Bayern ist bekanntermaßen ein Hort von Sicherheit und Ordnung, da brauchen Sie nur den Innenminister zu fragen. Trotzdem passiert gelegentlich etwas, das bleibt nicht aus, mitunter sogar etwas Spektakuläres. Erinnern Sie sich an den Goldschatz von Manching, den Diebe im vergangenen Jahr aus dem Kelten- und Römermuseum geklaut hatten. 483 Goldmünzen, mehr als 2000 Jahre alt, da war was los. Der Bürgermeister hatte schon überlegt, ein Lösegeld auszusetzen, wenn nur der Schatz wieder heimkäme nach Manching.
Die Täter sind inzwischen gefasst, ohne Lösegeld, allerdings geht der Schatz noch ab. Ein paar Münzen haben sie sogar eingeschmolzen, diese Kulturbanausen.
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Solche waren es offenbar auch, die 1962 die Madonna im Rosenkranz aus der Kirche Maria im Weingarten bei Volkach stahlen. Ein Werk von Tilman Riemenschneider, unersetzlich also, und unverkäuflich auch. Das wussten die Diebe offenbar nicht, sie sollen sogar überlegt haben, das Kunstwerk zu verbrennen.
Der Fall erregte große Aufmerksamkeit und damals wurde tatsächlich ein Lösegeld ausgelobt. 100 000 Mark und absolute Verschwiegenheit versprach Stern-Chefredakteur Henri Nannen den Tätern, wenn sie nur die Madonna zurückbrächten. Das gab viele Debatten - ganz im Sinne der Stern-PR - und führte am Ende tatsächlich zum gewünschten Ergebnis. Die Diebe gaben das Kunstwerk zurück. Gefasst und verurteilt wurden sie später dennoch.
Ob jemand dachte, es sei Kunst to go?
Andere Diebe sind noch flüchtig, nämlich jene, die gerade erst in Bayreuth am Grünen Hügel zugeschlagen haben. Da hatte der Künstler Otmar Hörl 107 goldene Mini-Wagners vor dem Festspielhaus aufgestellt - und nun sind bis auf 15 alle verschwunden. Die fiesen Gauner sind offenbar nicht mit einem großen Lastenwagen vorgefahren, um alle Figuren auf einmal zu klauen. Die Polizei geht von mehreren Tätern aus, die mutmaßlich gar nichts miteinander zu tun haben.
Ja, es könnte sogar sein, dass der eine oder andere Festspielgast einen kleinen Wagner hat mitgehen lassen, als Souvenir vielleicht und weil er gerade so schön da in der Wiese stand. Denn richtig festgeschraubt waren die Kunststoff-Komponisten der Polizei zufolge nicht, wer denkt denn auch an so was in derart kunstsinniger Umgebung.
Wir wollen nun kein Lösegeld ausloben, aber zumindest einen kleinen Aufruf starten: Wer "versehentlich" einen Wagner mitgenommen hat, weil er fälschlicherweise dachte, das sei Kunst to go, der kann ihn gerne zurückbringen. Und auch den von den Nachbarn. Die Polizei in Bayreuth nimmt sowohl Hinweise als auch Figuren entgegen.