SZ-Pflegekolumne: Auf Station, Folge 109:Auf der Suche nach dem richtigen Medikament

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Den Beamten gelang es, neues DNA-Material sicherzustellen. (Foto: Andrew Brookes/imago/Westend61)

Manchmal kommt es vor, dass bei einem Patienten von Pola Gülberg die eingesetzten Antibiotika nicht den gewünschten Effekt erzielen. Dann braucht es die Unterstützung von Mikrobiologen und ihren Fähigkeiten.

Protokoll: Johanna Feckl, Ebersberg

Wenn der Held in einem Schurkenfilm erstmal durchschaut hat, wer der Bösewicht ist, dann kann eben jener Held meistens auch herausfinden, mit welchen Mitteln er den Bösen am besten bekämpfen kann - das ist schon die halbe Miete hin zum Sieg. Bei uns auf der Intensivstation gilt ein ähnliches Prinzip: Wir müssen wissen, welche Krankheit den Patienten zu uns geführt hat und wo genau sie im Körper sitzt, damit wir mit einer passenden Therapie und den richtigen Medikamenten dagegen arbeiten können. In manchen Fällen jedoch ist das gar nicht so einfach.

So kann es vorkommen, dass es zwar eine Diagnose gibt, aber die Antibiotika nicht so anschlagen, wie es die Ärzte sich wünschen - oder dass nach einer Weile weitere Beschwerden hinzukommen, zum Beispiel Fieber. Das sind Anzeichen dafür, dass noch etwas anderes im Busch steckt. Wenn zum Beispiel bei einer schweren Lungenentzündung das ursprüngliche Antibiotika nicht wirkt, dann ist noch ein weiterer Keim im Spiel, von dem wir noch nichts wissen. Und für eben jenen braucht es ein anderes Antibiotika.

Um herauszufinden, welches das ist, folgt in solchen Fällen in der Regel eine mikrobiologische Untersuchung im Labor. Das bedeutet, dass wir etwa bei dem Patienten mit der Lungenentzündung versuchen, Sekret aus der Lunge zu entnehmen, das dann ins Labor geht.

Solche mikrobiologischen Untersuchungen sind sehr aufwändig - ganz grob und knapp erklärt geschieht dort folgendes: Die Laboranten streichen verschiedene Petrischalen mit der Probe ein - dann heißt es Abwarten, bis der Keim wächst und bestimmt werden kann. Zusätzlich werden die Keime mit unterschiedlichen Antibiotika in Tablettenform in Verbindung gebracht, dann heißt es wieder Abwarten. Wenn sich um die Tablette herum ein Hof bildet, bedeutet das, dass das Antibiotika wirkt.

Intensivfachpflegerin Pola Gülberg von der Ebersberger Kreisklinik. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Ebersberg schicken wir solche Proben an ein externes Labor. Das ist für ein Krankenhaus unserer Größe Standard. Denn nicht nur benötigt ein Labor für solch spezielle Untersuchungen viel Platz, sondern auch beispielsweise eine besondere Abluftanlage und weitere spezielle Ausstattungskriterien. Das sind Anforderungen, die eine kleine Klinik nicht leisten kann. In unserem hausinternen Labor werden lediglich Routineuntersuchungen durchgeführt, also etwa ein großes oder kleines Blutbild, Untersuchungen der Enzyme von Herz, Leber, Galle oder Pankreas sowie Urinuntersuchungen.

Einen großen Vor- oder Nachteil gibt es meines Erachtens nach nicht, ob eine mikrobiologische Probe intern oder extern untersucht wird. Ein paar Tage dauert es in beiden Fällen, ehe die Ergebnisse vorliegen. Denn der Keim beziehungsweise der Hof um ihn herum muss ja erst einmal wachsen. Das geht nicht schneller, nur weil das Labor im selben Haus ist wie der Patient.

Manchmal kommt es vor, dass das Sekret Samstagnachmittag entnommen wird - am Wochenende kommt der Kurier fürs Labor allerdings zum letzten Mal um zwölf Uhr. Dann bleibt die Probe mindestens bis Montag bei uns liegen, wenn Feiertag ist, entsprechend länger. In solchen Fällen würde es dann schon schneller mit einem internen Labor gehen, bis die Ergebnisse vorliegen.

Pola Gülberg ist Intensivfachpflegerin. In dieser Kolumne erzählt die 39-Jährige jede Woche von ihrer Arbeit an der Kreisklinik in Ebersberg. Die gesammelten Texte sind unter sueddeutsche.de/thema/Auf Station zu finden.

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