Eine gute Nachricht in trüben Zeiten: Während die EU-Kommission in Brüssel am Donnerstag die Konjunkturprognose für Deutschland stutzt, verkündet der US-Konzern Microsoft 650 Kilometer weiter östlich, in Berlin, eine frohe Botschaft. Brad Smith, der Präsident des Software- und Technologieunternehmens, gibt nach einem Treffen mit Bundeskanzler Olaf Scholz bekannt, dass Microsoft bis Ende 2025 mehr als 3,2 Milliarden Euro in Rechenzentren im Großraum Frankfurt am Main sowie vor allem in Nordrhein-Westfalen investieren werde. Dies ist die bislang größte Investition der Firma in Deutschland. Und es flössen keine Subventionen, betont der Amerikaner.
Die Rechenzentren bieten Cloud Computing an - Kunden lassen Software dabei nicht auf ihrem Bürorechner laufen, sondern auf den Computern von Microsoft, mit denen sie via Internet verbunden sind. Die Investitionen sollen auch das Angebot an Anwendungen mit Künstlicher Intelligenz (KI) ausweiten. "Wir wollen der deutschen Wirtschaft ermöglichen, von KI zu profitieren", sagt Manager Smith. Das Unternehmen arbeitet unter anderem mit dem KI-Entwickler Open AI zusammen, der Firma hinter der beliebten Internetseite Chat-GPT.
In Deutschland hat Microsoft bislang mehr als 3000 Beschäftigte. Firmen-Präsident Smith sagt, die Investitionen würden direkt nur wenige Jobs schaffen. Aber die Kunden der Rechenzentren profitierten von deren höherer Leistung, was in den Unternehmen zu weiterem Stellenaufbau führen könnte.
In Nordrhein-Westfalen wird Microsoft neue Rechenzentren in den Städten Bedburg und Bergheim errichten, westlich von Köln. Hinzu kommt ein dritter Standort, der noch mitgeteilt werden soll. Die zwei Gemeinden gehören zur Braunkohle-Region Rheinisches Revier. Dort soll 2030 Schluss sein mit dem Tagebau und den Kohlekraftwerken. Daher muss für die wegfallenden Jobs dringend Ersatz her. Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) nennt die Entscheidung Microsofts deswegen einen "großartigen Beitrag zum Strukturwandel im Rheinischen Revier". Sein Parteifreund Volker Mießeler, der Bürgermeister von Bergheim, sagte dem WDR, er erhoffe sich "eine Sogwirkung" durch das Rechenzentrum; weitere Unternehmen könnten sich ansiedeln, um von der Nähe zu der Einrichtung zu profitieren.
Die Chemiebranche leidet sehr
Tatsächlich dürfte die Nähe von Bergheim und Bedburg zu Städten wie Köln, Bonn, Düsseldorf und Leverkusen eine Rolle bei Microsofts Standortwahl gespielt haben. Dort sitzen viele große Konzerne, etwa Bayer und Lanxess, die Deutsche Telekom und DHL, Henkel und Vodafone Deutschland, und die geringe Distanz zum Rechenzentrum beschleunigt die Datenübertragung.
Nordrhein-Westfalen kann gute Nachrichten gerade prima gebrauchen, denn die Wirtschaft in Deutschlands bevölkerungsreichstem Bundesland steckt besonders tief in der Krise. Ein wichtiger Grund ist die große Bedeutung der energieintensiven Chemiebranche - deren Anteil an der Wirtschaftsleistung ist in Nordrhein-Westfalen dreimal so groß wie im Bundesschnitt. Unternehmen wie der Kunststoffproduzent Covestro oder der Spezialchemiekonzern Lanxess leiden heftig unter dem Anstieg der Gas- und Stromkosten der vergangenen Jahre. Doch auch der westfälische Hausgerätehersteller Miele verkündete kürzlich, Jobs zu streichen und Fertigung ins Ausland zu verlagern.