Bundesliga:Hertha schlägt Gladbach, auch Dortmund jubelt

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Berlins Davie Selke (l-r), Trainer Pal Dardai und Marton Dardai jubeln nach dem Sieg. (Foto: dpa)

Mit dem zweiten Sieg in Serie springt Berlin auf Rang zehn. Der BVB siegt auch ohne Haaland, ein müdes Leipzig verwandelt sich in der Pause in Dynamit. Alles Wichtige zum Spieltag.

Von Saskia Aleythe, Johannes Kirchmeier und Milan Pavlovic

Hertha BSC - Borussia Mönchengladbach 1:0 (1:0), Tor: 1:0 Richter (40.)

Innenverteidiger ist eine sensible Position im Fußball. Und da erscheint es nur verständlich, dass der Berliner Trainer Pal Dardai am Samstagabend nicht irgendwen aufstellen wollte, als der Abwehrchef Niklas Stark wegen Adduktorenproblemen ausfiel. Dardai brauchte wen, auf den er vertrauen konnte, der seine Ideen möglichst schon lange aufgesogen hat. Insofern verwunderte es nicht, dass er sich letztlich auf die Nummer 31 für den Posten in der Abwehrzentrale neben Dedrick Boyata festlegte. Denn die trägt einer, der ihn schon sehr lange sehr gut kennt: sein Sohn Marton, 19.

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Es war letztlich keine schlechte Entscheidung des Trainers, schließlich gewann seine Hertha am Ende 1:0 gegen Borussia Mönchengladbach. Nicht Dardai, sondern der unter der Saison aus Augsburg verpflichtete Marco Richter schoss den Treffer des Tages mit einem Seitfallzieher. Er schickt seine Berliner damit vorbei an Gladbach auf den zehnten Tabellenplatz. Aber hinten drin verrichtete der 19-jährige Marton Dardai seine Aufgabe souverän und ohne Fehler.

FC Bayern - TSG Hoffenheim 4:0 (2:0) , Tore: 1:0 Gnabry (16.), 2:0 Lewandowski (30.), 3:0 Choupo-Moting (82.), 4:0 Coman (87.)

Eigentlich wollten sie ihr Stadion erstmals wieder komplett voll sehen beim FC Bayern München, nachdem das durch die sogenannte 3G-Plus-Regelung nun wieder möglich ist. Doch statt der erhofften 75 000 kamen dann doch lediglich knapp 60 000 Menschen in die Fröttmaninger Arena. Und die sahen gleich etwas, das ihnen so gar nicht vertraut vorkommen durfte aus der einstmals ausverkauften Arena-Zeit: Robert Lewandowski, Torjäger-Rekordmann vom Dienst, lupfte den Ball zwar wie gewohnt über Torwart Oliver Baumann hinweg, allerdings neben das Tor.

Eine Szene der Marke: Den kann er doch nicht nicht machen. Der Schreck sollte für die Münchner aber nur von kurzer Dauer sein, der Nachmittag wurde doch zur "gmahden Wiesn": Serge Gnabry brachte den FCB nach einer Viertelstunde in Führung. Und dann traf Lewandowski auch noch, als wäre er angestachelt gewesen von seinem Faux-pas per sehenswertem 25-Meter-Schuss. Es war das 18. Bundesliga-Tor des Polen gegen Baumann, gegen keinen Torwart hat er öfter getroffen. Hoffenheim konnte den Toren nichts mehr entgegensetzen, Eric Maxim Choupo-Moting und Kingsley Coman erhöhten stattdessen auf 4:0.

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Berlin und Gladbach liefern sich nicht gerade einen offenen Schlagabtausch, trotzdem fällt ein Tor: Herthas Marco Richter verwandelt unhaltbar zum 1:0. Das reicht zum Sieg.

Die Partie zum Nachlesen im Liveticker

Und was war mit Joshua Kimmich? Der spielte ordentlich, doch das war an diesem Nachmittag nicht das Thema. Sportvorstand Hasan Salihamidzic kündigte an, dass sich der Nationalspieler zu den Spekulationen zu seinem Impfstatus äußern werde. Die Bild hatte berichtet, dass er nicht gegen Covid-19 geimpft sei - was Kimmich später auch bestätigte.

Arminia Bielefeld - Borussia Dortmund 1:3 (0:2), Tore: 0:1 Can (31.), 0:2 Hummels (45.), 0:3 Bellingham (72.), 1:3 Klos (87.)

Der hinter Lewandowski derzeit zweitbeste Bundesliga-Torjäger musste am neunten Spieltag zusehen. Erling Haaland plagt sich mit einer Hüftbeugerverletzung und fällt mehrere Wochen aus. Da traf es sich in der Not gut, dass sein BVB beim abschlussschwächsten Team der Liga antreten musste: Arminia Bielefeld hatte vor der Partie erst vier Treffer erzielt - und konnte beim 1:3 am Samstag auch nur einen draufsetzen.

