Wirtschaft:"Trauriger Tag für den Industriestandort Bayern"

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Die Papierfabrik soll bald geschlossen werden. (Foto: UPM)

Wirtschaftsminister Aiwanger und Verkehrsminister Bernreiter reisen nach Plattling, um noch einmal mit Werksleitung und Betriebsrat zu sprechen. Doch das Aus für die Papierfabrik lässt sich nicht mehr abwenden.

Von Johann Osel, Plattling

Die Komplettschließung der Papierfabrik im niederbayerischen Plattling lässt sich nicht abwenden. Der finnische Konzern UPM mache nicht weiter, es würde nichts bringen, politisch Druck zu machen und dem Unternehmen "die Pistole auf die Brust zu setzen", sagte Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) am Donnerstag bei einem Besuch. Aiwanger und Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU), der im Stimmkreis Deggendorf bei der Landtagswahl im Oktober antritt, berieten mit UPM-Vorstand, Werksleitung, Betriebsrat und Kommunalpolitikern über den weiteren Fortgang.

Von einem "traurigen Tag für den Industriestandort Bayern" sprach Aiwanger, schließlich müsse ein "starkes Werk" dichtmachen. Es habe sich hier etwas "zusammengebraut" - der Einbruch des Absatzes, der noch bei einem Drittel einstiger Spitzenleistung vor anderthalb Jahrzehnten liege, sowie die hohen Energiepreise. Die gesamte Papierbranche steht unter Druck, auch andernorts in Bayern.

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In der Vorwoche hatte UPM mitgeteilt, die Fabrik zum Jahresende zu schließen, um die "Kostenwettbewerbsfähigkeit" zu stärken. Sie wurde 1982 gegründet, derzeit produzieren zwei Großmaschinen etwa 600 000 Tonnen Papier im Jahr, zum Beispiel für Magazine oder Kataloge. Erst 2019 hatte man in Plattling eine dritte Maschine stillgelegt, um den wachsenden Kosten zu begegnen. Die Papierfabrik dort gilt als die größte ihrer Art in Süddeutschland.

Nun gelte es, die Mitarbeiter "anständig zu behandeln und unterzubringen", sagte Aiwanger, etwa 500 sind es im Werk und bei direkten Dienstleistern in der Region. Zwar liegt die Arbeitslosenquote im Landkreis Deggendorf bei nur 3,1 Prozent, dennoch müssten "alle Register gezogen werden", denn "niemand soll durchs Raster fallen". Neben dem Sozialplan sollen bereits Vermittlungen mit der Agentur für Arbeit angelaufen sein. Für die "industrielle Weiterverwendung" des Werks mit Gleisanschluss und ohne Altlasten gebe schon Interessenbekundungen, hieß es. Gedankenspiele, dass BMW dort seine im Landkreis Straubing-Bogen geplante und umstrittene Batteriefabrik ansiedeln könnte, werden sich indes nicht erfüllen.

Aiwanger will sich auch um die Lage der Waldbauern unter anderem im Bayerischen Wald kümmern, wenn die Rohstoffbelieferung für UPM entfällt, etwa verstärkte energetische Nutzung des Holzes sei hier angedacht. Er erneuerte seine Forderung nach einem Industriestrompreis, machte hier ein "Totalversagen der Ampel" aus. Bernreiter, früher Deggendorfer Landrat, sprach von einer "Hiobsbotschaft". Die gute wirtschaftliche Entwicklung sei "auch in Niederbayern nicht gottgegeben". Der jetzige Landrat, der frühere Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU), kam auf die emotionale Komponente der Schließung für die Menschen in der Region zu sprechen. Die Fabrik sei als "Herzstück des Plattlinger Industriestandorts" damals entstanden, die Stadt sei mit diesem Werk "hochgewachsen" und habe ihre Entwicklung genommen.

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