Jahresrückblick:17 Grafiken, die 2017 erklären

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Die AfD ist im Bundestag, aber die Regierung fehlt noch, Trump ist im Amt, aber immer unbeliebter, Kim testet Raketen und könnte die USA treffen: ein Blick auf die Zahlen hinter den Geschichten, die das Jahr geprägt haben.

Von Christian Endt, Benedict Witzenberger und Moritz Zajonz

Das Jahr 2017 geht zu Ende. Es war ein aufregendes Jahr, aber auch ein kompliziertes. Zum einen arbeitet Donald Trump als US-Präsident unerlässlich daran, Regulierungen aufzuheben, die Weltordnung zu verändern und sich selbst als Retter seines Landes zu inszenieren. Kim-Jong Uns nukleare Ambitionen vergrößern die Sorge um den Frieden auf der koreanischen Halbinsel. Und in Deutschland wurde eine rechtspopulistische Partei in den Bundestag gewählt. Nicht immer sind Worte ideal, um diese Entwicklungen zu verstehen, manchmal bieten Grafiken einen neuen Blick auf die Geschichte. 14 Grafiken zu den größten Themen des Jahres.

Deutschland wählt - und wartet auf eine Regierung

Das politische Thema des Jahres in Deutschland war ohne Zweifel die Bundestagswahl. Während CDU und SPD deutlich verlieren, gewinnen AfD und FDP zahlreiche Prozentpunkte dazu - in kleinerem Maße auch Linke und Grüne. Bei einer regionalen Betrachtung des Wahlergebnisses zeigt sich die Schwäche von CDU/CSU und SPD in den Städten (dort gewinnen vor allem FDP, Linke und Grüne) - und den Ost-West-Unterschied bei der Wahl von AfD und Linke.

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Zum ersten Mal seit mehreren Jahrzehnten zog eine rechtspopulistische Partei ins Parlament ein: Die AfD. In vielen Regionen wurde sie sogar zweitstärkste Kraft bei den Zweitstimmen.

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Nachwievor hat Deutschland noch keine neue Regierung. Nachdem die Sondierungsgespräche für eine Jamaika-Koalition am 19. November gescheitert waren, sind aktuell Gespräche für eine neue große Koalition geplant. Schon bei der vergangenen GroKo dauerte es von der Wahl bis zur Vereidigung des Kabinetts 86 Tage. Diesmal in jedem Fall länger: Die aktuelle Regierungsbildung ist die längste in der Geschichte der Bundesrepublik. Und sie dauert an.

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Gute Weiterfahrt

25 Milliarden Euro an Strafen und Entschädigungen, ein ehemaliger Manager, der ins Gefängnis umziehen musste: das Manipulieren von Abgas-Messungen bei Dieselautos kam dem VW-Konzern ziemlich teuer zu stehen. Das liegt vor allem an drastischen Urteilen und konsequentem Behördenhandeln in den USA. In Deutschland dagegen hat die Industrie weiterhin nicht viel zu befürchten. Das liegt auch am hiesigen Rechtssystem - üppige Parteispenden sind aber bestimmt genauso wenig von Nachteil wie die mächtige Truppe ehemaliger Regierungsleute, die inzwischen für die Autolobby tätig ist.

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Was steckt hinter Kims Drohungen?

Mit immer neuen Raketentests trieb Nordkoreas Diktator Kim Jong-un die Welt das ganze Jahr über vor sich her. Und jede Rakete flog noch ein bisschen höher und weiter durchs All, worauf Physiker und Geheimdienst-Analysten immer besorgniserregende potentielle Reichweiten des Arsenals errechneten. Inzwischen gilt es als wahrscheinlich, dass das komplette US-amerikanische Festland Opfer eines Angriffs aus Fernost werden könnte. Allerdings sagt die bloße Reichweite nur wenig über die tatsächliche Bedrohung aus: Mit einem atomaren Sprengkopf bestückt, dürfte sich die machbare Strecke aus Gewichtsgründen deutlich reduzieren. Und dann müsste die Waffe auch noch den Wiedereintritt in die Atmosphäre überstehen, was wegen der starken Hitzeentwicklung alles andere als trivial ist. Dass die Abwehrsysteme der USA den Angriff abwehren könnten, ist dagegen eher unwahrscheinlich.

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Hurra, die Welt geht unter

Soll man es wirklich nochmal aufschreiben? Allerspätestens 2017 sind die Folgen des menschgemachten Klimawandels so schmerzhaft offensichtlich geworden - wer es immer noch nicht sieht, der will halt nicht sehen. Die gigantischen Hurrikanes, die heuer unter Namen wie Harvey, Irma und Jose die Karibik verwüsteten, werden durch die Erderwärmung weiter zunehmen.

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Zugleich beschleunigt der Klimawandel das Abschmelzen des Eises an den Polen. In der Antarktis brach im Sommer ein gigantischer Eisberg ab.

