Tipps für München und Bayern:Ausstellungen, die man nicht verpassen sollte

Lesezeit: 4 min

Von der Freiheit des Reisen, den extremen Gegensätzen der 1920er Jahre oder aufregenden Schuhen: Kunst, die einen Besuch lohnt - in München und Bayern.

Stadtmuseum München: "Die Welt im Umbruch" - Ausstellung über das "Neue Sehen"

Die Zeit war voller Gegensätze: Reichtum und Armut, Hoffnung und Verzweiflung, Licht und Schatten bestimmten die 1920er Jahre. Diese Extreme veränderten auch den Blick der Künstler auf die Welt. In der Malerei entstand die "Neue Sachlichkeit", in der Fotografie kam die Stilrichtung des "Neuen Sehens" auf. Alltägliche und hässliche Dinge oder einfach nur Details, wie "Lottes Auge", eine Fotografie von Max Burchartz von 1928, rückten in den Fokus. Das Stadtmuseum hat mehr als 200 Fotografien, Gemälde, Zeichnungen und druckgrafische Werke zu der beeindruckenden Sonderschau "Die Welt im Umbruch" zusammengetragen und gibt einen Überblick von Otto Dix bis August Sander auf die Kunst der 1920er-Jahre. Von Evelyn Vogel

Eine längere Besprechung der Ausstellung lesen Sie hier.

Bis 10. Januar 2021. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr

Haus der Kunst: "Paradise Edict" von Michael Armitage

Was für eine ausschweifende Bildwelt, was für eine Flut an Motiven! Politische Ereignisse, popkulturelle und folkloristische Zitate, persönliche Erinnerungen und kunsthistorische Bezüge lässt der junge britisch-kenianische Maler Michael Armitage in seine Werke wie hier in "The Chicken Thief" von 2019 einfließen. Er wechselt zwischen einer afrikanischen und einer europäischen Perspektive und behauptet seine Themen frei von gängigen Einordnungen. Das hat ihn in kürzester Zeit zum Shootingstar unter den jüngeren zeitgenössischen Künstlern gemacht. Seine meist großformatigen Gemälde, die unter dem Titel "Paradise Edict" nun erstmals in einer Ausstellung in Deutschland zu sehen sind, füllen die mächtigen Säle im Haus der Kunst (bis 14. Februar) mit einer Leichtigkeit, die überrascht und vorantreibt. Dieses Paradies zeigt sich manchmal flüchtig im Gestus, oft rau und ruppig im Gesamtauftritt, denn auch hier geht Armitage seinen eigenen Weg und verwendet ein Material als Bildträger, das aus der Rinde eines Baumes gewonnen wird. Von Evelyn Vogel

Die ausführliche Besprechung lesen Sie hier.

Wassily Kandinsky: "Gabriele Münter beim Malen I", Sommer 1903.

Gabriele Münter: "Kandinsky beim Landschaftsmalen", 1903.

Gabriele Münter: "Baumblüte in Lana", 1908.

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(Foto: Lenbachhaus)

Wassily Kandinsky: "Schwabing - Nikolaiplatz", Winter 1901/1902.

Bis 14. Februar 2021. Öffnungszeiten: Montag, Mittwoch, Sonntag 10 Uhr bis 18 Uhr Dienstag geschlossen, Donnerstag 10 Uhr bis 22 Uhr, Freier Erster Donnerstag bis 24 Uhr, Freitag, Samstag 10 Uhr bis 20 Uhr

Lenbachhaus: "Unter freiem Himmel" - Wassily Kandinsky und Gabriele Münter

Von der Freiheit zu reisen, wohin wir wollen, sind wir gerade weit entfernt. Die Freiheit zu reisen reichlich genutzt, haben Gabriele Münter und Wassily Kandinsky besonders in den ersten Jahren ihrer Bekanntschaft. In Kallmünz, Rotterdam, Tunis, Rapallo und Paris entstanden Ölskizzen, Fotografien und Zeichnungen, die auch viel darüber aussagen, wie die beiden die frühen Jahre der Beziehung erlebten. Nicht nur die Landschaften und die fremden Menschen beschäftigten sie. Auch sich selbst fotografierten und malten sie immer wieder: auf ihren Wander- und Fahrradtouren und vor allem beim Malen, wie das kleinformatige Bild "Gabriele Münter beim Malen I, Sommer 1903" von Wassily Kandinsky, entstanden in Kallmünz, sehr schön zeigt. Diesen selten beachteten Jahren von 1902 bis 1908 widmet sich die Städtische Galerie im Lenbachhaus mit einer wunderbaren Ausstellung in den Kabinetten im Erdgeschoss des Hauses am Königsplatz. Sie zeigt die malerischen Einflüsse Kandinskys auf Münter, die den gut zehn Jahre Älteren während eines sommerlichen Malkurses in Kochel kennengelernt hatte. Und belegt anhand zahlreicher Fotos, wie Münters fotografisch geschultes Auge auch zur Themenfindung beitrug. Von Evelyn Vogel

Eine ausführliche Besprechung der neuen Schau lesen Sie hier.

