Krieg in Nahost:USA verhandeln über Einsatz im Roten Meer

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Solidarität mit den Palästinensern im Gazastreifen zeigen die Menschen in Jemen. Von dort aus attackierten Huthi-Milizen Frachtschiffe im Roten Meer. (Foto: Osamah Yahya/IMAGO/ZUMA Wire)

Nach den Attacken von Huthi-Milizen auf Frachter verstärken sich die internationalen Bemühungen um mehr Schutz für die Schiffe. Eine Anfrage ging auch an die Bundesregierung.

Von Paul-Anton Krüger, Berlin

Die von Iran befeuerte Eskalation im Nahen Osten beeinträchtigt massiv den Welthandel. Vier der fünf weltweit größten Containerreedereien meiden nach Beschuss von Schiffen durch die von Teheran unterstützten Huthi-Milizen die Route durch das Rote Meer und den Suezkanal. Die französische CMA CGM und die in der Schweiz ansässige MSC schlossen sich am Wochenende der Entscheidung von Hapag-Lloyd und Maersk an. Zwölf Prozent des weltweiten Handelsvolumens und geschätzt 30 Prozent des Containerverkehrs werden über das Rote Meer abgewickelt, die kürzeste Route zwischen Europa und Asien.

Die Huthis haben seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel Schiffe mit Drohnen, Marschflugkörpern und Raketen attackiert. Zugleich feuern sie Raketen und Drohnen auf Ziele in Israel. Am Samstag wurde der israelische Badeort Eilat getroffen, der am Golf von Akaba liegt. Die US-Streitkräfte teilten mit, der Zerstörer USS Carney habe 14 Drohnen abgeschossen, der britische Zerstörer HMS Diamond eine weitere. Auch die Flugabwehr Ägyptens fing ein Flugobjekt ab. Die USA, Großbritannien und Frankreich haben bereits Kriegsschiffe im Roten Meer, die auch verhindern sollen, dass die Huthis weitere Frachter kapern. Sie haben seit dem 19. November den von einer japanischen Reederei gecharterten Autofrachter Galaxy Leader mit einer Besatzung von 25 Menschen entführt.

Die Huthis gehören zu dem von Iran koordinierten Netz von Terrorgruppen

Die USA verhandeln mit den Niederlanden und anderen Staaten über einen Marineeinsatz im Roten Meer zum Schutz der Schifffahrtsrouten dort. Sie haben auch die Bundesregierung um Unterstützung gebeten. Das Verteidigungsministerium prüft die Anfrage. Der Verband Deutscher Reeder forderte, die Marine solle Schiffe in die Region entsenden. Auch die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), sprach sich dafür aus.

Die Huthis sind eine radikale schiitische Miliz, die im Herbst 2014 Jemens Hauptstadt Sanaa eingenommen und den Norden des Landes erobert hat. Sie kontrolliert die Westküste zum Roten Meer hin, das an der Meerenge Bab al-Mandab nur 29 Kilometer breit ist. Westliche Geheimdienste gehen davon aus, dass Iran ihnen einen Großteil der Waffen geliefert hat, mit denen sie die Schiffe und Israel angreifen.

Die Huthis, die sich selbst Ansarallah nennen, führen den Slogan "Tod Israel!" und "Verdammt seien die Juden!". Sie geben vor, mit ihren Angriffen ein Ende der Militäroperation Israels im Gazastreifen erzwingen zu wollen. Wie die Hisbollah in Libanon, die Hamas im Gazastreifen und schiitische Milizen im Irak und in Syrien gehören sie zu dem von den Revolutionsgarden koordinierten Netz von Terrorgruppen, die Iran als "Achse des Widerstands" bezeichnet.

Washington dringt darauf, dass Israel seine Luftangriffe einschränkt

Unterdessen gerät Israels Regierung wegen der Kriegsführung im Gazastreifen international und innenpolitisch immer stärker unter Druck. Frankreich verlangte Aufklärung über den Tod eines Mitarbeiters seines Außenministeriums in Rafah im Süden des Gazastreifens. Außenministerin Catherine Colonna forderte bei einem Besuch in Israel eine sofortige humanitäre Waffenruhe. Zuvor hatten sich schon ihr britischer Kollege David Cameron und Bundesaußenministerin Annalena Baerbock in einem gemeinsamen Beitrag für die Sunday Times für einen "dauerhaften Waffenstillstand" im Gazastreifen ausgesprochen, allerdings zugleich darauf hingewiesen, dass die Hamas ihren Angriff auf Israel weiter fortsetzt. In Israel kam es zu Demonstrationen, nachdem Soldaten versehentlich drei von der Hamas verschleppte Israelis im Gazastreifen getötet hatten.

Die USA verlangen, dass Israels Militär bei seinen Angriffen im Gazastreifen Zivilisten besser schützt. Nach dem Nationalen Sicherheitsberater Jake Sullivan reist Verteidigungsminister Lloyd Austin nach Israel, um mit Premier Benjamin Netanjahu über die nächste Phase der Militäroperation zu sprechen. Washington dringt darauf, dass Israel seine Luftangriffe einschränkt und am Boden gezielt Kommandos einsetzt, um die Führung der Hamas auszuschalten und die Geiseln der Hamas zu befreien. Der Chef des israelischen Geheimdienstes Mossad sprach am Freitag mit dem Premier von Katar, das in dem Konflikt bereits eine Waffenruhe und die Freilassung von Frauen und Kindern vermittelt hatte, die von der Hamas verschleppt worden waren. Allerdings hat Israel seine Angriffe am Wochenende intensiviert.

Israel öffnete auf Bitten der USA, Deutschlands und anderer westlicher Staaten den Grenzübergang Kerem Schalom für zusätzliche Hilfslieferungen in den Gazastreifen. Die Bundeswehr flog 7,6 Tonnen medizinische Hilfsgüter im Wert von 1,4 Millionen Euro für Patienten aus Gaza nach Ägypten, vor allem Beatmungsgeräte und Brutkästen für Säuglinge sowie Patientenmonitore. Ägypten hatte um die Lieferung gebeten.

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