SZ-Podcast "Auf den Punkt":Holodomor in der Ukraine: "Ein Verbrechen, das nicht vergeht"

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"Auf den Punkt" - der Nachrichtenpodcast der Süddeutschen Zeitung. (Foto: SZ)

Gerade wird des Holodomors vor 90 Jahren gedacht, des Hungertods von Millionen Ukrainern unter Stalin. Der Osteuropa-Historiker Martin Schulze Wessel über ein Trauma der ukrainischen Geschichte.

Von Lars Langenau

Vergangenes Wochenende wurde in der Ukraine des Holodomors von 1932/33 gedacht. Montagabend ist dazu eine Gedenkveranstaltung im Berliner Dom geplant. Holodomor - das ist eine ukrainische Wortschöpfung und heißt übersetzt: "Tod oder töten durch Hunger." Und erinnert an die durch Stalins Politik in der ukrainischen Sowjetrepublik herbeigeführte Hungersnot, die Millionen Menschen umbrachte. Ein Genozid, wie der Bundestag vor einem Jahr fraktionsübergreifend anerkannt hat.

In der Nacht vor dem Gedenktag am Samstag war Kiew Ziel des massivsten Angriffs mit Kampfdrohnen seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022. "Das ist kein Zufall", sagt der Historiker Martin Schulze Wessel. In der Ukraine werden "verständlicherweise Parallelen gezogen zwischen der Aushungerungspolitik der Jahre 1932/33 und dem Krieg heute, der sich ja nicht nur gegen die ukrainische Armee, sondern essenziell gegen die Bevölkerung, gegen zivile Infrastrukturen, gegen die Ukraine als unabhängigen Nationalstaat richtet".

Der Professor an der LMU München für die Geschichte der Imperien in Osteuropa fügt hinzu: Der aktuelle Krieg "hat genozidale Aspekte, die der Holodomor auch hatte, und das macht die Gegenwärtigkeit des Holodomor heute aus". Die Lehren der Ukrainer daraus seien, dass man einen starken Staat brauche und eine starke Armee, um sich verteidigen zu können. Schulze Wessel: "Und auch wir sollten Folgerungen daraus ziehen. Man muss die Ukraine umfassend unterstützen, damit sie sich gegen ein Russland wehren kann, das es auf seine Existenz abgesehen hat."

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