Kino:Männer am Strand, Frauen unter Palmen

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Die thailändische Insel Ko Phi Phi brauchte Jahre, um sich von den Folgen des Films "The Beach" zu erholen. (Foto: Filmmuseum München)

Das Filmmuseum widmet dem Briten Alex Garland und den Cannes-Gewinnerinnen eigene Reihen.

Von Josef Grübl

Er sorgte bereits für Social-Media-Momente, als es noch gar kein Social Media gab: Der Brite Alex Garland löste in den Neunzigerjahren mit seinem Roman "The Beach" einen Hype auf dem Literaturmarkt aus - und unter Rucksacktouristen. Diese fielen über die Inselgruppen aus dem Buch her, auf der Suche nach dem perfekten Foto in der perfekten Strandkulisse. Als Danny Boyle "The Beach" in Thailand verfilmte, wurde es noch schlimmer: Der Filmstrand musste für mehrere Jahre gesperrt werden, damit sich die Inselnatur wieder erholen konnte.

Auch der Auslöser dieses gar nicht mal so individuellen Individualtouristen-Ansturms musste sich erholen: Alex Garland galt mit Mitte zwanzig als schreibender Shooting-Star, als Stimme der Generation X - und wusste nicht, wie es weitergehen sollte. Es war Danny Boyle, der seine Karriere in eine neue Richtung lenkte: Er fragte ihn, ob er ein Drehbuch für ihn schreiben wollte. Und Garland wollte: "28 Days Later" löste ebenfalls einen Hype aus, der Film über eine Virusepidemie und den Kampf der untoten Überlebenden führte zu einer ganzen Reihe weiterer Zombie-Filme.

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Am Sequel "28 Weeks Later" waren Boyle und Garland nicht mehr beteiligt, sie realisierten 2007 den Science-Fiction-Film "Sunshine", in dem es um Astronauten ging, die die sterbende Sonne retten sollten. In den Jahren darauf schrieb Alex Garland noch weitere Science-Fiction-Drehbücher, unter anderem für die Verfilmung von Kazuo Ishiguros Bestseller "Alles, was wir geben mussten" oder den Comic-Actioner "Dredd".

Mit Mitte vierzig saß er zum ersten Mal auf dem Regiestuhl. In "Ex Machina" (2015) geht es um eine Künstliche Intelligenz in verführerischer Gestalt (gespielt von Alicia Vikander), um Männerfantasien und die Macht der Maschinen. Das Filmmuseum widmet Alex Garland im Januar eine Werkschau, auch seine jüngste Regiearbeit "Men" aus dem Jahr 2022 steht auf dem Spielplan: Darin flüchtet eine Frau nach dem Tod ihres Manns aufs Land - wird aber von den Dorfbewohnern (die alle von einem Schauspieler verkörpert werden) attackiert.

Nach Jane Campions 1993 prämiertem "Piano" wurde erst 2021 mit Julia Ducournau wieder eine Regisseurin mit der Goldenen Palme ausgezeichnet - für ihr Body-Horror-Drama "Titane" (Foto). (Foto: Koch Films)

Ebenfalls am 12. Januar startet eine weitere Filmreihe: Unter dem Titel "Frauen unter Palmen" geht es um Regisseurinnen, die beim Festival in Cannes die Goldene Palme gewinnen konnten. Viele gibt es nicht davon: Die Dänin Bodil Ipsen gewann 1946 als Co-Regisseurin des Dramas "Rote Wiesen", danach gingen die Goldpalmen jahrzehntelang an Männer. Nach Jane Campion und ihrem 1993 prämierten "Piano" (der das Filmmuseum bereits letztes Jahr eine eigene Retro widmete), wurde erst 2021 mit Julia Ducournau wieder eine Regisseurin ausgezeichnet.

Ihr radikales Body-Horror-Drama "Titane" wird ebenso gezeigt wie der Gewinner-Film von 2023: "Anatomie eines Falls" von Justine Triet mit Sandra Hüller in der Hauptrolle. Und um zu sehen, wie aus diesen Filmemacherinnen die titelgebenden Frauen unter Palmen wurden, gibt es noch weitere Regiearbeiten von Bodil Ipsen, Julia Ducournau und Justine Triet zu sehen.

Alex Garland & Frauen unter Palmen, neue Filmreihen ab Fr., 12. Januar, Filmmuseum München , St.-Jakobs-Platz 1

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