"Rucke di guh, Blut ist im Schuh" Schuhe für Lotosfüße, um 1900 Plateau-Heels, 1989.

"Endstation Schlachthof - und dann?" Iris Schieferstein: bones&weapons, 2013.

"Koketterie in der galanten Zeit" Rokoko-Damenschuhe, um 1730/40.

"Eine stachelige Angelegenheit" Cyber-Gothic-Boots "Demonia Transformer", 2005.

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(Foto: Münchner Stadtmuseum)

"Let's Rave!" Buffalos, 1998 Techno-Boots, um 1990.

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(Foto: Münchner Stadtmuseum)

"Wer ist hier kaltblütig?!" Damen- und Herrenschuhe aus Reptilleder, 1980er Jahre.

Bis 6. Juni 2021. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag und feiertags: 10-18 Uhr, Donnerstag: 10-20 Uhr

Stadtmuseum: "Ready to go! - Schuhe bewegen"

Man muss ja nicht wie Carrie Bradshaw in "Sex and the City" einer bestimmten Schuhmarke verfallen sein. Doch wem Schuhe mehr bedeuten als eine Sohle unterm Fuß zu haben, darf die Sonderschau "Ready to go! Schuhe bewegen" im Stadtmuseum nicht verpassen. Sneaker, Lederschuhe, Latschen, Puschen, Pumps, Pantöffelchen, Stiefel oder wie hier Schuhe für Lotosfüße (um 1900) und Plateau-Heels von 1989 - mehr als 500 Paare aus dem Barock bis heute sind dort zu sehen. Und dank der audio-visuellen Ouvertüre und der Hörstationen ("Hi! Mein Name ist Heel. High Heel.") sind deren Geschichten auch auf sinnliche wie amüsante Weise zu erleben. Die Ausstellung zeigt, dass der Schuh mehr ist als praktisches Werk, sondern auch standesgemäßer Ausweis, modisches Accessoire und Fetisch sein kann. Von Evelyn Vogel

Die ausführliche Besprechung lesen Sie hier.

Bis 17. Januar 2021. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 - 18 Uhr

Wer sich in München satt gesehen hat oder einen Ausflug machen möchte - hier noch einige Ausstellungs-Tipps für Bayern:

Kochel am See - Anselm Kiefers "Opus Magnum"

Die deutsche Geschichte ist das Thema Anselm Kiefers. 1945 in Donaueschingen geboren, stellte sich der international renommierte Künstler früh dem Schweigen über die jüngste Vergangenheit entgegen. 2016 hat er sechs großformatige Fotografien und 23 Vitrinen unter dem Titel "Opus Magnum" zusammengefasst, sie sind bis zum 21. Februar im Kochler Franz Marc-Museum zu sehen. Die bleigefassten Glasbehälter, in denen Kiefer Objekte und Materialien zu Stillleben arrangiert hat, stellen Beziehungen zu mythologischen und biblischen Themen her, die durch Texte zeitgenössischer Autoren, darunter Marion Poschmann, Christoph Ransmayr, Said und Alexander Kluge, neu beleuchtet werden. Von Sabine Reithmaier

Bis 21. Februar. Öffnungszeiten: Dienstag-Sonntag und an Feiertagen - April-Oktober 10-18 Uhr, November-März 10-17 Uhr

Nürnberg - Kunst und Design als "Mixed Zone"

Das Neue Museum Nürnberg wagt es erstmals in seiner 20-jährigen Geschichte, Kunst und Design unmittelbar nebeneinander auszustellen. Die Objekte sprechen für sich, damit wird die übliche Frage, ist das jetzt Kunst oder Design, plötzlich irrelevant. Im Gegenteil, die Dialoge, die sich zwischen den Werken entwickeln, verdeutlichen, dass sich Kunst- und Designobjekte ähnlichen Herausforderungen gegenübersehen. Neun thematische Schwerpunkte gliedern bei "Mixed Zone" die Räume, es geht um so Gewichtiges wie "Existenz", "Perspektiven" "Ressourcen" "Territorien", aber auch schlicht um "Geometrien" und "Körper". Von Sabine Reithmaier

Neues Museum Nürnberg, Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag: 10-18 Uhr, Donnerstag: 10-20 Uhr

Regensburg - Peter Weibels "Europa(t)raum"

"Brennt das Haus Europa?" hat Peter Weibel die jüngste Arbeit genannt. Eine weibliche Figur schleppt ein brennendes Haus. Wer ihr ins Gesicht blickt, sieht sich selbst, fühlt sich sofort mit in die Verantwortung gezogen. Der österreichische Medienkünstler, ein Multitalent, thematisiert in der Ausstellung des Kunstforums Ostdeutsche Galerie Regensburg vielfach die Krise Europas. Sein "Europa(t)raum" besteht aus überdimensionalen, scheinbar blutverschmierten Messerklingen, die sich aus einem bestimmten Blickwinkel zur Europakarte zusammenfügen. Eine spannende Schau mit vielen interaktiven Installationen. Von Sabine Reithmaier

Kunstforum Ostdeutsche Galerie Regensburg, bis 31. Januar 2021. Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr, Donnerstag 10 bis 20 Uhr

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