Finanzen kompakt:Öl und 'nen Appelkorn

Lesezeit: 3 min

Zu tief ins Glas geschaut und dann versucht die Zeche zu prellen: Ein Rohstoff-Händler hat betrunken Öl gekauft - und damit den Weltmarkt erschreckt. Außerdem: UBS-Aktionäre sinnen auf Rache.

Ein betrunkener Rohstoffhändler hat im vergangenen Jahr Unmengen Öl aufgekauft und den Ölpreis dadurch auf den höchsten Stand seit acht Monaten getrieben. Die britische Finanzmarktaufsicht FSA bestrafte ihn jetzt mit einer Geldbuße von 72.000 Pfund (89.000 Euro) und einem fünfjährigen Berufsverbot.

Ein betrunkener Spekulant hat durch den Kauf von sieben Millionen Barrel Öl einen Anstieg des Öl-Preises verursacht. (Foto: ag.ap)

Einige Fachanwälte finden das noch viel zu wenig, berichtete die Financial Times. Der Händler sei Alkoholiker gewesen und habe kurz vor der wüsten Spekulation besonders hemmungslos gezecht, teilte die FSA in London mit. Anschließend kaufte er mehr als sieben Millionen Barrel Öl - womit er den Preis um mehr als zwei Dollar in die Höhe schießen ließ.

Da zunächst nicht bekannt war, was der wirkliche Grund für den Anstieg war, löste der Preissprung internationale Befürchtungen aus. Experten meinten, der hohe Ölpreis könne die gerade erst wieder einsetzende wirtschaftliche Erholung gefährden. Der Händler habe nach Angaben der FSA versucht, seine Verantwortung zunächst noch durch Lügen zu vertuschen. Doch die Wahrheit kam bald ans Licht.

Seine Firma verlor durch die Spekulation sechs Millionen Pfund (7,4 Millionen Euro). Der Händler wurde entlassen und machte eine Entziehungskur. Die Tatsache, dass er betrunken gewesen sei, könne sein Verhalten nicht entschuldigen, urteilte die Finanzmarktaufsicht. Er sei einfach keine geeignete Persönlichkeit für eine so verantwortungsvolle Aufgabe im Wirtschaftsgefüge. Aber möglicherweise könne er sich bessern, und deshalb sei das Berufsverbot auf fünf Jahre begrenzt.

Geschäfte mit der Ölkatastrophe
:Schmutziges Geld

Die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko wird als eine der schlimmsten in die Geschichte eingehen. Aber irgendjemand verdient dann doch wieder daran. In Bildern.

Steffen Heinzelmann

Die Sparkassen wollen mit einer neuen Geldkarte die bargeldlose Bezahlung von Kleinstbeträgen ankurbeln. Die Institute wollen hierzu vom zweiten Halbjahr 2011 an die Geldkarten mit einer Zusatzfunktion ausstatten, die schnelles und kontaktloses Bezahlen ermögliche, wie das geschäftsführende Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes, Bernd Fieseler, ankündigte.

Bis Ende kommenden Jahres sollten acht Millionen Sparkassen-Karten mit der neuen Technologie ausgestattet werden, 2014 sollten alle 45 Millionen Sparkassen-Karten über die neue Technologie verfügen. Bei der neuen Technologie muss die Karte nicht mehr in ein Lesegerät eingeführt werden. Nach Worten von Fieseler reicht es, die Karte dicht vor die neuen Lesegeräte zu halten, in sekundenschnelle ist dann die Bezahlung über Funk abgewickelt. Voraussetzung ist, dass die Karte mit einem bestimmten Betrag vorgeladen ist. In Höhe dieses Betrages können alle Zahlungen ohne Eingabe einer persönlichen Identifikationsnummer (PIN) oder Unterschrift geleistet werden.

Bezahlungen bis zu 20 Euro werden derzeit nach Angaben des Verbandes zu über 90 Prozent über Bargeld abgewickelt. Auf diese Kleinstbeträge zielt die neue Technologie ab. Derzeit würden Gespräche mit bundesweiten Filialisten aus der Lebensmittelbranche oder dem Drogeriehandel über die Einführung der neuen Technik geführt, sagte Fieseler.

