Richard-Wagner-Festspiele:Zur Eröffnung fliegen die Pflanzenkübel

Lesezeit: 1 min

Als Regenkönigin wurde EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen tituliert, als sie mit ihrem Ehemann Heiko (links) bei strömendem Regen aus dem Auto stieg. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Als die Prominenz den Grünen Hügel in Bayreuth emporfährt, blitzen nicht nur die Kameras. Markus Söder will wegen des Wolkenbruchs nicht aus dem Auto aussteigen und Ursula von der Leyen wird zur "Regenkönigin".

Von Max Weinhold, Bayreuth

Es ist nicht eben ungewöhnlich, dass es zur allsommerlichen Eröffnung der Richard-Wagner-Festspiele in Bayreuth blitzt. Im Gegenteil, Blitzlichtgewitter ist sogar garantiert. Das war auch am Dienstag so, als man die Prominenz den Grünen Hügel zum Festspielhaus empor chauffierte. Allerdings, und das war anders als sonst: Es blitzten nicht nur die Kameras der Fotografen, sondern auch der Himmel. Es donnerte. Es schüttete. Drei Pflanzenkübel flogen. Und droben bildete sich ein Stau, weil Ministerpräsident Markus Söder (CSU) bei diesem Wetter partout nicht aus seinem Auto aussteigen wollte.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Tat er nach Minuten des Verharrens dann doch und verfolgte anschließend die Neuinszenierung des "Parsifal" zur Eröffnung der 147. Bayreuther Festspiele, deren Tickets sich heuer ungewohnt schleppend verkaufen. 330 der etwa 2000 Eröffnungszuschauer sahen die Vorstellung mit Augmented-Reality-Brillen (für mehr Brillen reichte das Budget nicht). Angesichts dieser technischen Revolution hatte Regisseur Jay Scheib zuvor einen "mehr als vier Stunden langen Pixar-Film" versprochen.

Nun liegt zwischen Grünem Hügel und Hollywood Hills zumindest geografisch ein beträchtliches Stück, ob der anwesenden Gäste musste sich Bayreuth am Dienstag aber keinesfalls verstecken. Schauspielerin Maria Furtwängler etwa war zugegen und jede Menge Polit-Prominenz: Neben Söder besuchte auch Altkanzlerin und Stammgast Angela Merkel (CDU) die Eröffnung; sie kam im blau-grün-schimmernden Kleid mit passendem Blazer, Ehemann Joachim Sauer - und Regenschirm, versteht sich.

Stieg wegen des starken Regens minutenlang nicht aus der Limousine aus: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder mit seiner Ehefrau Karin. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
Doppelt geschützt: Altkanzlerin Angela Merkel und Ehemann Joachim Sauer sind Dauergäste auf dem Grünen Hügel. (Foto: CHRISTOF STACHE/AFP)
Unter einem Schirm: Grünen-Parteichefin Ricarda Lang (rechts) und die Vorsitzende der bayerischen Grünen-Fraktion Katharina Schulze. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Das bayerische Kabinett wiederum nutzte die Vorstellung zu einer Art Betriebsausflug: Am Vormittag tagte es keine zehn Autominuten entfernt vom Grünen Hügel im Neuen Schloss, nachmittags schritten die meisten Ministerinnen und Minister zum Festspielhaus empor. Ebenfalls zu Besuch in Bayreuth war EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU), die auch dem Kabinett beigewohnt hatte. "Regenkönigin!", rief ein begeisterter Klatschreporter im Angesicht ihres hellblauen Abendkleides im Wolkenbruch.

Im Dunkelgrau des Hügels fanden sich auch Grüne ein, namentlich Parteichefin Ricarda Lang, Kulturstaatsministerin Claudia Roth (blaues Kleid, rosa Haar) und die Chefin der bayerischen Grünen-Fraktion Katharina Schulze. Im Gegensatz zu den Kolleginnen und Kollegen der anderen Parteien reisten die Grünen allerdings nicht in schwarzen Limousinen an, sondern quetschten sich demonstrativ in einen weißen Elektro-Kleinwagen - aus dem sie mangels Platzes anders als Söder auch ganz schnell ausstiegen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusRichard-Wagner-Platz in Nürnberg
:"Hinterhältig, undankbar und mit deutlicher Tendenz zum Größenwahn"

Soll der Platz vor dem Opernhaus umbenannt werden? Darüber wird in Nürnberg heftig gestritten. Dass der Komponist Antisemit war, steht außer Frage. Ob sein Andenken deshalb getilgt werden muss, entzweit die Kulturszene.

Von Olaf Przybilla

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: