Finanzen kompakt:Ansturm auf Schufa-Daten

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Die kostenlose Selbstauskunft bei der Schufa wird von den Verbrauchern massenhaft in Anspruch genommen. Außerdem: Wirtschaftsminister Brüderle ist gegen eine gesetzliche Regelung der Abhebegebühr. Das Wichtigste in Kürze.

Die kostenlose Selbstauskunft bei der Wirtschaftsauskunftei Schufa hat zu einem Ansturm von Verbrauchern geführt. Seit Einführung am 1. April fragten bereits 450.000 Verbraucher ihre gespeicherten Daten ab, wie Schufa-Vorstand Dieter Steinbauer der Tageszeitung Die Welt sagte.

Die Wirtschaftsauskunftei Schufa kämpft bei ihren Daten mit einer hohen Fehlerquote. Auch deswegen können die Verbraucher jetzt einmal im Jahr kostenlos Einsicht in bestimmte Schlüsseldaten nehmen. (Foto: dpa-tmn)

Dieser Ansturm sei "größer, als wir erwartet hatten". Die Zahl der Selbstauskünfte liege etwa 30 bis 40 Prozent über den Werten in der Zeit, als nur kostenpflichtige Auskünfte möglich waren.

Vielfach sind die Einträge nach Angaben der Schufa falsch: Rund ein Drittel der Verbraucher habe "berechtigte Korrekturwünsche", sagte Steinbauer. "Dabei geht es etwa um Konten oder Kreditkarten, die nicht mehr existieren. Diese Einträge löschen wir dann umgehend. "

Die Schufa sammelt die Daten von Bürgern etwa zu Konten, Krediten und Telefonverträgen. Daraus errechnet die Wirtschaftsauskunftei die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern. Seit 1. April können Verbraucher einmal pro Jahr von allen Auskunfteien kostenlos Einsicht in bestimmte Schlüsseldaten verlangen.

Ziel ist es auch, die bei Untersuchungen immer wieder festgestellte hohe Fehlerquote in diesen Daten zu bekämpfen.

Die Vorgänge bei der von der deutschen Bankenaufsicht Bafin geschlossenen Noa-Bank beschäftigen jetzt auch die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft.

Gegen die Gründer und Eigentümer des Unternehmens sei Strafanzeige wegen Untreue eingegangen, sagte ein Justizsprecher und bestätigte damit einen Bericht des Handelsblatts.

Die zum Konzern gehörige Noa Factoring AG soll der Strafanzeige zufolge Forderungen eingezogen, das Geld aber nicht weitergereicht haben. Derzeit werde noch geprüft, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet werde, sagte der Sprecher.

Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) lehnt eine gesetzliche Obergrenze für die Abhebegebühren bei fremden Geldautomaten ab. "Der Staat ist nicht der bessere Unternehmer, nicht die bessere Bank", sagte eine Ministeriumssprecherin in Berlin.

Derzeit gibt es eine Auseinandersetzung zwischen Banken und Sparkassen über die Abhebegebühren. Sparkassen und Volksbanken mit ihrem großen Filialnetz lehnen eine Höchstgrenze für Abhebegebühren bei Kunden anderer Institute ab, die Privatbanken befürworten maximal zwei Euro.

Das Bundeskartellamt hatte eine von der Kreditwirtschaft vorgeschlagene Maximalgebühr von fünf Euro pro Abhebung im Juli als zu hoch abgelehnt und ein Konzept bis Ende August gefordert. Im Gegensatz zu Brüderle droht die Fraktion seiner Partei im Bundestag mit einem Gesetz, falls sich die Branche nicht einigen kann.

Die Europäische Zentralbank (EZB) dürfte den bereits begonnenen Ausstieg aus ihrer expansiven Liquiditätspolitik nicht mehr in diesem Jahr fortsetzen. Hierauf deuten jüngste Äußerungen von Bundesbank-Präsident Axel Weber hin, der auch ein einflussreiches Mitglied im geldpolitischen EZB-Rat ist.

Allerdings bekräftigte Weber die grundsätzliche Notwendigkeit zur Fortführung des Ausstiegs, machte den Prozess aber vom Zustand des Finanz- und Bankensystems abhängig. Entscheidende Exit-Maßnahmen dürften Weber zufolge nicht mehr in diesem Jahr ergriffen werden. Es gebe gute Argumente, mit der Fortführung des Prozesses bis zum Ende des Jahres zu warten, sagte Weber der Nachrichtenagentur Bloomberg. "Der Großteil dieser Diskussion wird sich auf das erste Quartal konzentrieren."

Weber begründete seine Einschätzung mit der erhöhten Unsicherheit in der Liquiditätsposition der Banken um die Jahreswende. Es sei nicht klug, die Liquiditätspolitik der Notenbank zu ändern, ohne diesen Umstand zu berücksichtigen.

Derzeit stellt die EZB den Banken in verschiedenen Refinanzierungsgeschäften unbegrenzt Liquidität zum Leitzins zur Verfügung. Hiervon betroffen sind die Geschäfte über eine Woche sowie einen und drei Monate.

Die HSH Nordbank hat im zweiten Quartal dieses Jahres operativ die Gewinnzone erreicht und damit ihre Verluste reduzieren können. Mit den Kosten für staatliche Garantien und für den Umbau der Bank belief sich der Verlust im ersten Halbjahr auf 380 Millionen Euro, teilte das Institut in Hamburg mit.

Vor einem Jahr waren es noch 619 Millionen Euro. Damit habe die Bank ihr Ergebnis deutlich stärker verbessert als in der Planung vorgesehen. Der operative Quartalsgewinn von 60 Millionen Euro vor Garantiekosten sei ein wichtiger Meilenstein bei der Umsetzung der strategischen Neuausrichtung, sagte Vorstandschef Dirk Jens Nonnenmacher. "Wir halten an unserem Ziel fest, die Bank 2011 wieder in die Gewinnzone zu führen."

Nach der Genehmigung durch das Bundeskartellamt hat der Versicherungskonzern Allianz die Übernahme von circa 80 Immobilien des Discounters Aldi Süd unter Dach und Fach gebracht.

Die Filialen verteilen sich auf Bayern, Hessen, Baden-Württemberg und Rheinland- Pfalz, wie die Allianz Real Estate GmbH am Freitag in München mitteilte. Über das Investitionsvolumen sei Stillschweigen vereinbart worden.

Die Pläne für den Kauf waren bereits vor einigen Tagen bekannt geworden.

© sueddeutsche.de/AFP/Reuters/dpa/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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