Ausweichspielstätte:Wegweisende Entscheidungen

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Nürnbergs Opernhaus wird für Hunderte Millionen Euro generalsaniert. Und das Interim wird an Hitlers Kongresshallenruine gebaut. Wo genau, wird erst in der Chronik 2022 stehen.

Von Olaf Przybilla, Nürnberg

Vom Jahr 2021 wird in Nürnbergs Stadtchronik nicht zuletzt der 15. Dezember eingehen. Allein, dass der Stadtrat pandemiebedingt in die Meistersingerhalle umziehen musste, wäre eine Notiz wert. Üblicherweise trifft man sich im Ratssaal, in Sondersituationen im historischen Rathaussaal, Sitzungen in der außen schachtelförmigen, innen imposant geräumigen Halle hätte man bisher für einen Scherz gehalten. Und als wäre das nicht schon genug, versammelten sich an dem Tag Dutzende Sängerinnen und Sänger des Staatstheaters am Halleneingang, hielten Luftballons in die Höhe, sangen aus "Carmen" und machten einen entspannten Eindruck. Immerhin hatten - noch eine Fußnote für die Chronik - die Chefs der drei großen Stadtratsfraktionen schon Tage vor der entscheidenden Sitzung im Lokalradio ausgeplaudert, dass sie sich auf einen gemeinsamen Weg in einer wegweisenden Frage geeinigt hatten: Die Oper wird 2025 für etwa zehn Jahre aufs ehemalige Reichsparteitagsgelände umziehen.

Hernach aber, auch das eine wegweisende Entscheidung, zurückkehren ins Stadtzentrum. Dort wird das 1905 eröffnete Opernhaus generalsaniert. Was sich selbstverständlich anhört, war keineswegs unumstritten. Immerhin dürften, groben Schätzungen zufolge, für das Gesamtprojekt Kosten in Höhe von einer halben Milliarde Euro auf die öffentliche Hand zukommen. Diese Großdebatte aber war überlagert von der noch größeren Debatte über den Ort des Interims. Über die Richtung des Umzugs - an die Torso gebliebene NS-Kongresshalle - waren sich am Ende CSU, SPD und Grüne einig. Auch darüber, dass der Backstage-Bereich während des Interims in Hitlers Halle verlegt, danach von Künstlern und Künstlerinnen genutzt werden soll. Die Entscheidung freilich, ob der Spielort im Hof des hufeisenartigen NS-Baus oder davor gebaut wird, wurde vertagt. Die kommt in die Chronik 2022.

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