Mobilität:Flexbusse ersetzen Linienbusse

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Erfolgsmodell im südöstlichen Landkreis München: Der Flexbus soll von 2026 an auf den gesamten Landkreis München erweitert werden. (Foto: Claus Schunk)

Die Ausweitung des On-Demand-Systems auf den gesamten Landkreis München soll mit der Streichung kaum genutzter regulärer Verbindungen einhergehen. Die könnte Einsparung in Millionenhöhe bringen.

Von Martin Mühlfenzl, Landkreis München

Der Landkreis München wird das On-Demand-Angebot Flexbus von 2026 an auf alle 29 Städte und Gemeinden ausweiten. Dadurch sollen die Mobilitätsangebote erweitert und neue Verbindungen in die Landeshauptstadt und benachbarte Landkreise gestärkt werden. Durch den gleichzeitigen Wegfall kaum ausgelasteter Linien beim regulären Regionalbus-Verkehr erhofft sich die Kreispolitik Einsparungen in Millionenhöhe.

Seit mehr als einem Jahr ist der Flexbus in einem Pilotprojekt in sechs Kommunen im südöstlichen Landkreis unterwegs. Untertags steht der Service Pendlerinnen und Pendlern in den Gemeinden Sauerlach, Brunnthal und Aying zur Verfügung, von 22 bis 5 Uhr kann er in Taufkirchen sowie Ober- und Unterhaching von Schichtarbeitern oder Nachtschwärmern genutzt werden. Mehr als 40 000 Menschen sind seit der Einführung im Oktober 2022 mit einem Flexbus gefahren. Der Mobilitätsausschuss des Kreistags entschied angesichts der hohen Nutzerzahlen am Donnerstag, das Pilotprojekt über 2024 hinaus bis Ende 2026 zu verlängern; in der Folge soll dann der On-Demand-Service bis 2028 schrittweise auf den gesamten Landkreis München erweitert werden.

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Geplant ist dabei, den Landkreis tagsüber in neun sogenannte Bediengebiete zu unterteilen, im Nachtverkehr werden diese auf sieben Gebiete reduziert. Der On-Demand-Service, der per MVV-App oder telefonisch bestellt werden kann, soll aber über die Gebietsgrenzen hinaus genutzt werden können und dadurch "attraktive Anbindungen" schaffen, wie Frank Büsch vom Verkehrsbüro Planmobil in der Ausschusssitzung sagte. Vor allem sollen aus allen Regionen des Landkreises München Verbindungen zu wichtigen Verkehrsknotenpunkten in der Landeshauptstadt München geschaffen werden, um den Umstieg auf S- und U-Bahn zu erleichtern. Der Nacht-Flexbus im südöstlichen Landkreis fährt bereits heute den Münchner Ostbahnhof und die Haltestelle Neuperlach-Süd an, um vor allem Nachtschwärmer einzusammeln.

Frank machte die Vorteile der Einführung an einem Beispiel fest. So könnten die Kommunen Ober- und Unterschleißheim sowie die Universitätsstadt Garching zu einer Flexbus-Region zusammengefasst werden; innerhalb dieses Gebietes stünde das Angebot mit dann neun Bussen nahezu 60 000 Menschen zur Verfügung. Feste Haltestellen könnte es an den S-Bahnhöfen geben, aber auch in der Studentenstadt, am U-Bahnhof Feldmoching oder beim Bayerischen Rundfunk. Zudem sollen flächendeckend im gesamten Landkreis München in allen Bediengebieten Hunderte virtuelle Haltestellen eingerichtet werden, um die Maximaldistanz für die Nutzung des Flexbusses auf 250 Meter zu begrenzen. Dadurch soll die Wartezeit nur durchschnittlich 14 Minuten betragen.

Die Planer rechnen mit mehr als 6000 Nutzern am Tag

Mit der Einführung des On-Demand-Angebots sollen zudem alle bestehenden liniengebundenen Busse in Bezug auf ihre Wirtschaftlichkeit und Auslastung hin überprüft werden. Mehrere Linien, darunter etwa der Nachtbus nach Grünwald oder die Linie 234 von der Messestadt über Aschheim nach Unterföhring, könnten den Verkehrsplanern zufolge problemlos gestrichen und durch den Flexbus ersetzt werden. Auf vielen Linien sei es zudem sinnvoll, abends und in der Nacht ebenfalls auf das flexibel buchbare Angebot statt wie bisher kaum genutzte feste Linien zu setzen. Die Planer rechnen landkreisweit von 2028 an mit mehr als 6000 Nutzern sowie etwa 17 000 Betriebskilometern am Tag.

Den vom Büro Planmobil prognostizierten Einsparungen bei den Regionalbussen von etwa 5,5 Millionen Euro im Jahr stehen derzeit aber noch sehr hohe Kosten für die Ausweitung des On-Demand-Services auf den gesamten Landkreis gegenüber. Nach Schätzungen könnten diese bei jährlich 12 bis 15 Millionen Euro liegen. Auch deshalb mahnte Landrat Christoph Göbel (CSU), dass noch Mittel zur Gegenfinanzierung gesucht werden müssten. Grundsätzlich sei der Flexbus aber ein Angebot, das im öffentlichen Personennahverkehr bestehende Lücken schließen könne. Grünen-Fraktionschef Christoph Nadler spricht von einer "sehr modernen Mobilitätspolitik". Es sei daher sinnvoll, Busse die schlecht genutzt würden, durch Flexbusse zu ersetzen, wenn die entsprechenden Verträge auslaufen, so Nadler.

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