Kurioser Jahresrückblick:Dackel-Hysterie und Phallus-Verlust

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Klar, 2018 war in Bayern Wahlkampf, es gab eine Hitzewelle und jede Menge Skandale. Aber es gab auch sehr unterhaltsame Geschichten über Menschen, Tiere und Kuriositäten.

Die Dackel-Hysterie

Zuletzt geriet Passau immer dann in die internationalen Schlagzeilen, wenn dort Grenzen überschritten wurden. Zwischen Wasser und Land, weil die Flüsse überliefen. Zwischen Idyll und Globalisierung, weil nirgendwo anders so viele Flüchtlinge ankamen. Aber dieses Jahr, endlich, waren die Reporter wegen einer Sache da, die allenfalls Geschmacksgrenzen berühren könnte: der E röffnung des weltweit ersten Dackelmuseums. Das Museum hat es sogar in die New York Times geschafft. 2000 Exponate sind im Museum ausgestellt. Große Dackel, mittlere Dackel, kleine Dackel. Dackel aus Plastik, aus Glas, aus Porzellan. Dackel-Aschenbecher, Dackel-Salzstreuer, Dackel-Bierkrüge. Keine Flut, keine humanitäre Katastrophe, mal was Nettes aus Passau. Oder? Na ja, mancher Passauer fragte schon: Braucht's des? Klar, sagte Museumschef Seppi Küblbeck der britischen BBC: "The world needs a sausage dog museum."

Die Arsch-Debatte

Braucht's des? Das fragten sich auch die Menschen in und um Cham, als sie vom neuen Slogan erfuhren, mit dem der Landkreis künftig um Touristen und Zuzügler wirbt: " Der schönste Arsch der Welt." Die Kampagne ist insofern fragwürdig, weil die Welt ja selbst hinter dem Bayerischen Wald weitergeht. Vor allem aber deshalb, weil im dazugehörigen Werbefilm ein nur sehr knapp bedeckter Frauenhintern in Großaufnahme eingeblendet wird. Im Netz brach daraufhin eine Debatte los: Ist das Sexismus? Nein, hieß es aus dem Chamer Landratsamt. "Das Interesse zeigt, dass wir vieles richtig gemacht haben", sagte der Sprecher des, ähm, Arschlandkreises.

Der Phallus-Verlust

Vieles richtig gemacht hat auch die Erlanger Künstlerin Anna Maria Bieniek mit ihrem Keramikphallus. Vernissage, ihre erste überhaupt. Plötzlich hört sie, wie ein Besucher tuschelt, er habe einen der drei Penisse dekonstruiert, respektive: durch Tölpelei kaputt gemacht hat . Eine Kunstaktion? Nein, ein Versicherungsfall. Wie er ausgeht, wird sich zeigen. Und ob, um an Cham anzuknüpfen, der männliche Vernichter des Phallus im neuen Jahr den Hintern in der Hose haben wird, sich auch öffentlich zu erkennen zu geben.

Der Gedicht-Transfer

Es gibt aber auch Kunstgeschichten, die gut ausgehen, wenigstens irgendwie. Womit man in Rehau wäre, das bislang nicht als Hotspot aufklärerischer Weltkunst galt. Einmal im Leben aber kann jeder Künstler sein, Kleinstädte auch. Und so hat das oberfränkische Rehau seit diesem Jahr eine Wand, auf der das Gedicht "Avenidas" von Eugen Gomringer zu lesen ist. Der Schweizer mit bolivianischen Wurzeln ist seit vielen Jahren Wahlfranke, der Mann hat einfach Geschmack. Weil sie das bisher an die Wand einer Berliner Hochschule geschriebene Gedicht dort plötzlich irgendwie frauenfeindlich fanden, kurioserweise, hat sich Rehau erbarmt. Jetzt steht es nicht mehr in Berlin nachzulesen, sondern in Franken. Gut so.

Der Gans-Beschuss

Ob man irgendwann "gut so" sagen kann, wenn's um die Gänse am Wöhrder See geht? Dafür bräuchte es Wahrsager. Jedenfalls hat der Gans-Beschuss von Nürnberg wenig gebracht. Die Gänse kamen, sahen und ließen sich wieder nieder, Schüsse hin oder her. Verschreckt dagegen hat der Beschuss zahlreiche Tierschützer. Einige von ihnen konnten nicht an sich halten, dem zuständigen Bürgermeister Morddrohungen zu schicken. Was in der kalten Jahreszeit irgendwie besonders merkwürdig klingt. Stichwort: Weihnachtsbraten.

Die Gras-Narbe

Verschreckt ist auch die Giraffe Gaya, ganz ohne Schüsse. Im Mai kam sie aus einem Pariser Tiergarten nach Augsburg. Die Augsburger haben extra ein drei Hektar großes Afrika-Panorama neu gebaut, um der modernen Wildtierhaltung gerecht zu werden. Die Giraffen-Damen Zarafa und Kimara waren schon da, als Gaya einzog. Sie konnte sich mit ihrer Umgebung aber noch nicht anfreunden. In ihrem bisherigen Gehege in Paris gab es kein Gras, nur steinigen Untergrund. Deshalb findet sie die Wiesen im Augsburger Zoo offenbar suspekt. Sie setzt keinen Huf auf das Grün und schreitet ausschließlich die Kieswege entlang, die für sie eigens verbreitert wurden.

Die Hunde-DNA

Das Problem verschmutzter Wege wollte Rödelsee im Landkreis Kitzingen mit kriminaltechnischen Methoden lösen: Der Gemeinderat beschloss im April, die Hundehalter um DNA-Proben ihrer Tiere zu bitten. So wollte man die unschönen Hinterlassenschaften den Urhebern zuordnen. Das Ganze sollte auf freiwilliger Basis geschehen, als Anreiz war ein Rabatt auf die Hundesteuer geplant, die man zur gleichzeitig anheben wollte. Doch der Plan hat sich zerschlagen, als ein fünfseitiger Brief des Landesbeauftragte für den Datenschutz im Rathaus eintraf. Im August hob der Gemeinderat den Beschluss zur Hunde-DNA-Datenbank wieder auf.

© SZ vom 31.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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