Augsburger Zoo:Neue Giraffe mag nicht über Gras laufen

Augsburger Zoo: Gaya (links) mag nicht aufs Gras. Ihre Artgenossinen Zarafa und Kimara haben keine Scheu vor dem Grün und bewegen sich frei im Afrika-Gehege. Gaya nimmt lieber die eigens für sie erweiterten Kieswege.

Gaya (links) mag nicht aufs Gras. Ihre Artgenossinen Zarafa und Kimara haben keine Scheu vor dem Grün und bewegen sich frei im Afrika-Gehege. Gaya nimmt lieber die eigens für sie erweiterten Kieswege.

(Foto: Zoo Augsburg)

Das neue Tier flaniert nur auf den eigens für sie erweiterten Kieswegen. Das mag daran liegen, dass sie Wiesen nicht kennt.

Von Christian Rost, Augsburg

Gaya ist eine imposante Erscheinung. 4,70 Meter groß und rund 800 Kilogramm schwer ist sie, und ein bisschen kapriziös ist sie auch, die Giraffendame im Augsburger Zoo. Mit zwei Artgenossinen lebt das zwölf Jahre alte Tier seit Mai in Schwaben. Drei Jahre lang mussten die Besucher des Zoologischen Gartens auf Giraffen verzichten. Es hatte unter den Tieren tödliche Unfälle gegeben. Eine Giraffe ist von einem Zebra aufgeschreckt worden, lief gegen eine Metallstange und starb.

Als dann auch eine neue Mindesthaltungsnorm für Säugetiere 2014 in Kraft trat, entschied sich die Leitung der Einrichtung, das Giraffen-Gehege vorübergehend zu schließen, es für 900 000 Euro auszubauen und eine neue kleine Herde aufzubauen. Nun sind drei Giraffen wieder eingezogen, und es zeigt sich, dass auch Tiere ihre Marotten haben. Vor allem Gaya fällt mit einem speziellen Verhalten auf: Sie kennt kein Gras und betritt es deshalb auch nicht. Sie flaniert ausschließlich auf Kieswegen durch das drei Hektar große Afrika-Panorama im Augsburger Zoo.

Erst kam die Netzgiraffe Zarafa aus dem tschechischen Brünn nach Augsburg, dann folgte Kimara aus Kronberg bei Frankfurt, und schließlich wurde Gaya mit einer Art hohem Pferdeanhänger von Paris hierher gebracht. Eine vierte weibliche Giraffe soll eventuell noch dazukommen. Die Tiere hätten sich gut eingelebt, sagt Zoo-Direktorin Barbara Jantschke. Doch Gaya kann ihre neue Umgebung noch nicht so recht genießen.

Giraffen sind schreckhafte Tiere, Fluchttiere, wie es in der Fachsprache heißt, und vorsichtig sind sie auch. In ihrer natürlichen Heimat in Afrika meiden sie in Freiheit Sumpfgebiete, die ihnen wegen ihrer langen Beine zum Verhängnis werden könnten. Gaya stammt aus einem Tiergarten in Paris und wuchs dort in einer größeren Herde in einem Gehege auf, dessen Boden ausschließlich aus Mergel bestand, also einem Untergrund aus Sedimentgestein. Rasen oder eine Wiese kannte sie nicht bis zur ihrer Ankunft in Augsburg. Und so nimmt sie ausschließlich die befestigten Wege zum Futterbaum, während Zarafa und Kimara bedenkenlos durchs Gras spazieren.

Auch mit Futter lässt sich die Seniorin des Bestandes nicht aufs Grün locken. Warum ist sie so skeptisch? "Da müssten wir Gaya fragen", sagt Barbara Jantschke. Und was sagt sie? "Nichts", sagt die Zoo-Direktorin. Solange die Giraffe nicht auf die Wiese wolle, werde sie keiner dazu zwingen. "Irgendwann wagt sie es vielleicht doch noch", sagt Jantschke. Womöglich betritt Gaya den Boden, wenn er demnächst friert und mehr Halt bietet. Das warten die Zoo-Mitarbeiter nun gespannt ab. Die Tiere, die die neue Attraktion in der Anlage sind, dürfen auch im Winter raus, so lange es nicht glatt ist und Rutschgefahr besteht.

Möglicherweise ist Gaya ja ein wenig beleidigt, weil das Afrika-Gehege in Augsburg zwar eine schöne neue Umgebung bietet, sie aber nicht mehr ihre geliebten Melonen und Bananen zu fressen bekommt. Die hatte es in Paris immer gegeben. In Augsburg setzt man auf gesunde Kost, weil süßes Obst in größeren Mengen für die Tiere ungesund sei, wie es heißt. Nun gibt's proteinreiches Heu, zuckerfreie Rübenschnitzel, Lauch, Sellerie, Rote Beete und Paprika. Bislang hat ihr die Umstellung von Obst auf Gemüse aber nicht geschadet. Gaya steht gut im Futter, nur ihre Hufe mag sie sich halt nicht schmutzig machen im Gras.

Während die Eingewöhnung der Französin also noch läuft, ist die Leiterin des Zoos längst mit anderen Projekten beschäftigt. Zuletzt wurde das Flamingo-Areal erneuert, momentan wird an einem neuen Elefantenhaus gebaut. Eine Herde mit bis zu fünf Dickhäutern soll dort einziehen. Bislang leben zwei betagte Elefantendamen im Zoo. Mal sehen, wie sich die Neuankömmlinge verhalten, wenn auch sie auf Diät gesetzt werden.

Zur SZ-Startseite
The Indianapolis Zoo's adult male lion named Nyack at the zoo in Indianapolis

Drama in US-Zoo
:Löwin tötet Vater ihrer drei Jungen

Die zwölfjährige Zuri tötete ihren Partner Nyack mit einem Biss ins Genick. Mitarbeiter des Zoos von Indianapolis sind erschüttert. Zuvor habe es keine Anzeichen für eine Aggression gegeben.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: