Niederbayern:Bürgerbegehren gegen neue BMW-Fabrik

Lesezeit: 3 min

Das neue BMW-Hochvoltbatteriewerk in Irlbach-Straßkirchen, hier eine Visualisierung, darf gebaut werden. So haben es die Bürger mehrheitlich entschieden. (Foto: BMW-Group)

Eine Initiative sammelt Unterschriften für den Erhalt des Ackerlands, auf dem der Autokonzern sein neues Hochvoltbatterie-Werk errichten will. Währenddessen laufen die Planungen für das Projekt auf Hochtouren.

Von Christian Sebald, Irlbach/Straßkirchen

Der Jubel unter den Politikern in Niederbayern war groß, als der Automobilkonzern BMW Ende Februar bekannt gab, dass er das neue Hochvoltbatterie-Werk für die Umstellung seiner Autoflotte auf Elektroantriebe in den niederbayerischen Ortschaften Irlbach und Straßkirchen ansiedeln wird. Es gab aber auch harsche Kritik. Denn für das Projekt wird viel fruchtbares Ackerland verloren gehen. Die Bürgerinitiative (BI) "Lebenswerter Gäuboden" will diesen Verlust verhindern. Sie sammelt seit einer Woche Unterschriften für ein Bürgerbegehren. "Wir wollen unbedingt, dass das Ackerland erhalten bleibt", lautet das Credo von BI-Sprecher Thomas Spötzl. "Die Böden bei uns im Gäuboden zählen zu den fruchtbarsten weltweit."

Die Hürden für das Bürgerbegehren sind nicht allzu hoch. Die zentrale Hürde ist das sogenannte Quorum von zehn Prozent der Abstimmungsberechtigten, die die Initiative per Unterschrift unterstützen müssen. In Straßkirchen mit seinen insgesamt etwa 3400 Einwohnern sind das ungefähr 290 Abstimmungsberechtigte. "Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir das schaffen", sagt Spötzl, "wir sehen zu, dass wir die Unterschriften schnell beisammen haben, damit wir den Antrag auf eine Abstimmung förmlich einreichen können." Ansonsten gibt sich Spötzl zurückhaltend. Die BI konzentriert sich auf Straßkirchen, weil auf dessen Flur neun Zehntel des neuen Werks liegen sollen.

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Das neue BMW-Batteriewerk in Irlbach und Straßkirchen wäre die bedeutendste Industrieansiedlung in Niederbayern seit Jahrzehnten. "Hier entsteht eine hochmoderne Produktion, von der aus zukünftig unsere Automobilwerke in München, Dingolfing und Regensburg mit Hochvoltbatterien versorgt werden", sagt BMW-Produktionsvorstand Milan Nedeljković. Der Automobilkonzern hatte dafür Ende Februar 105 Hektar Ackerland in den beiden, bis dato sehr ländlichen Gemeinden erworben. Laut BMW sollen in einem ersten Abschnitt 60 Hektar Fläche bebaut werden.

Für die verbleibenden 45 Hektar Grund gibt es erste Ausbauszenarien, aber noch keine Entscheidungen über Umfang und Zeitpunkt der Umsetzung. Zudem hat sich BMW eine Kaufoption für weitere 36 Hektar Ackerland gesichert. Ob und wann sie gezogen werden könnte, ist unklar. Das Gelände ist nach BMW-Angaben weiter im Besitz der jeweiligen Eigentümer und wird auch von diesen bewirtschaftet. Damit ist freilich aber auch klar, dass sich das neue Werk einmal auf bis zu 140 Hektar Fläche erstrecken könnte.

BMW: Höchste Standards bei Energieeffizienz

Außerdem hat BMW inzwischen erste planerische Details zu der neuen Fabrik genannt. Danach wird der neue Standort die höchsten Energieeffizienzstandards erfüllen, den Strom für die Fertigung werde man man aus Photovoltaikanlagen und anderen regenerativen Quellen beziehen. Die Abwärme aus der Produktion soll mit Hilfe eines zentralen Wärmespeichers zur Gebäudeklimatisierung genutzt werden. Für die Außenbeleuchtung werde man ein umweltfreundliches Lichtkonzept entwickeln. Die Dächer der Fabrik sollen mit Photovoltaikanlagen belegt werden. Wo das nicht passiert, so können sie begrünt werden.

Vor allem aber will BMW, dass die neue Batteriefabrik schnell vorankommt. Baubeginn soll bereits 2024 sein. Bis dahin ist es wenig Zeit, die Planungsprozesse und Genehmigungsverfahren für Gewerbeansiedlungen ziehen sich für gewöhnlich über Monate, wenn nicht gar Jahre hin. Damit der Zeitplan von BMW gehalten werden, haben Irlbach und Straßkirchen einen Planungsverband gegründet. So können sie das Projekt von ihrer Seite her gemeinsam abwickeln. Bauminister Christian Bernreiter (CSU) hat zugesichert, dass der Freistaat sein möglichstes tun werde, für eine gute Straßenanbindung der neuen Fabrik zu sorgen. Und schon an diesem Montag findet ein erster Termin hierfür statt. Auf ihm klopfen BMW-Vertreter die Pläne erstmals mit den Genehmigungsbehörden ab.

Bürgermeister sind zuversichtlich

Die Bürgermeister von Irlbach und Straßkirchen, Armin Soller und Christian Hirtreiter, sind derweil sehr zuversichtlich, das das Projekt gelingt. "Die Zustimmung aus der Bevölkerung ist immens", sagt Soller. "Und zwar in der gesamten Region." Das ist nicht verwunderlich. Niederbayern ist BMW-Land, mit den Werken in Landshut, Dingolfing und Regensburg ist der Automobilhersteller tief in der Region verwurzelt - auch wenn Regensburg bereits Oberpfalz ist. Aber allein im 20-Kilometer-Umkreis von Irlbach und Straßkirchen leben 7500 BMWler, hinzukommen die vielen Zulieferer, zu denen der Konzern zum Teil Jahrzehnte lange Beziehungen unterhält. "Wo ich hinkomme, werde ich beglückwünscht, dass wir den Zuschlag bekommen haben", sagt Soller. "Das neue BMW-Werk ist eine Riesenchance für eine gute Zukunft."

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