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Wissenschaftler präsentierten im Herbst neue Zahlen, wonach 2017 das heißeste Jahr in der Geschichte war. Donald Trump hält derweil am Ausstieg der USA aus dem Welt-Klimavertrag fest.

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Donald Trumps Wahlsieg war für Viele Überraschung und Schock zugleich. Mit knapper Mehrheit setzte er sich gegen Hillary Clinton durch - nachdem er einen Wahlkampf geführt hatte, der von Äußerungen geprägt war, die jeden Politiker im Normalfall das Amt gekostet hätten. Frisch im Amt, setzte er sich mit der "inauguration crowd", der Teilnehmermenge bei seiner Amtseinführung, auseinander. Er behauptete, dass bei seiner Amtseinführung über eine Million Menschen da waren, mehr als bei seinem Vorgänger. Einen Fotovergleich mit Barack Obamas Amtseinführung, der diese Behauptung widerlegt, ließ er nicht gelten.

Ein Bild des Jahres: Die Zuschauer auf der Mall in Washinton, D.C. bei Donald Trumps Amtseinführung am 20. Januar 2017 (links), und bei der von Barack Obama am 20. Januar 2009 (rechts). (Foto: REUTERS)

Knapp ein Jahr später sind die Sprüche nicht weniger geworden. Zwar nimmt die Zufriedenheit unter den Amerikanern immer weiter ab - trotzdem hat er noch seine Unterstützer. Und die bleiben.

Waffen in den USA: Ungleich verteilt

Anfang Oktober tötete ein Schütze von seinem Hotelzimmer aus 58 Menschen und verwundete über 500. Der tragische Höhepunkt des ausgearteten Waffenkults, der in den USA praktiziert wird - von einer Minderheit. Denn entgegen der Vorstellung, dass jeder Amerikaner irgendwo eine Waffe hortet, konzentriert sich die Hälfte der Waffen auf gerade mal drei Prozent der Erwachsenen. Die andere Hälfte befindet sich im Besitz von weiteren 19 Prozent der Erwachsenen und 78 Prozent besitzen überhaupt keine Waffen.

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Die Klubs der Superreichen

Manchester City, Paris Saint-Germain und der FC Chelsea sind die 200-Millionen-Klubs. Mehr als diese Summe haben sie in der vergangenen Transferperiode für neue Spieler ausgegeben. Mit einem neuen Rekord: 222 Millionen Euro soll der Wechsel von Neymar zu Paris Saint-Germain gekostet haben.

Immer mehr Geld überschwemmt den europäischen Fußball - viele Clubs werden von finanzstarken Investoren unterstützt. Dazu kommt ein milliardenschwerer Fernsehvertrag für die englische Premier League. Über alle Ligen hinweg, zeigt sich da ein finanzielles Ungleichgewicht. Und der nächste Rekord dürfte nicht allzu lange dauern.

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Niederlage für die Unabhängigkeitsgegner in Katalonien

Was für ein Jahr in Katalonien. Erst ein umstrittenes Unabhängigkeitsreferendum, bei dem sich eine große Mehrheit für eine Abspaltung der Region von Spanien aussprach, dann die Ausrufung der Unabhängigkeit, woraufhin die Zentralregierung in Madrid die Zentralregierung mithilfe des Artikel 155 der spanischen Verfassung entmachtete. Regionalpräsident Carles Puigdemont flüchtete nach Brüssel und führte von dort aus den Wahlkampf für die neu angesetzten Regionalwahlen. Und die gingen in seinem Sinne aus: Mit einer 2-Sitze-Mehrheit stellt die Koalition der Pro-Unabhängigkeitsbewegung im neuen Parlament den größten Block.

Eine neue Republik

Die Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Frankreich haben nicht nur eine neue Regierung hervorgebracht, sondern auch das Ende einer Ära: Erstmals in der Nachkriegsgeschichte stellen weder Republikaner noch Sozialisten den Staatspräsidenten - die Kandidaten der beiden Parteien erreichten nicht einmal die Stichwahl. Dort setzte sich Emmanuel Macron mit seiner selbstbegründeten Bewegung En Marche gegen Marine le Pen vom Front National durch.

Monopol am Himmel

Es war ein emotionaler Abschied: Unter Fontänen der Flughafen-Feuerwehr hob Ende Oktober der letzte Air-Berlin-Flieger ab. Seitdem streiten sich die übrigen Fluggesellschaften, wie sie den Kuchen unter sich aufteilen sollen. Lufthansa hat das größte Stück bekommen und baut damit die Tochter Eurowings aus. Die Air-Berlin-Tochter Niki, die vorrangig die Mallorca-Touristen befördert hat, ist inzwischen insolvent. Die britische Firma Easyjet darf den ehemaligen Standort von Air-Berlin am Flughafen Berlin-Tegel übernehmen, um den innerdeutschen Wettbewerb wieder anzufachen. Wie es um den Flugverkehr in Deutschland zum Zeitpunkt von Air-Berlins Insolvenz bestellt ist, lesen Sie hier.

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