Kino:Das Tier in dir

Lesezeit: 2 min

Caleb Landry Jones spielt in Luc Bessons "Dogman" einen Mann, der eine unglaubliche Geschichte zu erzählen hat. (Foto: Capelight Pictures)

Das Fantasy Filmfest setzt auf Horror, Crime und Science-Fiction - sowie auf Hunde, Spinnen und Killer-Faultiere

Von Josef Grübl

Bei Filmfestivals geht es natürlich nicht nur um Filme. Nein, auch cineastische Leistungsschauen folgen Moden. 2023 etwa scheint die gute alte Kontroverse der letzte Schrei zu sein: Während sich in Berlin Klimaaktivsten am Festivalteppich festklebten und man in Cannes den in Ungnade gefallenen Ex-Superstar Johnny Depp zur Eröffnung einlud, bringt sich das soeben gestartete Festival in Venedig mit den geächteten Meisterregisseuren Roman Polanski und Woody Allen ins Gespräch.

Mit den großen A-Festivals kann man das durch deutsche Städte wie Berlin, Nürnberg oder München tourende Fantasy Filmfest natürlich nicht vergleichen, das Prinzip der Kontroverse beherrscht man hier aber auch: In den Anfangsjahren habe man "panische Angst vor der Staatsanwaltschaft" gehabt, die auf dem Index stehende Horrorfilme konfiszieren wollte, erzählte Festivalchef Rainer Stefan einmal im SZ -Gespräch. Auch Anzeigen von schockierten Zuschauern habe es gegeben, teilweise seien die Leute sogar im Kinosaal kollabiert. Das war gut fürs Image und Geschäft, schließlich bekam das Publikum hier Filme zu sehen, die es eher selten ins reguläre Kinoprogramm schafften. Das hat sich zuletzt etwas gewandelt, das Filmangebot ist größer geworden, die Zuschauerinnen und Zuschauer scheinen abgebrühter zu sein.

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Kontrovers besprochen werden könnte die 37. Festivalausgabe trotzdem: Zur Eröffnung gibt es den neuen Film des französischen Starregisseurs Luc Besson, der vor vier Jahren mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontiert wurde. Seinem Ruf schadete das enorm, auch wenn ihn die Pariser Justiz später entlastete und die Ermittlungen einstellte. Jetzt kehrt Besson mit seinem neuen Film "Dogman" zurück: Darin geht es um einen Mann im Abendkleid (Caleb Landry Jones), der bei einer Verkehrskontrolle festgenommen wird und den Polizisten eine schier unglaubliche Geschichte über sich und die vielen Hunde in seinem Lastwagen erzählt.

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Es ist nicht die einzige Tiergeschichte im Festivalprogramm: Im deutschen Kurzfilm "Eisspin, der sehr Schreckliche" (der am 6. September als Vorfilm von "Dogman" läuft) schließt Christoph Maria Herbst einen teuflischen Pakt mit einem katzenartigen Wesen, im spanischen Animationsfilm "Robot Dreams" bestellt sich ein Hund im Internet einen Roboterfreund und in der serbisch-amerikanischen Horrorkomödie "Slotherhouse" sorgt ein Killer-Faultier für Unruhe im Studentenwohnheim. Im französischen Horrorfilm "Vermin" krabbeln Giftspinnen über die Leinwand, in Bertrand Mandicos Barbaren-Film-Neuinterpretation "Conann" bekommt man es mit einer Hundefrau zu tun, während sich in "The Animal Kingdom" die Menschen schrittweise in Tiere verwandeln.

Im spanischen Animationsfilm "Robot Dreams" bestellt sich ein Hund im Internet einen Roboterfreund. (Foto: Plaion Pictures)

Jede Menge Tiere also. Wer berühmte Menschen sehen möchte, sollte sich den US-Film "Sympathy for the Devil" vormerken: Darin jagt Nicolas Cage einen werdenden Vater im Auto durch die Straßen von Las Vegas.

Gustaf Skarsgård und sein Vater Stellan Skarsgård stehen sich im Krimidrama "What Remains" gegenüber, während sich Nick Cassavetes nach knapp zehnjähriger Regiepause mit dem Actionthriller "God is a Bullet" zurückmeldet. Nikolaj Coster-Waldau spielt darin einen Polizisten, dessen Tochter von einer satanischen Sekte entführt wurde. Er quittiert den Dienst und nimmt die Ermittlungen selbst in die Hand.

"God Is A Bullet" - Nick Cassavetes kehrt nach langer Pause mit einer neuen Regiearbeit zuück. (Foto: XYZ Films)

Ein Schwerpunkt liegt auch auf ungewöhnlichen Science-Fiction-Filmen: In der südkoreanischen Produktion "The Moon" ist ein junger Astronaut im All auf sich allein gestellt, im französischen Animationsfilm "Mars Express" ermittelt eine Privatdetektivin auf dem roten Planeten und im tschechisch-slowakisch-polnisch-serbischen Sci-Fi-Drama "Restore Point" geht es um Leben und Tod im Europa des 21. Jahrhunderts.

Alle Filme sind im City-Kino zu sehen, zur Vorstellung des französisch-belgischen Thrillers "Vincent Must Die" hat sich Besuch angesagt: Regisseur Stéphan Castang wird den Film über einen Mann, dem wildfremde Menschen nach dem Leben trachten, persönlich vorstellen.

37. Fantasy Filmfest, Mi., 6., bis Mi., 13. Sep., City-Kino , Sonnenstr. 12a

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