Ebenso laufe eine Testphase mit den Herstellern von Lesegeräten. Gedacht sei das bargeldlose Bezahlen kleiner Beträge aber nicht nur für Großkunden, sondern etwa auch für Kioskbesitzer. Ein Testlauf sei erfolgversprechend gelaufen, erläuterte Fieseler.

Im Stadion des Fußball-Bundesligisten Bayer 04 Leverkusen könnten Mitglieder des Vereins bereits bargeldlos bezahlen. "Die Caterer im Stadion haben bereits nach wenigen Spieltagen deutlich höhere Umsätze gehabt", erklärte Fieseler. Grund sei, das sich die Wartezeiten verkürzten, da die Zahlungen schneller als mit Bargeld abgewickelt würden.

Der frühere Verfassungsrichter Winfried Hassemer wird neuer Ombudsmann der Kreditauskunft Schufa. Hassemer übernehme die Position ab Donnerstag, teilte die Schufa in Wiesbaden mit. Verbraucher können sich an den Ombudsmann wenden, wenn sie mit dem Schufa-Verbraucherservice keine Einigung in einem Konflikt erzielen konnten.

Die hochrangige Neubesetzung der Funktion sei ein weiterer Schritt, Verbrauchern die effektive und nachhaltige Möglichkeit zu geben, ihre konkreten Interessen zu vertreten, erklärte Schufa-Vorstandschef Rainer Neumann. Hassemer war von 2002 bis 2008 Vizepräsident des Bundesverfassungsgerichts in Karlsruhe.

UBS-Kleinaktionäre wollen die im Zuge der Finanzkrise geschasste frühere Bankspitze nicht ungeschoren davonkommen lasssen. Die Schweizer Aktionärsvereinigung Actares nimmt einen neuen Anlauf für eine Schadenersatzklage gegen das frühere Top-Management der Großbank.

Wie die Vereinigung bekanntgab, tut sie sich mit der belgischen Anwaltsfirma Deminor zusammen, die auf Aktionärsklagen spezialisiert ist. Damit will die Vereinigung auf die erforderliche Zahl von Anteilseignern kommen, die eine Klage unterstützen. Actares drängt die UBS, ihre frühere Konzernspitze um Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel wegen der durch missglückten Investitionen im US-Hypothekenmarkt entstandenen Milliarden-Verluste vor Gericht zu ziehen. Die Bank hat einen solchen Schritt aber als wenig erfolgversprechend und kontraproduktiv abgelehnt.

Bleibt der UBS-Verwaltungsrat bei dieser Haltung, wollen die Aktionärsvertreter Klagen einleiten. Nach den Worten von Actares-Geschäftsführer Roby Tschopp ist ein Gang vor Gericht aber nur möglich, wenn sich genügend Aktionäre - vor allem auch institutionelle Investoren - anschließen. Actares hat nach Tschopps Worten über 1000 Mitglieder, unter denen sich aber praktisch keine großen Investoren befinden. Auch Partner Deminor sucht nach Angaben auf seiner Internet-Seite klagewillige UBS-Aktionäre, will die Liste aber erst am 15. August schließen.

Auf der Generalversammlung im April hatten die Aktionäre der früheren UBS-Spitze für das Jahr 2007 die Entlastung verweigert. Eine Strafanzeige der Sozialdemokratischen Partei der Schweiz (SP) gegen das ehemalige Management war von der Staatsanwaltschaft nicht weiterverfolgt worden.

Katar erwägt einem Pressebericht zufolge, bei der größten griechischen Privatbank einzusteigen. Über seinen Staatsfonds wolle sich das Emirat mit fünf bis sieben Prozent bei der Großbank NBG beteiligen, schreibt die Financial Times unter Berufung auf mit den Verhandlungen vertraute Personen.

Der Anteil soll rund 250 Millionen Euro kosten und könnte das wegen der Schuldenkrise erschütterte Vertrauen in das griechischen Bankensystem wieder verbessern. Die involvierten Unternehmen wollten keine offizielle Stellungnahme abgeben.

Katar ist bereits zu vier Prozent an der drittgrößten Bank Griechenlands, der Alpha Bank, beteiligt. Die griechische Regierung hat von ihren Banken einen Konsolidierungs- und Restrukturierungskurs gefordert.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/AFP/stl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: