Allersberg:Der SA-Mann im Neubaugebiet

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So schön ist Allersberg, Mittelfranken. Bilder aus dem gemeindlichen Bauhof gibt es freilich nicht, dort liegen Schilder, die einen SA-Mann ehren - und demnächst montiert werden sollen. (Foto: Imago)

Im Bauhof der fränkischen Marktgemeinde liegen schon die Straßenschilder bereit, mit dem ein Mann mit NS-Vergangenheit geehrt werden soll. Demnächst werden sie montiert. Wie lange sie hängen werden? Wer weiß.

Kolumne von Olaf Przybilla, Allersberg

Google Maps kennt das Ding schon. Man hält sich vom Zentrum der mittelfränkischen Marktgemeinde Allersberg aus in südlicher Richtung, nimmt die Lampersdorfer Straße und kann dann im Neubaugebiet virtuell einbiegen in die, ah, da ist sie ja: Wilhelm-Burkhardt-Straße.

So richtige Straßenschilder gibt's da bislang nicht, ein Neubaugebiet eben. Aber im Bauhof liegen die schon fertig zum Anmontieren bereit, alles tipptopp vorbereitet. Wer dieser Burkhardt war? Nun: Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war er mal kurz Bürgermeister von Allersberg. Und zuvor, 1934, Mitglied der SA. Der paramilitärischen Kampftruppe der Nationalsozialisten also.

Da dürfte sich der eine oder andere jetzt fragen: hä, bitte was? Ja doch, der Gemeinderat hat 2021 beschlossen, dem werten Herrn Ex-Bürgermeister eine Straße zu widmen. Und nein: Dass Burkhardt mal SA-Mann war, hatte man da noch nicht so aufm Schirm.

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Zwei sich duellierende Gruppen gibt's seither in Allersberg. Die einen sagen: Ist doch noch gar nicht alles gutachterlich bis aufs Komma historisch durchrecherchiert beim Herrn Ex-Bürgermeister, der noch familiäre Fürsprecher hat im Ort. Wir haben doch erst kürzlich entschieden, ihm eine Straße zu widmen, da können wir doch jetzt nicht gleich wieder fürs Umbenennen stimmen, ehe der Mann überhaupt mal richtig auf dem Straßenschild stand.

Die anderen sagen: Der war bei der SA. Der gehört auf kein Straßenschild, auf ein neues schon gar nicht.

Wer wissen will, warum die drei Schilder - Kostenpunkt 40 Euro das gute Stück - nun schon länger im Bauhof liegen, ob da womöglich doch ein Umdenken im Gange ist, bekommt einen Rückruf vom Bürgermeister Daniel Horndasch persönlich. Nein, es sei Winter, keine optimale Zeit zum Montieren, deshalb die Lagerei im Bauhof. Die Anwohner aber wollten jetzt endlich mal in einer Straße mit Straßenschild wohnen. Demnächst sei es also sicher so weit.

Sie werden also kommen, die SA-Mann-Schilder. Wie lange sie hängen werden? Wer weiß. Aber die Allersberger könnten höchst vorsorglich schon mal in Coburg anfragen, wie das dort ist, seit man 2015 eine Straße benannt hat nach einem NSDAP-Mitglied und Wehrwirtschaftsführer, auf den dort mancher immer noch große Stücke hält. Wobei nicht ganz klar ist, ob Letzteres wirklich der Grund dafür ist, warum in Coburg schon junge, unartige Menschen dabei erwischt worden sind, wie sie so ein Teil unbedingt mitgehen lassen wollten.

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