgram und die Illustratorin Anna Fuchs mit ins Boot. Und zu viert erarbeiteten sie unter Zeitdruck ein Konzept, zu dem neben "Establishing Shot" auch die Lesungsreihe "Talking Heads" und ein Symposium zum Thema Comics und Wissenschaft am 11. Februar im Literaturhaus gehören. Jedenfalls: Einen festen Ansprechpartner zu haben oder zu schaffen, etwa in Form eines "Comic-Verbands": Das kristallisierte sich am Ende tatsächlich als ein Zukunftswunsch heraus. Oder noch besser: ein fester Ort, ein Comic-Zentrum, wo auch in punkto Ausstellungen oder Workshops viel passiert.

Bessere, im Idealfall tarifliche Löhne, Jahresstipendien oder eine monatliche, vom Alter unabhängige Förderung und allgemein eine transparentere, gezielter auf Comics ausgerichtete Förderstruktur (in Bayern läuft der Comic da meist unter "Literatur"): Auch das waren konkrete Ideen. Genauso wie "Comics" als Studiengang, eine bessere Lobbyarbeit, um das Bewusstsein für das Medium zu stärken. Und wäre nicht auch eine Comic-Gewerkschaft schön? Wobei, die gibt es ja bereits.

Unter www.comicgewerkschaft.org ist sie zu finden, genauso wie der Link zu einer Umfrage zur Arbeitssituation von Comic-Schaffenden, mit der die bisher nur zwölf Mitglieder bessere Daten und Argumente erarbeiten wollen. Auch zu einer geplanten "Website für die bayerische Comicszene" läuft aktuell eine Umfrage. Diese will man ebenfalls mit den Fördergeldern finanzieren. Und damit gäbe es dann zumindest virtuell eine zentrale Anlaufstelle, wo man sich zum Beispiel über das nächste Netzwerk-Treffen informieren kann. Denn dass die gemeinsame Arbeit an besseren Arbeitsbedingungen weitergehen muss: Auch darüber war man sich einig.

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