Emre Can brachte Dortmund per Elfmeter in Führung, einer zugegeben ganz smarten Lösung, um ein Tor zu erzielen in einem Spiel ohne Haaland als Frontmann. Den Rest erledigten Mats Hummels mit einem 16-Meter-Volleyschuss und Jude Bellingham nach einem Solo, zwei äußerst ansehnliche Tore. Fabian Klos durfte kurz vor dem Ende immerhin noch den Arminen-Ehrentreffer per Elfmeter schießen. Der Norweger Haaland bleibt damit nicht nur weiter ärgster Verfolger von Lewandowski, auch sein Klub bestätigte den Status als hartnäckiger Verfolger des FC Bayern München in der höchsten deutschen Fußball-Liga.

RB Leipzig - Greuther Fürth 4:1 (0:1), Tore: 0:1 Hrgota (45./Strafstoß), 1:1 Poulsen (46.), 2:1 Forsberg (53./Strafstoß), 3:1 Szoboszlai (65.), 4:1 Novoa (88.)

Jessy Marsch wünschte sich einen dynamischen Auftritt, und wenn Leipzigs Trainer von "Dynamik" spricht, klingt das wegen seines amerikanischen Akzents wie "Dynamit". Passt auch, nur ließ seine Mannschaft gegen Greuther Fürth eine Halbzeit lang alles vermissen, was mit derlei Energie in Verbindung gebracht werden könnte. Vom durchaus attraktiven Fußball unter der Woche gegen Paris Saint-Germain war nichts mehr zu sehen, Alarm im gegnerischen Strafraum machte allein der Aufsteiger. Die Fürther flutschten wie Seife durch die Leipziger Abwehrreihen - das 0:1 zur Halbzeit durch von einen verwandelten Elfmeter von Branimir Hrgota hatten sich alle Parteien verdient.

Was dann in der Halbzeitpause passierte? Es blieb zunächst das Geheimnis von Marsch und seinem Team, auf jeden Fall war nun bei den Leipzigern Dynamik im Spiel: Yussuf Poulsen besorgte kämpferisch nach einem RB-Vorstoß den Ausgleich, bekam dann im Zweikampf mit einem ungeschickten Marco Meyerhöfer einen Elfmeter zugesprochen, den Emil Forsberg an seinem 30. Geburtstag- knapp, aber platziert - ins linke Toreck bugsierte. Auch beim leicht gelupften 3:1 durch den eingewechselten Dominik Szoboszlai gehörte Poulsen zum Offensivkommando. Danish Dynamite also - es wurde doch noch eine runde Sache.

Und auch, dass durch Hugo Novoa noch das 4:1 fiel, passte zu diesem Tag: Der Spanier ist mit 18 Jahren, acht Monaten und 29 Tagen jetzt der jüngste Bundesliga-Torschütze von RB. Wen er ablöste? Joshua Kimmich.

VfL Wolfsburg - SC Freiburg 0:2 (0:1), Tore: 0:1 Lienhart (27.), 0:2 Höler (68.)

Der SC Freiburg bleibt der einzige ungeschlagene Klub der Bundesliga. Er meisterte die Aufgabe beim VfL Wolfsburg auf eine Art, die beeindruckte: cool in der Defensive und effizient vor dem gegnerischen Tor. Jeder weiß: Gegen Freiburg und den Kunstschützen Vincenzo Grifo sollten man tunlichst Standards vermeiden. Der VfL nahm das nicht ernst genug und musste dafür in der 27. Minute büßen: Grifo schickte einen Freistoß aus spitzem Winkel direkt aufs Tor, Philipp Lienhart beförderte ihn im zweiten Versuch über die Linie - wurde aber zunächst von Schiedsrichter Tobias Welz zurückgepfiffen. Erst bei der Überprüfung der Szene entdeckten die Kontrolleure, dass die Hacke von Mbabu das Abseits aufhob.

So zögerlich die Partie begonnen hatte, so unterhaltsam gestaltete sie sich nach dem 0:1. Besonders spektakulär: Die Szene, in der VfL-Keeper Koen Casteels jenseits der Spielsituation Kübler aus dem Weg räumte, als wäre der Freiburger ein Bowling-Pin - im Grunde ein klarer Strafstoß (31.), doch Schiedsrichter Welz zeigte sich gnädig. Auf der anderen Seite fiel mehrfach Sturmchef Lukas Nmecha auf, doch bei seiner besten Szene böllerte er die Kugel aus zwölf Metern an die Unterkante der Latte.

Nach der Pause wirkte Wolfsburg überlegen, blieb aber ungefährlich. Die Gäste kontrollierten das Match und schlugen eiskalt zu: Nach einem feinen Konter setzte Lucas Höler den Ball ins Netz. Mindestens bis Sonntagnachmittag sind die Freiburger nun Tabellendritter. Wolfsburg hingegen, das mit vier Siegen in die Saison gestartet war, ist seitdem ohne Erfolg und hat aus den fünf Spielen nur einen Punkt geholt.

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